Sonntag, 29. September 2024

Teil 5 | Die Meinung der STOL-Leser zur Strafe gegen Direktorin der Goethe-Schule

Der Vorschlag der Direktorin der Bozner Goethe-Schule, eine 1. Klasse mit Kindern ohne Deutschkenntnissen einzurichten, sorgte für großes Aufsehen. Nach dem Veto des Landes leitete Schulamtsleiterin Sigrun Falkensteiner nun ein Disziplinarverfahren gegen die Direktorin ein. Diese Entscheidung sorgte auch bei den STOL-Lesern für viel Zündstoff, die ihre Meinungen dazu der STOL-Redaktion mitteilten.

Der Vorschlag der Direktorin der Bozner Goethe-Schule, eine 1. Klasse mit Kindern ohne Deutschkenntnissen einzurichten, sorgte für großes Aufsehen. - Foto: © unsplash/lpa

„Sonderklassen gibt es in anderen Ländern bereits“

Unsere Politiker sind nur mit der Besetzung und dem Erhalt ihrer Machtpositionen beschäftigt. Hier einige gute Lösungen des Problems in anderen Ländern.

In welchen Ländern müssen Kinder die die Unterrichtssprache nicht verstehen in eine getrennte Klasse?

Die Regelungen zur Unterbringung von Kindern, die die Unterrichtssprache nicht verstehen, variieren von Land zu Land. In vielen Ländern gibt es spezielle Programme oder Klassen für nicht muttersprachliche Schüler, um ihnen beim Erlernen der Unterrichtssprache zu helfen.

Einige Beispiele sind:

1. Deutschland: Hier gibt es oft sogenannte „Willkommensklassen“ oder „Integrationsklassen“, in denen Kinder, die die deutsche Sprache nicht beherrschen, zunächst getrennt unterrichtet werden, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern.

2. Frankreich: In Frankreich gibt es spezielle Klassen für nicht-französischsprachige Kinder, die als „Classes d'Accueil“ bezeichnet werden. Diese Klassen bieten Unterstützung beim Erlernen der französischen Sprache.

3. Vereinigte Staaten: In vielen US-Bundesstaaten gibt es Programme für Englisch als Zweitsprache (ESL), in denen nicht-englischsprachige Kinder oft in separaten Klassen unterrichtet werden, bis sie die Sprache ausreichend beherrschen.

4. Schweiz: In der Schweiz können Kinder, die die Unterrichtssprache nicht verstehen, in speziellen Klassen unterrichtet werden, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern, bevor sie in reguläre Klassen integriert werden.


Siegi Albert, Laas

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„Einfach nur traurig“

So etwas ist doch lächerlich. Wo leben wir eigentlich? Hat eine Person einmal den Mut etwas zu sagen und umzusetzen was sich kein Politiker trauen würde, wird ihr ein Verfahren angehängt. Einfach nur traurig.

Jeder, der dagegen ist, sollte selbst in die Klassen zum Unterrichten gehen. Bei unseren Kindern ist es doch egal, wenn sie nicht lernen oder? Weil die Lehrperson mit Deutschunterricht mit den anderen beschäftigt ist. Diese sollten getrennt werden und eine eigens dafür geschulte Lehrperson bekommen. Aber nicht immer auf die Kosten der Bürger und jetzt noch auf unsere Kinder. Also ich stehe voll und ganz hinter der Direktorin.

Harald Costadedoi

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„Es soll ein Exempel statuiert werden“

Ich bin eine pensionierte Lehrerin und weiß, was in den Schulen so abgeht. Es wird gespart, wo es nur geht – vor allem an Integrationslehrern, Betreuern, unterstützendem Personal.

Meine persönliche Meinung zu dieser Geschichte ist, dass an dieser Direktorin ein Exempel statuiert werden soll, um weitere ähnliche Bemühungen engagierter Direktoren abzuwenden, die der Personalnot entgegenwirken wollen.

