Sonntag, 29. Oktober 2023

Israel weitet Bodeneinsatz im Gazastreifen aus

Israels Armee hat nach eigenen Angaben erneut Hunderte Stellungen der islamistischen Hamas im Gazastreifen angegriffen. Wie das Militär Sonntag früh auf Telegram erklärte, haben Kampfflugzeuge im Verlaufe des vergangenen Tages mehr als 450 Ziele bombardiert, darunter Kommandozentralen, Beobachtungsposten und Abschussrampen für Panzerabwehrraketen. Die Armee erneuerte ihre Aufforderung an die Zivilbevölkerung im Gazastreifen, in den Süden des Küstengebiets zu flüchten.

Stellungen im Gazastreifen angegriffen. - Foto: © APA/AFP / SAID KHATIB

Im Zusammenwirken mit den eigenen Bodentruppen hätten die israelischen Kampfverbände Terrorzellen attackiert, die versucht hätten, anzugreifen und Panzerabwehrraketen abzufeuern, hieß es. Ein israelischer Offizier sei in der Nacht schwer verletzt worden, als er im nördlichen Gazastreifen von einer Mörsergranate getroffen worden sei. Ein weiterer israelischer Soldat sei bei einem Gefecht mit Terroristen ebenfalls im Norden verletzt worden.

Israel erneuert Aufruf zu Flucht in Süden des Gazastreifens

„Zivilisten im nördlichen Gazastreifen und in Gaza-Stadt sollten sich vorübergehend südlich des Wadi Gaza in ein sichereres Gebiet begeben“, sagte Armeesprecher Daniel Hagari in einer am Samstag aufgenommenen und am Sonntag im Onlinedienst X veröffentlichten Erklärung. Dort könnten sie „Wasser, Lebensmittel und Medikamente erhalten“.

Humanitäre Einsätze sollen ausgeweitet werden

Am Sonntag würden zudem die „von Ägypten und den USA geleiteten humanitären Einsätze für den Gazastreifen ausgeweitet“, fügte Hagari hinzu. Ein weiterer Armeesprecher bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass die humanitären Bemühungen am Sonntag erweitert würden.

Das Heimatfront-Kommando der israelischen Armee hatte zuvor auch die Bewohner der südlichen israelischen Städte Ashdod und Ashkelon vor Raketenangriffen gewarnt.

Angriffe im Umkreis des Shifa-Krankenhauses in Gaza

Der palästinensische Rote Halbmond hat eigenen Angaben zufolge von israelischen Behörden die Aufforderung erhalten, das Al-Quds-Krankenhaus im Gazastreifen sofort zu evakuieren. Seit dem Morgen gebe es Angriffe etwa 50 Meter von dem Krankenhaus entfernt, teilt der Rote Halbmond auf Facebook mit.

Auch im Umkreis des Shifa-Krankenhauses in Gaza, das nach israelischer Darstellung auch als Hamas-Kommandozentrum dient, halten sich nach TV-Berichten weiterhin Tausende Zivilisten auf. Die Menschen verblieben im Bereich der größten Klinik des Gazastreifens, die sie offenbar als Zufluchtsort ansehen, wie Fernsehbilder am Sonntag zeigten, unter anderem von Al Jazeera und CNN. Diese zeigten unter anderem, wie Menschen um das Krankenhaus herum unter Zeltplanen campieren. Israelische Medien berichteten zuletzt unter Berufung auf Sicherheitskreise, die Hamas habe rund 30.000 Menschen im Umkreis des Schifa-Krankenhauses konzentriert, damit diese als „menschliche Schutzschilde“ dienen. Dies solle Israel daran hindern, ihre unterirdische Kommandozentrale anzugreifen.

Nutzung des Krankenhauses für „militärische Zwecke“?

Israels Armee hatte zuvor unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mitgeteilt, die Hamas nutze das Krankenhaus als Kommando- und Kontrollzentrum. In Videodarstellungen waren tief in der Erde unter der Klinik zahlreiche Kontrollräume und Verbindungstunnel zu sehen. Die Hamas, die von Israel, der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft wird, bestritt die Nutzung des Krankenhauses für „militärische Zwecke“.

Israel ruft die Zivilbevölkerung in der Stadt Gaza und im Norden seit Wochen dazu auf, sich zu ihrer eigenen Sicherheit in den Süden des Küstenstreifens zu begeben. Auch dort kommt es jedoch zu Luftangriffen.

UNO und EU fordern „sofortige humanitäre Waffenruhe“

Vertreter der UNO und der EU hatten auf eine „sofortige humanitäre Waffenruhe“ gedrängt, um Hilfslieferungen für die Menschen im Gazastreifen zu ermöglichen. Sie forderten unter anderem die Bereitstellung von Wasser, Nahrungsmitteln, Treibstoff und Strom für die notleidende Zivilbevölkerung.

Laut dem Hilfswerk der Vereinten Nationen für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) sind im Gazastreifen Tausende Menschen in Lagerhallen und Verteilzentren eingebrochen und haben diese auf der Suche nach „Grundmitteln zum Überleben“ geplündert. „Das ist ein besorgniserregendes Zeichen, dass die öffentliche Ordnung nach drei Wochen Krieg und strenger Belagerung des Gazastreifens zusammenzubrechen beginnt“, erklärt das Hilfswerk.

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apa

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