Samstag, 20. Juli 2024

Problem Wolf und Bär: Das ist die Meinung unserer Leser | Teil 1

Beinahe jeder Dritte in Südtirol traut sich wegen Bär oder Wolf nicht mehr in den Wald. Wie ergeht es Ihnen mit der Rückkehr des Großraubwildes? Das wollten wir von den Südtirolern wissen. Unzählige Zuschriften sind in der Redaktion eingelangt. STOL veröffentlicht hier den ersten Teil der Meinungsbeiträge seiner Leser.

Wolf und Bär: Es scheint so langsam aus dem Ruder zu laufen. - Video: stol

„Menschenschutz geht vor Tierschutz!“

Dr. Dr. Helmut Schmidt, München

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„Ich bin total dagegen und für die Entnahme. Ich fühle mich nicht mehr sicher und traue mich speziell abends und nachts nicht mehr zu spazieren.“


Anita Steger, Enneberg

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„Funktionierendes Ökosystem gewährleisten“

„Da ich selbst viel im Wald unterwegs bin (öfters auch im Trentino) und auch selbst schon unschönere Erfahrungen mit Petz gemacht habe (immer im Trentino), würde ich eine andere Herangehensweise an das Thema Bär befürworten. Wenn der Bär nicht zum Abschuss freigegeben wird, dann sollte wenigstens ein Bärenspray legalisiert werden, damit man sich relativ sicher im Wald bewegen kann. Ich finde es zum Teil lächerlich, dass man in vielen Ländern Europas problemlos ein Bärenspray kaufen kann, bei uns hingegen nicht. Ich befürworte den Abschuss von Bären, wie ich jenen zum Beispiel von Rotwild befürworte. Einfach um ein funktionierendes Ökosystem Wald zu gewährleisten. Ich bin hingegen gegen die komplette Entnahme des Bären, da dieser eben auch dem Ökosystem guttut (dasselbe gilt für den Wolf).“

Benjamin Masé, Bozen

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„Realitätscheck ist unbedingt notwendig“

„Vorneweg: Ich bin absoluter Tierliebhaber. Aber Wolf und Bär gehören nicht auf ein stark anthropisiertes Gebiet wie Südtirol. Solche Großraubtiere gehören nach Kanada, Russland... Gebiete, in denen Tausende Quadratkilometer Wildnis diesen Tieren zur Verfügung stehen. Nach all diesen Angriffen auf Nutztiere und Menschen könnte ich nicht ausschließen, dass man die Verantwortlichen dieses Projektes wegen Verbrechen gegen die Menschheit zur Rechenschaft ziehen sollte. (Nicht umsonst ist Wolfsgruber ein bekannter Nachname im alpinen Raum...) Ein knallharter Realitätscheck ist unbedingt notwendig, ,es konn net so weitor gian‘.“

Matteo d'Arma, Untermoj

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„Aktiv nach Lösungen suchen“

„Warum werfen Sie in Ihren Berichten und Recherchen mal nicht einen Blick in die USA? Kann man da vergleiche ziehen? Was dort eigentlich gang und gäbe ist, ist dass man sich Bear Spray kauft und bei Wanderungen in der Wildnis mit sich führt. Hier im Trentino/Südtirol kann man das noch nicht mal kaufen… Ich glaube, die Leute sollten mal aus ihrer Komfortzone raus und schauen, wie man andere Lösungen finden kann, die in anderen Ländern funktionieren. Auch wenn man hier mehr als konservativ denkt, sollte es möglich sein, neue Gedankengänge zu öffnen und aktiv nach Lösungen zu suchen. Das Geschrei nach Abschüssen ist meiner Meinung nach lächerlich und populistisch.“

Moritz Kessler, Bozen

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„Kein Platz für diese Wildtiere“


„Meiner Meinung nach gehören Bär und Wolf nicht mehr hierher, die Bevölkerungsdichte ist zu eng und es ist kein Platz für diese Wildtiere. Und eines ist sicher: Wird nichts unternommen, wird sich die Lage in Zukunft leider sehr verschlimmern. Es ist eine Zumutung, sich nicht mehr getrauen zu können, sich frei im Wald bewegen zu können.“

Thomas, Lana

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„In Südtirol ist kein Platz für Bär und Wolf!“

Josefa Pircher

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„Es gibt noch andere schöne Ecken, wo es nicht so gefährlich ist wie in Südtirol“

„Wir fahren jetzt nun mehr als 28 Jahre im Sommer nach Schenna zum Wandern und im Winter nach Kolfuschg zum Skifahren. Südtirol ist ein wunderschönes Land mit einer atemberaubender Bergvielfalt. Mit großer Sorge verfolgen wir nun die Geschehnisse rund um Bär und Wolf. Beides sind gefährliche Raubtiere und sollten nur unter Kontrolle einen Lebensraum haben. Was Südtirol oder Italien hier machen, ist unverantwortlich. Nicht nur seitdem der Jogger von einem Bären getötet wurde, sondern auch schon vorher. Es hat sich vieles ins Schlechte verändert. Was muss denn noch passieren? Noch ein toter Tourist vielleicht, damit man endlich aufwacht? Hat man nicht schon genug Probleme? Wartet man die ersten Stornos der Buchungen von Touristen ab? Wird man erst wach, wenn es ans Geld geht? In unseren Augen ist diese Entwicklung unverantwortlich. Wer bringt den Hinterbliebenen denn die Todesnachricht? Die Befürworter der Bärenpopulation? Sicher nicht. Hier sollte nun schnell ein Umdenken stattfinden, sonst haben Sie ein schönes Land, aber keine Touristen mehr, die Ihnen den Wohlstand bringen. Dieses Jahr fahren wir noch mal nach Südtirol. Vielleicht zum letzten Mal. Es gibt noch andere schöne Ecken, wo es nicht so gefährlich ist wie in Südtirol. Einfach mal drüber nachdenken. Mehr braucht es nicht. Weiterhin eine gute Zeit.“