Der Gedanke dahinter wird wohl sein, dass der Wille, das Personal aufzustocken, minimal sein wird. Deshalb soll alles weiterhin unter die Decke gekehrt werden, weil in dem so „reichen“ Land Südtirol „so etwas“ nicht ans Tageslicht kommen darf!

Mit dieser Aktion (Disziplinarverfahren) soll den Verantwortlichen vor Ort „die Schneid abgekauft werden“.

Vielen Dank, dass Sie den Menschen ermöglichen, sich zu dieser Angelegenheit zu äußern.


Lea Stampfl, Brixen

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„Eine Farce“

Ich finde das Disziplinarverfahren gegen die Direktorin eine Farce. Es wäre absolut gerechtfertigt, die Klassen der ersten 2 Volksschuljahre zwischen deutschsprachigen und anderssprachigen Schülern zu trennen. Danach besteht sicher die Möglichkeit, beide zusammen weiter zu unterrichten.

Es sollte ein gewisser Druck auf anderssprachige Schüler ausgeübt werden, die deutsche Sprache so schnell wie möglich zu erlernen, damit das Niveau unserer eigenen Kinder nicht stagniert.

Heidi Kustatscher, Auer

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Frau Falkensteiner müsste als ehemalige Grundschullehrerin doch wissen, was Sache ist! Falls ihr dieses Wissen im Elfenbeinturm ihrer schulischen Steuerzentrale abhanden gekommen ist, könnte sie es zum Nutzen aller mühelos auffrischen: Indem sie eine Woche lang in diesem von ihr verordneten ethnischen Konglomerat unterrichtet. Vielleicht urteilt sie dann realitätsbezogener.

Elmar Perkmann, Völs

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„Direktorin hatte die richtige Entscheidung getroffen“

Die Direktorin hatte die einzig richtige Entscheidung getroffen. Die Schüler, egal welcher Herkunft, die kein Deutsch sprechen in einer „Sonderklasse“ zu gruppieren hat nichts mit Rassismus, Ausgrenzung, Absonderung etc. zu tun. Nur auf diese Weise ist es möglich, einen Unterricht gemäß den Bedürfnissen der Schüler zu gestalten und an die Sprachkenntnisse anzupassen.

Diese Maßnahme wäre ein Vorteil für alle Schüler: jene mit deutscher Muttersprache bzw. guten Deutschkenntnissen könnten Ihrem Niveau entsprechend unterrichtet werden und jene, die nicht oder nur kaum der deutschen Sprache mächtig sind, könnten ebenfalls in den Genuss eines Unterrichts kommen, der an ihr Niveau angepasst ist.

So wäre kein Schüler unter- bzw. überfordert, was für ein angenehmes Miteinander der Schüler zuträglich wäre. Kontaktpunkte zwischen Schülern und Klassen gibt es auch sonst noch genug, etwa im Pausenhof oder bei eventuellen Ausflügen die gemeinsam unternommen werden können.

Die Direktorin wird von der Politik an den Pranger gestellt und nun auch noch von ihrer „Vorgesetzten“ Sigrun Falkensteiner „an die Wand gestellt“. Anstelle der Direktorin würde ich den Job kündigen und mir einen neuen Arbeitgeber suchen, der meine Fähigkeiten und meinen Einsatz zu schätzen weiß. Am Arbeitsmarkt sind ja genügend Alternativen vorhanden.

Alex Pedò

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Mut wird bestraft

Ich finde es beschämend, wenn jemand bestraft wird, der den Mut aufbringt schon lange fällige Korrekturen im Schulsystem einzuführen. Natürlich gibt es eine Menge Leute, die es sich leisten können ihre Kinder in Privatschulen zu schicken, aber es gibt auch andere.

Die Politik versagt, schon lange hätte sie einschreiten müssen, um für dieses Problem eine für alle zumutbaren Lösung zu finden. In der Politik wird nur reagiert und nicht vorausschauend agiert.

