Samstag, 12. August 2023

Widmann und Kompatscher: Klare Positionen in offenem Rennen

Seit Thomas Widmann verkündet hat, mit einer eigenen Liste bei den Landtagswahlen anzutreten, scheinen für die anstehenden Landtagswahlen die Karten neu gemischt. Landeshauptmann Arno Kompatscher hat eine mögliche Zusammenarbeit mit Widmann nach den Wahlen schon mal ausgeschlossen – sehr zur Verwunderung von Widmann selbst.

Arno Kompatscher (links) und Thomas Widmann

Es werde ganz sicher keinen Gang nach Canossa geben, hatte Arno Kompatscher am Donnerstag am Rande seiner Bilanz-Pressekonferenz zum Ende der Legislatur auf die Frage nach einer möglichen Koalition mit der Liste „Für Südtirol mit Thomas Widmann“ Journalisten gegenüber wissen lassen. Er denke, es gelte das Prinzip, dass es nur eine SVP gebe und das habe auch der Obmann klar zum Ausdruck gebracht. Es gehe jedenfalls nicht an, dass man nach den Wahlen einfach sagen könne „da sind wir wieder“, so Kompatscher. Es könne nicht jeder sein eigenes Projekt machen und durch die Hintertür einen einfacheren Weg in die Politik wählen. Man könne jedenfalls nicht so tun, als ob nichts gewesen wäre, so der Landeshauptmann in Richtung Widmann.

Bekanntlich hatte Kompatscher nach Bekanntwerden von Abhörprotokollen Widmann aus der Landesregierung ausgeschlossen und seine Kandidatur auf der SVP-Liste verhindert. (Hier finden Sie mehr zum Thema.)

Widmann: „Normalerweise entscheidet nicht Spitzenkandidat einer Partei vor den Wahlen über mögliche Koalitionen“

Widmann selbst zeigt sich verwundert über die von Landeshauptmann Kompatscher getätigten Aussagen. „Normalerweise entscheidet nicht ein einzelner Spitzenkandidat einer Partei vor den Wahlen über mögliche Koalitionen, sondern eine Partei nach den Wahlen – dann, wenn man weiß, wie diese ausgegangen sind“, sagt er. Und als allererstes liege die Entscheidung bei den Wählern. „Wir bieten unser Programm an und dann entscheidet der Wähler, wem er seine Stimme geben wird“, so Widmann.

Politologe Atz: Selbst Regierung ohne Kompatscher denkbar

Die Möglichkeiten, wie es nach den Wahlen weitergehen könnte, sind vielfältig – je nachdem, wie viele Sitze die SVP verliert bzw. wie viele Landtagssitze Widmann mit seiner neuen Liste erringen kann. In einem in der gestrigen Ausgabe der „Südtiroler Wirtschaftszeitung“ erschienenen Interview mit dem Meinungsforscher Hermann Atz zeigt dieser die Vielzahl an Möglichkeiten auf. Er kann sich einen Thomas Widmann in einer Regierung Kompatscher 3 nur sehr schwer vorstellen und zeigt sogar eine weitere mögliche Regierungszusammenarbeit nach den Landtagswahlen auf.

„Die Möglichkeit besteht, dass Kompatscher den Hut nimmt und ein anderer Exponent aus der SVP an die Spitze einer Koalition unter der Beteiligung der Widmann-Liste tritt. Das würde wahrscheinlich etlichen in der SVP gar nicht so schlecht gefallen“, so Atz in der „SWZ“ wörtlich. Alles hänge aber davon ab, wie viele Mandate die SVP erringe bzw. verliere, wie stark die Widmann-Liste, aber auch die italienischen Parteien abschneiden.

De facto hängt alles von den Wählern selbst ab. Und die haben laut Widmann bekanntlich als Erste die Entscheidung. Wie es nach geschlagener Landtagswahl weitergeht, muss sich ab dem 23. Oktober weisen.

Mehr zu den Landtagswahlen im Oktober finden Sie hier.

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em

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