Samstag, 4. November 2023

WHO „schockiert“: Israel greift Krankenwagen im Gazastreifen an

Israels Armee hat im Gazastreifen nach eigenen Angaben einen von der islamistischen Hamas benutzten Krankenwagen angegriffen. Dabei seien mehrere Terroristen getötet worden, teilte sie mit. Das Hamas-Gesundheitsministerium gab dagegen an, es seien Verwundete zum Grenzübergang transportiert worden, damit diese in Ägypten behandelt werden können. Israels Armee beschoss außerdem das Haus von Hamas-Chef Ismail Haniyeh, berichtete der Hamas-Radiosender Al-Aksa.

Beschuss eines Krankenwagens im Gazastreifen. - Foto: © APA/afp / MOMEN AL-HALABI

Der Angriff auf den Krankenwagen geschah nach palästinensischen Angaben vor dem Eingang des Shifa-Krankenhauses in der Stadt Gaza. 13 Menschen seien dabei getötet und 26 weitere verletzt worden. Die Angaben beider Seiten ließen sich zunächst nicht unabhängig prüfen.

Bei Angriffen am Samstag wurden zahlreiche Menschen verletzt – darunter auch viele Kinder:

Nach Beschuss des Krankenwagens: Guterres „entsetzt“

UNO-Generalsekretär António Guterres zeigte sich vom Beschuss des Krankenwagens „entsetzt“. Guterres erklärte, die Bilder von auf der Straße liegenden Leichen seien „erschütternd“. Er habe die von der Hamas in Israel verübten Terroranschläge „nicht vergessen“, hieß es in einer Stellungnahme von Guterres vom Freitagabend. Zugleich fügte Guterres an, die Zivilbevölkerung in Gaza, darunter auch Kinder und Frauen, werde „seit fast einem Monat belagert, Hilfe verwehrt, getötet und aus ihren Häusern gebombt“. Der UNO-Generalsekretär rief erneut zu einem humanitären Waffenstillstand auf und betonte, dass das humanitäre Völkerrecht eingehalten werden müsse. Er forderte erneut die Freilassung der Geiseln. Zivilisten dürften auch nicht als menschliche Schutzschilde missbraucht werden.

Foto: © APA/afp / MOMEN AL-HALABI



Israel wirft der Hamas seit langem vor, ihre Kommandozentren, Waffenlager und Raketenabschussrampen gezielt in zivilen Einrichtungen wie Krankenhäusern und Schulen zu platzieren oder in Tunneln darunter - damit sie nicht aus der Luft bombardiert werden.

„Patienten, medizinisches Personal, Einrichtungen und Krankenwagen müssen jederzeit geschützt werden. Immer.“

Auch der Chef der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, zeigte sich auf der Plattform X (Twitter): „zutiefst schockiert“: „Wir wiederholen: Patienten, medizinisches Personal, Einrichtungen und Krankenwagen müssen jederzeit geschützt werden. Immer.“ Der WHO-Chef forderte ebenfalls einen sofortigen Waffenstillstand.

Foto: © APA/afp / MOMEN AL-HALABI



Unterdessen tötete die israelische Armee nach eigenen Angaben bei einem weiteren Bodeneinsatz gegen die radikal-islamistische Palästinenser-Organisation im Gazastreifen „Dutzende Terroristen“. Es habe am Vortag zahlreiche Versuche gegeben, die israelischen Truppen aus Tunnelschächten und militärischen Einrichtungen im nördlichen Gazastreifen anzugreifen, teilte die Armee am Samstagmorgen mit. Die Soldaten hätten Terroristen getötet, Waffen der Hamas gefunden und Tunnelschächte freigelegt, die für Terrorzwecke genutzt würden.

In der Nacht führte die israelische Armee zudem im südlichen Gazastreifen eine gezielte Razzia durchgeführt, um Gebäude zu räumen und Sprengsätze zu entschärfen. Während des Einsatzes seien die Truppen auf eine Terrorzelle gestoßen, die aus einem Tunnelschacht gekommen sei. Die Truppen hätten auf die Terroristen gefeuert und sie getötet, hieß es.

Israelische Armee: Panzer trifft Terrorzelle

Außerdem wehrte die israelische Armee nach eigenen Angaben Attacken von Terroristen aus dem Libanon ab. Wie die Armee in der Nacht auf Samstag auf Telegram bekanntgab, soll eine „Terrorzelle“ am Vortag versucht haben, Panzerabwehrraketen auf das Gebiet des Kibbuz Yiftah im Norden Israels abzuschießen. Ein Panzer der israelischen Armee habe die Terrorzelle getroffen. Zudem habe sich ein Terrorist aus dem Libanon dem Grenzgebiet in der Nähe der Gemeinde Shelomi genähert und sei von einem israelischen Kampfflugzeug getötet worden.

Israels Armee beschießt Haus von Hamas-Chef Ismail Haniyeh

Das israelische Militär beschoss nach Angaben des Hamas-Radiosenders Al-Aksa darüber hinaus das Haus von Haniyeh. Der Chef der Hamas lebt seit 2019 nicht mehr im Gazastreifen und hält sich seitdem in der Türkei und in Katar auf. Es war allerdings unklar, ob sich Familienangehörige des Hamas-Chefs zu dem Zeitpunkt in dem Haus aufhielten.

US-Regierung rechnet mit einem stärkeren „taktischen Fokus auf die Bodenkampagne“

Die US-Regierung rechnet einem Medienbericht zufolge in den nächsten Tagen mit einer neuen Phase in Israels Vorgehen gegen die Hamas-Terroristen im Gazastreifen. Der US-Sender CNN berichtete in der Nacht auf Samstag unter Berufung auf einen ranghohen Regierungsbeamten in Washington, man rechne mit einer Reduzierung der Luftangriffe und einem stärkeren „taktischen Fokus auf die Bodenkampagne“.

Dabei dürfte es dem zitierten Beamten zufolge darum gehen, das riesige Netz unterirdischer Tunnelkomplexe zu räumen, von denen aus die Hamas operiere. Da weiterhin humanitäre Hilfe in den Gazastreifen fließe, erwarte die US-Regierung in Bezug auf die bisher massiven Luftangriffe der Israelis „eine Verringerung dessen, was wir gesehen haben“, hieß es in dem Bericht weiter.

Mehr als 12.000 Ziele im Gazastreifen angegriffen

Seit den groß angelegten Terrorangriffen der im Gazastreifen herrschenden Hamas Anfang Oktober mit 1400 Toten griff Israel eigenen Angaben zufolge mehr als 12.000 Ziele im Gazastreifen an. Inzwischen rücken auch Bodentruppen gegen Hamas-Terroristen und militärische Ziele vor.

Mehr zum Nahost-Konflikt lesen Sie hier.

apa/ansa/stol

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