Sonntag, 15. September 2024

„Katastrophe epischen Ausmaßes“ – 5 Tote in Rumänien – 10.000 Tschechen evakuiert

In Rumänien ist die Zahl der Todesopfer durch das Hochwasser auf 5 gestiegen. Hunderte Häuser wurden überflutet. In Tschechien wurden bereits mehr als 10.000 Personen evakuiert. In einigen Gebieten warten Menschen auf ihren Dächern auf Hilfe. Mehrere Häuser sind nach den Überflutungen bereits eingestürzt. Dramatisch ist die Lage auch in Niederösterreich: Dort stehen 200.000 Feuerwehrleute im Dauereinsatz – einer von ihnen kam bei Auspumparbeiten ums Leben. Unterdessen brach in Polen ein Staudamm und der erste Todesfall durch Ertrinken wurde bekanntgegeben. Die Regenfälle in den betroffenen Ländern halten weiterhin an.

Ein Tiefdruckgebiet mit sintflutartigen Regenfällen und Sturmböen zieht derzeit über Mittel- und Osteuropa hinweg und hat Schäden und Überschwemmungen in Österreich, Tschechien, der Slowakei, Polen und Rumänien verursacht. - Foto: © APA/afp / SERGEI GAPON

In Rumänien kam ein weiterer Mensch in den Wasserfluten ums Leben, wie die Rettungskräfte am Sonntag mitteilten. Das Todesopfer sei in der Gegend des Dorfes Slobozia Conachi zu beklagen. In demselben Gebiet waren bereits am Samstag mindestens 4 Menschen ums Leben gekommen. In der Region standen Betroffene bis zum Oberkörper im Wasser.

Hunderte Menschen mussten im ganzen Land aus den Fluten gerettet werden, viele Häuser standen unter Wasser, tausende Haushalte waren betroffen. Präsident Klaus Iohannis sprach von „dramatischen Folgen“ des Klimawandels.



„Eine Katastrophe epischen Ausmaßes“

„Das ist eine Katastrophe epischen Ausmaßes“, hatte der Bürgermeister des Dorfes Slobozia Conachi schon am Samstag gesagt. Es seien rund 700 Häuser überflutet worden, berichtete Emil Dragomir.

Hochwasserlage spitzt sich zu – Staudamm bricht in Polen – weitere Evakuierungen in Tschechien – Stausee in Österreich kurz vor Überlaufen

Ein Tiefdruckgebiet mit sintflutartigen Regenfällen und Sturmböen zieht derzeit über Mittel- und Osteuropa hinweg und hat Schäden und Überschwemmungen in Österreich, Tschechien, der Slowakei, Polen und Rumänien verursacht.

Am Sonntagnachmittag spitzt sich die Hochwasserlage in Teilen Europas weiter zu: In Polen brach ein Staudamm, in Tschechien finden weitere Evakuierungen statt, und in Österreich ist ein Stausee kurz vor dem Überlaufen. Auch in östlichen Regionen in Deutschland steigen die Pegelstände langsam.

Tschechien: Mehr als 10.000 Personen evakuiert

Nach Angaben der Feuerwehr wurden in Tschechien bereits mehr als 10.000 Personen in Sicherheit gebracht. Die Zahl könnte demnach auf bis zu 30.000 steigen. Im Altvatergebirge sind bereits mehrere Häuser nach den Überflutungen eingestürzt.

Wegen des verheerenden Unwetters sind in Tschechien außerdem mehr als 250.000 Haushalte ohne Strom. Wegen der aufgeweichten Böden waren zahlreiche Bäume auf oberirdische Freileitungen und Hochspannungsleitungen gestürzt. Eine Gemeinde ist komplett von der Außenwelt abgeschnitten.

Menschen warten auf Dächern auf Hilfe – 4 Vermisste

In Opava an der Grenze zu Polen musste die Feuerwehr bereits mit Booten ausrücken, um in einer überfluteten Plattenbausiedlung Zurückgebliebene zu retten. Andernorts warteten Menschen auf Dächern auf Hilfe. Mindestens 4 Menschen gelten seit Beginn des schweren Unwetters als vermisst. An mehreren Pegel-Messstationen an Nebenflüssen der Oder wurde ein Jahrhunderthochwasser gemeldet.

Polen: Überschwemmungen fordern Todesopfer – Staudamm bricht



Bei Überschwemmungen in Polen hat es ein erstes Todesopfer gegeben. „Wir haben den ersten bestätigten Tod durch Ertrinken hier, im Bezirk Klodzko“, sagte Regierungschef Donald Tusk. Bei dem Toten handelt es sich um einen Mann, der in dem Dorf Krosnovice unweit von Klodzko ums Leben gekommen ist. Die Polizei könne ihn nicht bergen, da der Ort überflutet sei. Tusk wiederholte seinen Appell an die Bevölkerung, die Evakuierungsaufrufe der Behörden ernst zu nehmen und sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. „Die Situation ist an vielen Orten dramatisch.“

Im Südwesten Polens brach unterdessen ein Staudamm. Nachdem das Bauwerk im niederschlesischen Stronie Slaskie nachgegeben habe, ströme das Wasser jetzt den Fluss Biala Ladecka hinunter und nehme Kurs auf das Gebiet der Glatzer Neiße. Es sei eine „ernste Bedrohung“ für die Orte entlang dieser Flüsse. Die Polizei habe einen Rettungshubschrauber in die Gegend geschickt, um vom Wasser eingeschlossene Menschen in Sicherheit zu bringen.

Stausee in Österreich kurz vor dem Überlaufen

In Niederösterreich schauen Einsatzkräfte gebannt auf die Staumauer am Kraftwerk Ottenstein am Fluss Kamp. Weil der Dauerregen anhält, rechnet der Krisenstab damit, dass das Wasser am Nachmittag aus dem Staubecken über die Mauer läuft.

Im Kamptal wird mit einer Flutwelle gerechnet. „Die Situation wird sich heute Nachmittag sicherlich noch einmal zuspitzen“, warnte der Bürgermeister von Gars am Fluss Kamp, Martin Falk, im Sender oe24. Im Ort mit rund 300 Einwohnern wurden gut 151 Menschen in Sicherheit gebracht. Im ganzen Bundesland Niederösterreich waren die Einwohner von 1.100 Häusern vorsichtshalber evakuiert worden. Das Kraftwerk Ottenstein liegt rund 120 Kilometer nordwestlich von Wien.

„Beispiellose Extremsituation“ in NÖ – Feuerwehrmann stirbt – 20.000 im Einsatz




„Wir haben es mit einer noch nie dagewesenen Extremsituation zu tun“, sagte Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) zur dramatischen Lage in Niederösterreich. 20.000 Feuerwehrleute stehen im Dauereinsatz. Einer von ihnen kam bei Auspumparbeiten ums Leben.

Unwetter erreicht Wien: Überflutungen und Häuserevakuierungen



Am Sonntagvormittag erreichte das Unwetter auch Wien. Der Wienfluss trat stellenweise über die Ufer und überschwemmte Häuser, woraufhin Menschen evakuiert werden mussten. Einige Gebäude sind nur noch mit Booten erreichbar.

apa/dpa/jot

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