„Das Forschungszentrum Ispra prüft derzeit die technische Durchführbarkeit von Programmen zur Sterilisierung von Bären im Trentino, die als Alternative zur reinen selektiven Tötung in Betracht gezogen werden könnten“, so Umweltminister Gilberto Pichetto Fratin am Donnerstag bei einer aktuellen Fragestunde im Parlament.
„Potenziell gefährliche Verhaltensweisen der Bären sind oft die Folge von menschlichem Verhalten, das nicht an die Anwesenheit der Tierart in dem Gebiet angepasst ist. In jedem Fall müssen die Interventionsstrategien alle möglichen Maßnahmen berücksichtigen“, erklärte der Minister weiter.
Spagnolli: „Es gibt keine getestete Empfängnisverhütung“ für Bärenweibchen
Die Worte des Ministers lösten kritische Reaktionen aus. „Die Sterilisation von Bären ist offen gesagt eine absurde Idee. Kein Wildtierforscher wird sie jemals befürworten, zum einen, weil es unmöglich ist, Dutzende von Bären in kurzer Zeit einzufangen, und zum anderen, weil es kein getestetes Verhütungsmittel gibt, von dem man sicher sein kann, dass es bei Wildtieren wirkt“, so der Südtiroler Senator und stellvertretende Vorsitzende der Autonomie-Fraktion, Luigi Spagnolli, in einer Pressemitteilung.Nach Sterilisation sei „nicht auszuschließen, dass sie aggressiv werden könnten“
„Es bleibt das grundsätzliche Problem, dass wir nicht wissen, wie Bären, die einer solchen Behandlung unterzogen werden, reagieren könnten. Es ist nicht auszuschließen, dass sie aggressiv werden könnten.Ganz zu schweigen von den Qualen, denen sie ausgesetzt wären, was jedem Prinzip des Tierschutzes zuwiderläuft. Das scheint mir ein absurdes Projekt zu sein, für das uns die ganze Welt auslachen würde“, so Spagnolli abschließend.
Anders sehen die Lage die Tierschützer., die auch ihre Forderung bekräftigten, einen runden Tisch zum Thema Bären einzuberufen, an dem alle Interessengruppen beteiligt sein sollen, allen voran die Tierschutzverbände. „Diese wurden bisher bewusst von jedem Konfrontations- und Vermittlungsversuch ausgeschlossen“, kritisierte etwa die Organisation ENPA.
Das Trentino hatte zuletzt einen Gesetzesentwurf gebilligt, mit dem die Population der Bären eingedämmt werden soll. Der Entwurf sieht die Möglichkeit vor, bis zu 8 Tiere pro Jahr zu töten. Laut jüngsten Schätzungen beläuft sich die Zahl der Bären in dem Gebiet auf mehr als 100 Exemplare.
Im Juli war ein französischer Urlauber von einer Problembärin angegriffen und verletzt worden. Das mit dem Code KJ1 identifizierte Tier wurde kurz darauf entnommen.
Nach Angaben der Provinz Trient hat die Anzahl der Bären in der Region seit Beginn des EU-Ansiedlungsprojekts „Life Ursus“ vor 25 Jahren massiv zugenommen.