Robert Sader, Brixen

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„Leider sind die Entscheidungsträger nicht so mutig“

Ich finde es sehr mutig und richtig, dass sich die Direktorin der Schule zu diesem Entschluss durchgerungen hat, ihn leider aber nicht umsetzen konnte. Und ich finde es sehr traurig und für vollkommen überzogen, wenn aus diesem Grund ein Disziplinarverfahren gegen sie eingeleitet wird.

Diese Vorgehensweise sollte eigentlich von oben angeordnet werden, leider sind die Entscheidungsträger und Politiker nicht so mutig, eine solche Entscheidung zu treffen. Sie können zwar gut reden und sich in der Öffentlichkeit gut präsentieren, sonst ist aber oft nicht viel dahinter, es gibt aber zum Glück auch Ausnahmen.

Ich bin nicht gegen Integration und Inklusion, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Die Leidtragenden in diesem Fall sind unsere Kinder und Enkelkinder. Ich bin Vater und Opa. Wenn keine Deutschkenntnisse vorhanden sind, sollen diese Kinder zuerst in einer Sonderklasse unterrichtet und dann erst in die anderen Klassen integriert werden.

Immer wird gepredigt, dass man unsere Kinder fördern und fordern soll. So wird das Niveau immer schwächer, die Stärkeren unterfordert und die Schwächeren zu wenig unterstützt. Um in der Berufswelt später bestehen zu können, braucht es eine gute Basis, dazu gehören die Eltern, ein gutes Schul- und Ausbildungssystem und damit gute Lehrer und Direktoren, die leider aber auch abhängig sind von den Entscheidungen der Politik. Deshalb stehe ich voll hinter der Entscheidung dieser Direktorin und finde es lächerlich, wenn sie aufgrund ihres Mutes jetzt bestraft werden soll.

Günther Falkensteiner, Bruneck

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„Theorie und Praxis sind 2 verschiedene Paar Schuhe“

Laut Erfahrungen der Lehrpersonen, die schon jahrelang unterrichten, ist eine Migrantenquote über 30 Prozent zu viel. Es gibt Schulen mit über 75 Prozent Migrantenquote, die Integration dort ist komplett fehlgeschlagen. Ein normaler Unterricht ist so nicht mehr möglich.

Eltern nehmen ihre Kinder aus dem Unterricht und bringen ihre Kinder in nahegelegene Schulen. Wie kann es sein, dass in einer Klasse mit 22 Kindern, 20 Kinder nicht deutscher Muttersprache sind? Wo sind diese Integrationsstunden und zusätzlichen Lehrpersonen, die Achammer verspricht? Warum entscheiden Leute darüber, die nicht einmal selbst in diesem Beruf tätig sind?

Theorie und Praxis sind 2 verschiedene Paar Schuhe. An erster Stelle sollte die Meinung, das Wissen und vor allem die Erfahrung der Grundschullehrpersonen stehen! Diese müssen endlich ernst genommen werden, denn diese arbeiten mit solchen Klassen und nicht fachfremde Leute oder Lehrpersonen der Oberstufen.

Sonderklasse bedeutet für uns Lehrpersonen nicht, dass alle Ausländer ausgeschlossen werden, das heißt für uns Deutsch und GGN getrennt zu unterrichten und alle übrigen Fächer gemeinsam, so sind die Kinder sehr wohl integriert. Ein Kind, dass kein Wort Deutsch kann, braucht einen ganz anderen Deutschunterricht, als ein deutschsprachiges Kind.

Diese Kinder sind oft maßlos überfordert, sind verständlicherweise frustriert und verlieren die Freude am Lernen und oft auch den Anschluss. Die deutschsprachigen Kinder werden lange schon benachteiligt und das Niveau ist bei Weitem nicht mehr gegeben. Studien dazu sind besorgniserregend!

Es ist nicht möglich so viele unterschiedliche Niveaus in einer Klasse zu unterrichten und jedem gerecht zu werden. Man kann nach anfänglichem Sonderunterricht die Kinder in der Oberstufe z.B. dann auch ganzheitlich wieder zusammenführen. Aber so kann es nicht mehr weitergehen. Immer mehr Lehrpersonen wechseln den Beruf oder flüchten von Brennpunktschulen, die immer mehr werden.

