Mittwoch, 7. August 2024

Faschisten-Briefmarke: Was macht die Landesregierung?

Der Sturm der Empörung über die Sonderbriefmarke für den faschistischen Unterrichtsminister Gentile weitet sich aus. Landeshauptmann Arno Kompatscher spricht von einem „inakzeptablen“ Vorfall und fordert Aufklärung in Rom. Folgen für die Landesregierung schließt Kompatscher aber aus.

Was macht Landeshauptmann Arno Kompatscher nun? - Foto: © DLife

Wer den Schaden hat, braucht sich um den Spott nicht zu sorgen. Die Sonderbriefmarke für Minister Giovanni Gentile wurde vom Ministerium des Made in Italy unter FdI-Minister Adolfo Urso bei der Post in Auftrag gegeben (Hier lesen Sie mehr dazu).

„Und was sollte ich jetzt tun? Die Landesregierung aufkündigen?“

Genüsslich rieb die Süd-Tiroler Freiheit deshalb der SVP unter die Nase, dass sie in der Landesregierung mit derselben Partei im Boot sind, auf deren Kappe in Rom nun die viel kritisierte Briefmarke gehe.

„Und was sollte ich jetzt tun? Die Landesregierung aufkündigen? Kein Mitglied der Landesregierung ist in diesen Vorfall verwickelt“, winkt Landeshauptmann Kompatscher ab. Trotzdem sei der Aufschrei seiner Partei überaus berechtigt. „Allein die Tatsache, dass man einem Minister des faschistischen Regimes diese Ehrung zukommen lässt, würde dazu mehr als reichen“, so Kompatscher.

„Die Briefmarke ist unerhört und inakzeptabel“

Für Südtirol käme noch hinzu, dass Giovanni Gentile für Dekrete verantwortlich war, die zum Verbot der deutschen Schule führten. „Die Briefmarke ist unerhört und inakzeptabel. Wir wollen wissen, wie es dazu kam – und sei es, damit Rom in Zukunft vorab schaut, wen es ehrt.“

„Italien hat die dunkelsten Zeiten nicht aufgearbeitet“

Für die Freiheitlichen ist die Sonderbriefmarke der Beweis, dass „Italien seine dunkelsten Zeiten der Geschichte nicht aufgearbeitet hat und einige Ewiggestrige immer wieder ihr Unwesen treiben.“ Obmann Roland Stauder verweist auf eine Wandersausstellung der Schützen zu den Katakombenschulen anlässlich der 100. Wiederkehr des Inkrafttretens der Lex Gentile vom Oktober 1923.

Viele Südtiroler und italienische Gäste seien damit für den Südtiroler Kulturkampf sensibilisiert worden. „Umso mehr soll von offizieller Seite klar gegen Huldigungen der geistigen Väter der faschistischen Diktatur vorgegangen, die Marke vom Markt genommen werden“, so Stauder.

STOL-Ressortleiter Arnold Sorg fordert in einem Kommentar, dass Italien nun Farbe bekennen muss (Hier lesen Sie mehr dazu).

bv/stol

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