Dienstag, 6. August 2024

Nun muss Italien Farbe bekennen

„Wer immer noch der Meinung war, dass Italien seine faschistische Vergangenheit aufgearbeitet hat, der wurde nun wieder einmal eines Besseren belehrt.“ Ein Kommentar von STOL-Ressortleiter Arnold Sorg.

Arnold Sorg: „Offenbar hat Italien immer noch nichts aus seiner Vergangenheit gelernt.“ - Foto: © ÖA / jaidermartina

Ein Wein mit Hitler-Etikette? Ein Kalender mit Hermann Göring als Star? Eine Briefmarke zu Ehren von Joseph Goebbels? In Deutschland nicht nur undenkbar, sondern verboten. Durch das Wiederbetätigungsgesetz aus dem Jahr 1947.

Nicht so in Italien. Weinflaschen mit Mussolini-Etiketten oder Kalender mit dem faschistischen Führer sorgen zwar immer wieder für eine Welle der Empörung und Unverständnis unter Demokraten, die Duce-Anhänger freut es aber jedes Mal aufs Neue. Und der Mussolini-Geburtsort Predappio in der Emilia-Romagna ist zu einer Pilgerstätte der Post-Faschisten geworden.

Giovanni Gentile war nicht nur einer der Vordenker der faschistischen Ideologie in Italien, er war auch einer der maßgeblichen Säulen der Italianisierung in Südtirol.
Arnold Sorg, STOL-Ressortleiter


Wer immer noch der Meinung war, dass Italien seine faschistische Vergangenheit aufgearbeitet hat, der wurde nun wieder einmal eines Besseren belehrt: Poste Italiane hat eine Briefmarke zu Ehren von Giovanni Gentile drucken lassen (Hier lesen Sie mehr dazu). Ja genau, jener Giovanni Gentile, der im Jahr 1923 die sogenannte „Lex Gentile“ erlassen hat, die im Oktober desselben Jahres in Kraft trat und den Unterricht in deutscher Sprache aus Südtirols Schulen verbannt hat.

Giovanni Gentile war nicht nur einer der Vordenker der faschistischen Ideologie in Italien, er war auch einer der maßgeblichen Säulen der Italianisierung in Südtirol. Offenbar hat Italien immer noch nichts aus seiner Vergangenheit gelernt. Wie sonst kommt es, dass man einen lupenreinen Faschisten noch mit einer Sonder-Briefmarke ehrt?

Es war hier höchst an der Zeit, den politischen Opportunismus auf die Seite zu schieben und die Werte der Südtiroler zu verteidigen. Denn das hat die SVP in den vergangenen Jahrzehnten ausgemacht.
Arnold Sorg, STOL-Ressortleiter


Nur gut, dass auch die Südtiroler Volkspartei in diesem Fall klare Kante zeigt (Hier lesen Sie mehr dazu). Immerhin ist die SVP aus einer antinazistischen und antifaschistischen Bewegung hervorgegangen.

Es war hier höchst an der Zeit, den politischen Opportunismus auf die Seite zu schieben und die Werte der Südtiroler zu verteidigen. Denn das hat die SVP in den vergangenen Jahrzehnten ausgemacht. In den letzten Jahren war oftmals wenig davon zu spüren. Es darf keine Geschichtsvergessenheit geben. Ganz im Gegenteil. Es ist endlich an der Zeit, dass auch Italien mit seiner Vergangenheit aufräumt.

SVP-Obmann Dieter Steger fordert jedenfalls, dass sich die italienische Regierung davon distanziert. Und das muss sie auch. Will sie in Europa nicht in Ungnade fallen.

arnold.sorg@athesia.it

stol

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