Es ist für uns allerletzte Schublade immer wieder Vergleiche mit Ausgrenzung und Rechtsradikalismus zu machen, was mittlerweile in diesem Zusammenhang auch uns Lehrpersonen unterstellt wird. Wir wollen alle Kinder in ihrem Können unterstützen und sie dort abholen, wo sie gerade stehen. Das was gerade passiert ist für keinen mehr gesund.

Das Direktoren mit Disziplinarverfahren gedroht werden, die hinter ihrem Lehrerkollegium stehen und ihre freie Meinung äußern ist äußerst skandalös. Während gegen wirklich problematische Direktoren nichts unternommen werden kann. Da läuft im System und bei der Leitung gewaltig etwas schief.

Tamara G., Brixen

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„Ein Schaden für alle“

Jahrelang hat das deutsche Schulamt auf die Klagen der Lehrpersonen, der Schuldirektoren und der Eltern der Schulkinder keine effektive Lösungen erarbeitet.

Schulklassen wo die meisten Kinder die deutsche Sprache nicht können, ist eine Wissensvermittlung nur eingeschränkt möglich. Das ist ein Schaden für die deutschen aber auch für die nicht-deutschsprechenden Kinder. Als deutsche Minderheit haben wir über den Pariser Vertrag das Recht einer deutschen Schule bekommen. Das muss von Frau Falkensteiner als wichtige Aufgabe gesehen werden, ansonsten sollte sie ersetzt werden.

Ich unterstütze die erarbeitete Lösung der Direktorin Holzer in der Goetheschule.

Robert Auer

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Beispiele aus anderen Ländern

Die Direktorin der Goethe-Schule hat mit methodisch didaktischem Weitblick meiner Meinung nach die richtige Maßnahme ergriffen. Sie hat nichts anderes gemacht, als das, was an deutschen, österreichischen und anderen Auslandsschulen schon seit Jahrzehnten praktiziert wird.

Dort werden zum allergrößten Teil Kinder eingeschult, die andere Muttersprachen haben. Sie werden durch eine geeignete Methode in Deutsch als Fremdsprache unterrichtet.

Nachdem ich nicht nur Initiator und federführender Autor eines Südtiroler Sprachbuches bin und an mehreren österreichischen Sprachbüchern beteiligt war, verfüge ich über eine zehnjährige Praxis als
Lehrer und pädagogisch-didaktischer Koordinator an einer österreichischen Auslandsschule.

Nachdem es für die erste Klasse keinen geeigneten Unterrichtsbehelf für Deutsch als Fremdsprache gab, haben wir an unsere Schule einen entsprechenden Lehrgang entworfen. Er wurde auch gerne von mehreren deutschen Schulen verwendet.

Sollte die Direktorin der Goethe-Schule Interesse an einem Fachgespräch haben, stehe ich ihr gerne zur Verfügung.

OSR Heinz Schraff

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„Forderungen sind haltlos“

Sigrun Falkensteiner hat in ihrer Funktion als Schulamtsleiterin die Pflicht rechtswidrige Handlungen, die in ihrem Aufgabenbereich fallen und ihr zur Kenntnis gebracht werden, nachzugehen.

Der Führungskraft der Goetheschule wurde bereits im Sommer mitgeteilt, dass eine Klassenbildung so wie sie sie geplant und dann auch durchgeführt hat, den gegenwärtigen gesetzlichen Bestimmungen widersprechen.

Dieser Anweisung wurde nicht nachgekommen und daraufhin wurde die besagte Klassenbildung aufgehoben – mit der Konsequenz, dass ein Disziplinarverfahren eingeleitet wurde, um alle weiteren Schritte zu klären. Im Disziplinarverfahren wird geklärt, wie weit die Verfehlungen gehen, nicht mehr und nicht weniger.

Die Forderung in diesem Kontext, eine Amtsperson soll ihre Funktionen niederlegen, nur weil sie ihre Aufgaben korrekt erfüllt, ist völlig haltlos. Sie widerspricht allen Gepflogenheiten einer Rechtsordnung und spricht auch für die Personen, die diese Forderung stellen.

