Montag, 1. Juli 2024

Israel verstärkt Offensive im Gazastreifen

Nach dem massivsten Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen seit Monaten hat die israelische Armee ihre Offensive in dem Palästinensergebiet verstärkt. Am Montag war nach Armeeangaben eine Raketensalve auf Israel abgefeuert worden, zu der sich der mit der radikalislamischen Hamas verbündete Islamische Jihad bekannte. Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu sprach von einem „schwierigen Kampf“ im Gazastreifen.

Israelische Truppen im Einsatz. - Foto: © AFP / ZAIN JAAFAR

Unterdessen setzte Israel den Leiter der Al-Shifa-Klinik in Gaza sowie weitere palästinensische Gefangene auf freien Fuß. Wie die israelische Armee mitteilte, feuerten militante Palästinenser eine Salve von etwa „20 Geschossen“ aus dem Süden des Küstengebiets auf Israel ab. „Es wurden ungefähr 20 Geschosse identifiziert, die aus dem Gebiet Khan Younis kamen“, erklärte die Armee. Die meisten Raketen seien abgefangen worden, einige von ihnen „schlugen im Süden Israels ein“. Opfer gab es demnach keine. Die Abschussorte der Raketen seien von der israelischen Artillerie getroffen worden, erklärte die Armee.

Die Al-Quds-Brigaden, der bewaffnete Arm der militanten Palästinensergruppe Islamischer Jihad, erklärte, die Raketensalve abgefeuert zu haben. Der Islamische Jihad ist mit der Hamas verbündet. Hunderte Kämpfer beider islamistischer Palästinensergruppen hatten am 7. Oktober einen beispiellosen Überfall auf Israel verübt, der den Krieg im Gazastreifen auslöste.

Bei dem Großangriff wurden nach israelischen Angaben 1.195 Menschen brutal getötet und 251 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt, darunter Frauen und Kinder. 116 befinden sich nach wie vor in der Gewalt der Islamisten, 42 von ihnen sind laut der israelischen Armee bereits tot.

Als Reaktion auf den Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei bisher 37.900 Menschen getötet.

In den ersten Monaten nach Kriegsbeginn griff die Hamas Israel mit tausenden Raketen an und nahm dabei auch Ziele im Zentrum des Landes ins Visier, darunter Tel Aviv und Jerusalem. Mittlerweile sind die Angriffe seltener geworden - zuletzt wurde im Jänner in Tel Aviv und im Zentrum des Landes Sirenenalarm ausgelöst, als die Hamas mindestens acht Raketen aus Rafah auf Israel abfeuerte.

Nach dem erneuten Raketenbeschuss am Montag verstärkte die israelische Armee ihre Offensive in Shujaya, einem Vorort der Stadt Gaza im Norden des Küstengebiets. Die Truppen hätten bei Angriffen in Shujaya „zahlreiche Terroristen ausgeschaltet“, erklärte die Armee. Auch bei Luftangriffen seien „etwa 20“ Kämpfer getötet worden. Die israelischen Streitkräfte seien zudem in Rafah und im Zentrum des Gazastreifens im Einsatz, hieß es weiter.

Zeugen und die Hamas-Zivilschutzbehörde berichteten am Montag von israelischen Luftangriffen rund um Rafah im Süden und in der Flüchtlingssiedlung Nuseirat im Zentrum.

„Dies ist ein schwieriger Kampf, der über der Erde, manchmal im Nahkampf, und auch unter der Erde geführt wird“, sagte Ministerpräsident Netanyahu laut einer Erklärung seines Büros. Jeden Tag würden „Dutzende Terroristen eliminiert“.

Unterdessen wurden der Leiter des Al-Shifa-Krankenhauses und Dutzende weitere von Israel festgenommene Palästinenser aus dem Gazastreifen auf freien Fuß gesetzt. Klinikleiter Mohammed Abu Salmija gab an, in der israelischen Haft „schwerer Folter“ ausgesetzt worden zu sein und einen Daumenbruch erlitten zu haben. Auch würden die Gefangenen körperlichen und psychischen Demütigungen ausgesetzt. Die israelische Armee gab auf Nachfrage der Nachrichtenagentur AFP an, diese „Informationen zu überprüfen“.

Salmija war bei einem israelischen Einsatz in der Al-Shifa-Klinik festgenommen worden. Israel beschuldigt die Hamas, Zivilisten als menschliche Schutzschilde und zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser und Schulen für ihre Infrastruktur zu missbrauchen, unter anderem als Kommandozentralen und Waffenlager - darunter auch das Al-Shifa-Krankenhaus. Die Hamas streitet dies ab.

Unterdessen eskaliert in Israel der Konflikt um die Einführung der Wehrpflicht für ultraorthodoxe Juden. In der Nacht auf Montag protestierten Tausende strengreligiöse Demonstranten in Jerusalem gegen die Anordnung des Obersten Gerichts zu ihrer Armee-Einberufung. Dabei kam es im religiösen Jerusalemer Stadtteil Mea Shearim auch zu Zusammenstößen mit der Polizei.

Das Gericht hatte vergangene Woche mit einem historischen Urteil eine seit langem bestehende Ausnahmeregelung zur Freistellung Ultraorthodoxer vom Wehrdienst gekippt. Die Richter begründeten ihre Entscheidung unter anderem mit der „ungleichen Belastung inmitten eines schwierigen Krieges“. Der Gerichtsentscheid könnte Netanyahus rechtsgerichtete Regierung zu Fall bringen, die auf die Unterstützung ultraorthodoxer Parteien angewiesen ist.

apa

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