Montag, 27. November 2023

Hamas strebt nach Geisel-Freilassung längere Feuerpause an

Die Terrororganisation Hamas hat am Sonntag weitere israelische Geiseln freigelassen und den Wunsch nach einer Verlängerung der bis Dienstag befristeten Feuerpause geäußert. Nachdem am Sonntag eine dritte Geiselgruppe in Israel eingetroffen ist, haben die Terroristen insgesamt 58 Verschleppten die Freiheit zurückgegeben. Mit einer längeren Waffenpause verfolgt die Hamas das Ziel, mehr palästinensische Häftlinge freizubekommen, wie sie am Abend mitteilte.

Noch rund 200 Geiseln sind in den Händen der Hamas. - Foto: © APA/AFP / GIL COHEN-MAGEN

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu bekräftigte am Sonntagabend (Ortszeit) in einem Telefonat mit US-Präsident Joe Biden, dass die Militäraktion zur Vernichtung der Hamas nach dem Ende der Feuerpause weitergehen werde. Er begrüße die Möglichkeit, für jeden weiteren Tag der Feuerpause 10 weitere Geiseln freizubekommen, fügte der diesbezüglich innenpolitisch stark unter Druck von Angehörigen stehende Regierungschef hinzu. Der vom Emirat Katar vermittelte Deal sieht vor, dass Israel für jede freigelassene Hamas-Geisel 3 palästinensische Straftäter aus Gefängnissen entlässt.

Israelischen Medien zufolge schwebte eine der am Sonntag freigelassenen Geiseln in Lebensgefahr. Die 84-jährige Frau sei in einem lebensbedrohlichen Zustand in eine israelische Klinik gebracht worden, hieß es unter Berufung auf das Krankenhaus in Beersheba. Die israelische Armee hatte zuvor mitgeteilt, dass das Rote Kreuz zwölf israelische Geiseln an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Israel übergeben habe, eine weitere sei mit dem Hubschrauber ins Spital gebracht worden. Im Gegenzug erfolgte noch am Abend die Freilassung von 39 palästinensischen Häftlingen aus mehreren israelischen Gefängnissen. Sie alle sind der Gefängnisbehörde zufolge jünger als 19 Jahre, einer von ihnen stamme aus dem Gazastreifen.

Knapp 180 Geiseln sind noch in der Gewalt der Hamas

Insgesamt kamen während der mehrtägigen Feuerpause bereits 58 Geiseln frei. Am Montag wird die Freilassung weiterer Geiseln erwartet, die am 7. Oktober von den Islamisten verschleppt wurden. Die Freude über die Freilassung war am Wochenende groß, wurde allerdings getrübt durch die Sorge um die weiter in Gefangenschaft verbleibenden Menschen. In Israel wird davon ausgegangen, dass noch knapp 180 Geiseln in den Händen der Hamas sind. Unter den seit Freitag Freigelassenen waren 40 Israelis, darunter auch mehrere ausländische Doppelstaatsbürger. Auch die Familie des weiter von den Terroristen festgehaltenen österreichisch-israelischen Staatsbürgers Tal Shoham kam frei.

Zum ersten Mal war am Sonntag mit einem 4-jährigen Mädchen auch eine Geisel dabei, die die US-Staatsangehörigkeit besitzt, wie US-Präsident Joe Biden am Sonntag bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in Nantucket im US-Staat Massachussetts berichtete. „Sie ist frei und sie ist jetzt in Israel“, sagte Biden. „Was sie ertragen musste, ist unvorstellbar.“ Bei dem Terrorangriff vor 7 Wochen waren beide Eltern von Terroristen getötet worden. Das Mädchen wurde in den Gazastreifen verschleppt. Am Freitag wurde es 4 Jahre alt.

Zusätzlich zu den 40 Israelis wurden seit Beginn der Feuerpause insgesamt 18 Ausländer, darunter 14 thailändische, ein philippinischer Staatsbürger sowie am Sonntag auch ein Russe freigelassen. Diese Ausländer kamen unabhängig von dem Geiseldeal zwischen der Hamas und Israel frei. Auch am Sonntag wurden 4 Ausländer freigelassen, die unter Obhut des Roten Kreuzes zum Grenzübergang Rafah an der ägyptischen Grenze gebracht wurden.

„Alle Geiseln müssen von der Hamas freigelassen werden“

Der israelische Ministerpräsident Netanyahu besuchte unterdessen Truppen im Gazastreifen. Er habe sich mit Soldaten und Kommandeuren ausgetauscht und sei über die Sicherheitslage informiert worden, teilte sein Büro am Sonntag mit. „Nichts wird uns aufhalten. Wir sind überzeugt davon, dass wir die Stärke, die Kraft, den Willen und die Entschlossenheit haben, alle Ziele des Krieges zu erreichen und genau das werden wir tun“, sagte Netanyahu bei seinem ersten Besuch im Gazastreifen seit Beginn des Krieges infolge des brutalen Hamas-Angriffs am 7. Oktober.

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) zeigte sich am Sonntag auf X (ehemals Twitter) froh darüber, dass auch die Familie des israelisch-österreichischen Doppelstaatsbürgers Tal Shoham - Frau und Kinder - wieder in Freiheit und Sicherheit ist. Nehammer hatte bei seinem Solidaritätsbesuch in Israel im Oktober dessen Vater getroffen. „Unsere Gedanken sind weiterhin bei Tal Shoham, der immer noch von der Hamas als Geisel gehalten wird. Die Forderung bleibt aufrecht: Alle Geiseln müssen von der Hamas freigelassen werden“, so der Kanzler.

4 Hamas-Anführer sind getötet worden

Der bewaffnete Arm der radikalislamischen Hamas bestätigte unterdessen den Tod von 4 Anführern während des israelischen Militäreinsatzes im Gazastreifen. Die Izz el-Deen al-Qassam-Brigaden bestätigten am Sonntag den Tod von Ahmed Al-Gandur, militärischer Anführer im Norden des Gazastreifens, sowie von 3 weiteren hochrangigen Kämpfern. Israelischen Medien zufolge war unter den Getöteten auch Ayman Sijjam, Anführer der Raketeneinheit der Brigaden.

Bei dem Transport von Hilfsgütern nach Gaza sind auch 61 Lastwagen in dem bis zur Feuerpause heftig umkämpften Norden des Küstenstreifens eingetroffen. Es ist die größte Lieferung dieser Art seit Beginn des Krieges zwischen der islamistischen Hamas und Israel in den nördlichen Gazastreifen. Der Palästinensische Rote Halbmond habe die Lastwagen erfolgreich dorthin gefahren, teilte die Hilfsorganisation am Samstagabend mit.

apa

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