Gustav Tschenett

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Beigeschmack einer Strafaktion

Für den Bildungslandesrat ist die Einleitung eines Disziplinarverfahrens gegen die Schuldirektorin der Goethe-Schule keine politische Frage. Könnte tatsächlich so sein, wenn dieser verwaltungstechnische Vorgang nicht den Beigeschmack einer Strafaktion hätte.

In den vorangegangenen Wochen der heißen Diskussion wurde nämlich klar, dass das Wohl der Kinder und der Jugendlichen in das Hintertreffen geraten ist und die Auseinandersetzung auf ein Richtig oder Falsch reduziert wurde. Deutlich wurde aber auch, dass der zuständige Landesrat für deutsche Bildung und Kultur den autonomiepolitischen Auftrag nicht erfüllt, der altösterreichischen Volksgruppe in Italien den Unterricht in ihrer Muttersprache zu gewähren und zu garantieren – im Zweifel dafür zu kämpfen.

So ist und bleibt das Disziplinarverfahren nicht unpolitisch – vor allem in Südtirol nicht! Ein Blick in ein Geschichtsbuch dürfte bereits genügen, um es nachvollziehen zu können.

In diesem Sinne wünsche ich dem Land Südtirol eine Schule, die den muttersprachlichen Unterricht ernst nimmt und nicht ständig gegenüber Anderssprachiger abwertet oder aber relativiert.

Armin Plankensteiner, Percha

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„Sollten auf Lehrpersonen hören“

Ich bin eine pensionierte Grundschullehrerin und habe Erfahrung im Unterricht in einer ladinischen Schule gemacht, wo sowohl Italienisch also auch Deutsch Fremdsprachen sind.

Ich fand die Idee der Schuldirektorin eine eigene Klasse für nichtdeutschsprachige Kinder als Vorbereitung und Einführung
sehr angebracht und erfolgsversprechend.

Es schmerzt sehr, dass Politiker und andere Supergescheite immer das Sagen haben, anstatt jene zu Wort kommen zu lassen, die in dieser Sache – im alltäglichen Unterricht – konkrete Erfahrung haben.

Christine Moling, Gadertal

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„Direktorin hat mehr Hausverstand als die Regierenden“

Ich finde es nicht in Ordnung, dass gegen die Direktorin der Goethe-Schule ein Disziplinarverfahren eingeleitet werden soll. Ich kann auch nichts Schlimmes daran erkennen, wenn Kinder, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, für ein Jahr separat gefördert und dann integriert werden.

Damit werden sie ja quasi fit gemacht für den „normalen“ Unterricht. Meines Erachtens hat die Direktorin mehr Hausverstand als die Regierenden in unserem Land.

Helene Ambach-Eller

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„Ein mehr als vernünftiger Vorschlag“

Man fragt sich inzwischen doch schon seit Jahren, wie der zuständige Landesrat und die Schulamtsleiterin derart inaktiv bleiben können bei der sich immer weiter zuspitzende Situation in den Bildungseinrichtungen. Jetzt wird reagiert auf einen mehr als vernünftigen Vorschlag in einer Art und Weise, die deutlich macht, wo die Inkompetenz eigentlich sitzt.

Vielleicht sollte man die Dame von der Goethe-Schule, die offenbar die bessere Einsicht in Notwendigkeiten und Problemlösungen hat, befördern statt bekämpfen und den bisher vorgeordneten Stellen den Rücktritt nahe legen statt sie zu unterstützen, Herr Landeshauptmann. Durchaus sehr wohl auch ein politisches Problem, wie ich finde.

Brigitte Zwick

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„Die Idee wurde schlichtweg ignoriert“

Es ist schlichtweg skandalös, dass eine so durchdachte und mutige Initiative wie die von Christina Holzer nicht die Aufmerksamkeit erhalten hat, die sie verdient.