Gerd Peters, Langenfeld (D)

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„Unternehme keine Wanderungen in menschenleere Waldgebiete mehr“

„Ich lebe in Tisens/Gfrill, in einem von Landwirtschaft und Viehzucht geprägten Dorf, habe 2 Hunde und bin demnach täglich im Waldgebiet unterwegs. In all den Jahren bin ich niemals einem Bären oder Wolf begegnet, sehr wohl aber ihren Spuren. Aus einem inneren Gefühl heraus unternehme ich keine großen Wanderungen in menschenleere Waldgebiete mehr. Gerade das finde ich in einem Land wie unserem äußerst schade, wo wir doch eigentlich die Natur in vollen Zügen genießen könnten. Ich habe grundsätzlich nichts gegen den Wolf und den Bär, diese müssen sich auch ernähren und fortpflanzen, aber hier bei uns sind die Waldgebiete viel zu klein, die Grünflächen zu bewirtschaftet und die Berge viel zu erschlossen, dass wir friedlich und gefahrlos mit diesen Tieren zusammenleben könnten. Es sieht so aus, als wäre es höchste Zeit einen Plan ,auf den Weg‘ zu bringen.“


Martha Leiner, Tisens/Gfrill

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„Wir haben Angst, weil wir gehörlos sind. Wir hören nicht von hinten.“

Elmar Dejaco

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„So kann es nicht weitergehen! Die Menschen haben Angst! Ich bin zwar Tierliebhaberin, aber in diesem Fall muss etwas unternommen werden. Es kann nicht sein, dass wir in Angst leben müssen. Die Anzahl der Wildtiere sollte beobachtet werden, wenn zu viele in einer kleinen Fläche vorhanden sind, sollte man abwägen: Kann man die Tiere in ein größeres Gebiet verlegen oder gezielt einschläfern!“


Bruna Corteletti Bertinazzo, Branzoll

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„Den Hund nehmen wir gar nicht mehr mit“

„Wir Wohnen in Wald-Nähe in Tisens und fühlen uns stark eingeschränkt, wenn wir im Wald oder auf Forststraßen spazieren gehen. Den Hund nehmen wir gar nicht mehr mit. Wieso lässt man solche Wildtiere nicht in den Städten frei rumlaufen?“

Rudl Kaufmann, Tisens

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„Diese Tiere gehören weg – zu 100 Prozent“

„Ich komme aus dem Eisacktal und kann nicht verstehen, warum im Trentino ein solches Programm mit Bären/Wolf aufgenommen wurde, wenn man weiß, dass bei uns sehr viele Touristen und Einheimische in den Bergen unterwegs sind. Meine Frage ist, wer hat eigentlich den Nutzen, wenn ein Bär und ein Wolf in den Bergen ist? Ich denke, niemand, also was soll’s? Für mich gehören diese Tiere absolut weg – zu 100 Prozent. Die Alten waren nicht dumm und haben sie ausgerottet. Es gibt genügend Lebensräume für diese Tiere in anderen Ländern weitab, wo es fast keine Zivilisation gibt.“

Edmund Griesser

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„Ich gehe nicht mehr in den Wald oder auf die Alm, weil ich zu viel Angst habe. Meine Meinung ist, man sollte diese Tiere einfangen und an einen Ort bringen, an dem sie den Menschen nicht gefährlich werden.“

Margit Ploner, Klausen

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„Warum werden diese Wildtiere nicht auf einen ,verträglichen Stand‘ entnommen? Auch das Rotwild wird auf eine geringe Menge reduziert, wenn die Population zu stark wird und Schäden verursacht.“

Annamaria Zierlein

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„Wenn die Mehrheit der STOL-Leser glaubt, sie könne wegen Wolf und Bär nicht mehr im Wald spazieren gehen, dann stellt das keine objektive Gefahr dar, wird von Ihnen aber mehr oder weniger täglich so dargestellt.“

Ludwig Thoma, Prad am Stilfserjoch

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„Muss das Risiko eingegangen werden?“

„In den vergangenen Jahren wurden vermehrt Bären und Wölfe in unseren Wäldern gesichtet. Während einige die Rückkehr dieser Wildtiere als Erfolg für den Naturschutz feiern, gibt es auch viele, die diese Entwicklung kritisch sehen – so wie ich. Hier einige Argumente dafür:

1. Angst vor Angriffen: Viele Menschen haben Angst vor Bären und Wölfen. Die Vorstellung, diesen Tieren beim Wandern oder im eigenen Garten zu begegnen, löst bei vielen Unbehagen aus.

2. Gefährlichkeit: Auch wenn Angriffe selten sind, bleibt die Frage: Muss das Risiko eingegangen werden? Die Vorstellung, dass Bären und Wölfe Menschen gefährlich werden könnten, ist für viele besorgniserregend.

3. Schäden an Nutztieren: Immer wieder gibt es Berichte über gerissene Nutztiere. Dies führt zu wirtschaftlichen Schäden und emotionalem Stress für Landwirte und Tierhalter.“

Erna Kröss, Innerpens/Sarntal

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Dem Aufruf von „Dolomiten“ und STOL, Meinungsbeiträge zum Thema Großraubwild einzusenden, sind sehr viele Leser gefolgt. STOL wird sie über die nächsten Tage verteilt in mehreren Teilen veröffentlichen.

stol

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