Statt zu diskutieren und gemeinsam Lösungen zu finden, wurde ihre Idee schlichtweg ignoriert. In einer Zeit, in der wir von Innovation sprechen, in der wir uns als offene und progressive Gesellschaft verstehen wollen, wird eine dringend notwendige Diskussion im Keim erstickt. Wir leben im 21. Jahrhundert!

Es ist inakzeptabel, dass Gedankenanstöße zu solch brennenden Problemen auf der politischen Bühne einfach abgewiesen werden. Als ehemalige Vertretungslehrerin in einer Grundschule habe ich tagtäglich die Missstände in unserem Bildungssystem miterlebt.

Ich bin Jahrgang 2000 und meine eigene Einschulung ist gerade mal 18 Jahre her. Ich erinnere mich noch gut an die ersten 5 Schuljahre, in denen ich ohne größere Schwierigkeiten grundlegende Fähigkeiten in Mathematik, Deutsch, Englisch, Italienisch und anderen Fächern erlernte. Doch heute ist die Situation anders. Nicht, weil Kinder weniger lernfähig wären, sondern weil die Rahmenbedingungen es ihnen zunehmend schwerer machen.

Das Unterrichtsniveau, das ich in meiner Zeit als Vertretungslehrerin erlebt habe, ist mit dem meiner eigenen Schulzeit kaum vergleichbar. Ich habe gesehen, wie engagierte Lehrer über ihre Grenzen hinaus arbeiten – und dennoch scheitern, weil grundlegende Verständigungsprobleme das Lernen blockieren. Das ist nicht nur frustrierend für die Lehrer, sondern auch eine Katastrophe für die Kinder, deren Bildungschancen wir damit opfern.

Wenn einfache Inhalte ständig wiederholt werden müssen, weil die Sprache nicht verstanden wird, leidet die gesamte Klasse. Kinder, die lernen wollen, werden behindert, und diejenigen, die ohnehin schon kämpfen, verlieren endgültig den Anschluss. Wie kann es sein, dass wir in einer Gesellschaft, die auf Chancengleichheit pocht, diese Realitäten ignorieren?

Es ist Zeit, das Tabu zu brechen. Getrennte Klassen? Warum nicht? Vielleicht für einen Monat, eine Woche – das muss getestet werden! Es ist entscheidend, dass wir verschiedene Modelle ausprobieren und herausfinden, was am besten funktioniert. Aber einfach so weiterzumachen wie bisher, das kann keine Lösung sein.

Es ist ironisch, dass wir Schüler über Jahre hinweg dazu erziehen, kritisch und eigenständig zu denken – und dann selbst nicht den Mut haben, unser eigenes System zu hinterfragen. Unser Bildungssystem muss endlich an die Bedürfnisse des 21. Jahrhunderts angepasst werden! Fächer wie Wirtschaft, Recht oder auch mentale Gesundheit, Selbstwertschätzung und persönliche Entwicklung sind heute unerlässlich.

Wie können wir Kinder auf die Zukunft vorbereiten, wenn wir ihnen nicht beibringen, wie sie in dieser komplexen Welt ihren Weg finden?

Christina Holzer hat das Richtige getan. Sie hat eine Debatte angestoßen, die lange überfällig ist. Anstatt sie zu sanktionieren, sollten wir ihr dankbar sein. Denn ihr Mut zeigt nur, wie feige unsere Politik oft ist. Solange solche Diskussionen im Keim erstickt werden, beweist unser Bildungssystem seine eigene Hilflosigkeit. Ich appelliere an alle Verantwortlichen: Es ist Zeit für Veränderungen.

Der Mut diese Veränderung zu wollen ist es, der uns als Gesellschaft voranbringen wird. Holen Sie diese Diskussion zurück auf den Tisch, bevor wir die Zukunft einer ganzen Generation verspielen.

Emely Kirchler, Sterzing

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„Ein Projekt, dem eine Chance gegeben werden müsste“

Wer den Schulalltag auch nur annähernd kennt, muss dem Vorschlag einer solchen „Spracherlernungssklasse“ begeistert zustimmen!

Bei den ganzen Projekten, Testphasen, Neueinführungen die unter der viel zitierten Autonomie der Schule in den vergangenen Jahren immer wieder ausprobiert, eingeführt (und auch wieder verworfen) wurden, wäre dies auf jeden Fall ein Projekt, dem eine Chance gegeben werden müsste! – mit, meiner Meinung nach, ziemlich hohen Erfolgschance!

Ich kenne die Hintergrundinformationen nicht. Aber wie es in der Öffentlichkeit dargestellt wird, wird die Direktorin wegen „Einbringung eines Vorschlages“ mit einem Disziplinarverfahren belangt. Das kann doch nicht euer ernst sein!?

Ulli Markart

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„Würde mich in Grund und Boden schämen“

Ich würde mich als Frau Falkensteiner in Grund und Boden schämen eine solche Aktion zu starten. Wenn jemand Kinder hat, möchten diese immer das Beste für ihre Kinder. Das ist mit diesem alten Schulsystem aber nicht mehr möglich.

Mich würde es nicht wundern, wenn die Anzahl des Lehrpersonals die nächsten Jahre rapide abnimmt. Im Hintergrund wurde mit Sicherheit auch von politischer Seite ein Ruck unternommen, denn einige sind ja strickt dagegen. Es muss unsere Muttersprache im Vordergrund stehen, wir sind Südtiroler und sollten stolz auf unsere Sprache und unser Brauchtum sein.

Robert Hopfgartner

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„Ich sehe hier ein autoritäres und hierarchisches Verhalten“

Ich will nicht bewerten, ob dieses Modell die richtige Lösung für die Problematik gewesen wäre. Aber es ein Schuljahr lang auszuprobieren, wäre es allemal wert gewesen, um daraus anschließend Schlüsse zu ziehen und zu verbessern oder anzupassen.

Was mich am meisten betroffen macht ist, dass Frau Falkensteiner nicht hinter ihren Direktoren und somit auch nicht hinter den Lehrkräften und ihren Herausforderungen steht. Ich sehe hier ein autoritäres und hierarchisches Verhalten.

Unsere Kinder sollen in der Schule freies, eigenständiges Handeln und Denken lernen – erfahrene Pädagogen und Schuldirektorinnen hingegen sollen anscheinend nur „gehorchen“. Was für ein Widerspruch!

Petra Kaser, Brixen

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Großes Lob an Direktorin

Abgesehen vom wichtigen Thema des Erhalts unserer deutschen Muttersprache spreche ich der Direktorin auch aus folgendem Grunde ein großes Lob aus: Sie schätzt die Arbeit ihrer Lehrpersonen und versteht, dass es ohne Kenntnisse der Sprache unmöglich ist, guten Unterricht zu leisten.

Sie schützt damit nicht nur die Kinder, sondern auch die Lehrpersonen, welche durch das heute öfters vorhandenen Sprachendurcheinander ihre Arbeit kaum erfolgreich ausführen können.

Edith Ferstl


Die weiteren Zuschriften unserer Leser zu diesem Thema finden Sie hier.

stol

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Kommentare
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Maria Gasser
30. September 2024 16:24
Ich finde die Kommentare unserer Landesschuldirektorin gegenüber sehr beleidigend und abwertend.
Jeder, der sie kennt, weiß, dass ihr das Wohlergehen der Kinder und Jugendlichen sehr am Herzen liegt und sie sich auch für die Anliegen von uns Lehrpersonen einsetzt. Das Gesetz kann auch sie nicht ändern, Gesetz ist Gesetz!
Wir wissen, dass die Mehrsprachigkeit an unseren Schulen eine große Herausforderung darstellt. Ich hoffe, dass eine grundlegende Lösung gefunden wird, die nicht nur an der Grundschule Goethe anwendbar ist, sondern auch an den Schulen in der Peripherie.
Mit Sicherheit ist Frau Falkensteiner bemüht in diesem Bereich eine Lösung zu finden. Ich schätze ihre Arbeit sehr und hoffe, dass sie noch lange Landesschuldirektorin bleibt.