Donnerstag, 26. Oktober 2023

Gazastreifen: Einfall von Bodentruppen, einige Krankenhäuser müssen schließen

In der Nacht auf Donnerstag hat es dem israelischen Armee Radio zufolge einen relativ großen Einfall israelischer Bodentruppen in den Gazastreifen gegeben. Dieser habe dem Angriff auf Hamas-Stellungen gedient. Dem Bericht zufolge war die Razzia größer als frühere seit Beginn des Krieges. Unterdessen kommen in kleinen Schritten weiter Hilfsgüter zur notleidenden Bevölkerung im Gazastreifen.

Die Lage im Gazastreifen ist katastrophal. - Foto: © ANSA / MOHAMMED SABER

Güter eines Konvois aus ursprünglich 20 Lastwagen trafen am Mittwoch in dem abgeriegelten Küstenstreifen ein, wie ein Sprecher des Palästinensischen Roten Halbmonds sagte ( STOL hat berichtet). „Wir haben heute 8 Lastwagen erhalten und in den vergangenen 3 Tagen 54.“ Die 12 übrigen Laster werden laut Ägypten am weiter südlich gelegenen Grenzübergang Auja noch kontrolliert.

Auch diese Güter sollten dann über den Grenzübergang Rafah zum UNO-Palästinenserhilfswerk UNRWA kommen. Die Lastwagen hätten Arzneimittel, Säuglingsmilch und Trinkwasser geladen, sagte Khalid Sajid, Leiter des Ägyptischen Roten Halbmonds. Auch ein fünfter Konvoi von Hilfslieferungen habe sich am Mittwoch in Bewegung gesetzt.

Die Lage im Gazastreifen ist katastrophal:

Eigentlich bräuchte es 100 Lastwagen täglich

Nach dem brutalen Terrorangriff der im Gazastreifen herrschenden Hamas auf Israel am 7. Oktober kamen zunächst 2 Wochen gar keine Hilfsgüter in das dicht besiedelte Küstengebiet. Erst am Samstag begannen erste Lieferungen. Den Vereinten Nationen zufolge wären für eine Versorgung der gut 2,2 Millionen Menschen im Gazastreifen Ladungen von 100 Lastwagen täglich nötig.

Die Hilfsgüter werden von Ägypten, anderen Ländern sowie internationalen Hilfsorganisationen zur Verfügung gestellt. Sie kommen zunächst zum Flughafen der ägyptischen Küstenstadt Al-Arish, wo sie nach dem Empfang teils in Lagerhäuser gebracht werden. Dort hat sich eine große Menge an Hilfsgütern aufgestaut, weil Israel bisher nur begrenzten Lieferungen zugestimmt hat.

Der Grenzübergang Rafah, der den Nord-Sinai in Ägypten vom Gazastreifen trennt, ist aktuell der einzige Weg zur Lieferung von Hilfsgütern. Die Güter des vierten Konvois wurden über den weiter südlich gelegenen Ort Auja zum israelischen Grenzübergang Nitzana gebracht und dort kontrolliert.

Seit Kriegsbeginn kein Treibstoff: Problem mit der Stromversorgung in Krankenhäusern

Dringend benötigter Treibstoff wurde nach UNO-Angaben seit Kriegsbeginn nicht in den Gazastreifen gebracht. Die UNO und andere Hilfsorganisationen schlagen Alarm, weil Treibstoff dringend zum Betrieb von Stromgeneratoren in Krankenhäusern benötigt wird. Israel hat die Sorge, die islamistische Hamas könnte den Treibstoff für ihre Ziele nutzen.

6 Krankenhäuser wegen Treibstoffmangels geschlossen

„Wenn wir nicht schnell Treibstoff bekommen, werden wir gezwungen sein, unsere Tätigkeit im Gazastreifen einzustellen“, erklärte das UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA). Nach UN-Angaben ist der von ihr für den Gazastreifen geforderte Treibstoff insbesondere für den Betrieb von Generatoren in Krankenhäusern sowie zum LKW-Transport von Hilfsgütern nötig. Die Weltgesundheitsorganisation WHO erklärte, mittlerweile seien 6 Krankenhäuser im Gazastreifen wegen Treibstoffmangels geschlossen. Deshalb seien unter anderem 2000 Krebspatienten, 1.000 Dialysepatienten und 130 Frühgeborene zunehmend gefährdet.

„Mehrere Verletzte ohne Anästhesie operiert“


„Wir haben mehrere Verletzte ohne Anästhesie operiert“, berichtete der Chirurg Ahmad Abdul Hadi vom Nasser-Krankenhaus in Chan Junis im Süden des Küstenstreifens einem AFP-Reporter. Laut dem Leiter des Shifa-Krankenhauses in Gaza-Stadt, Mohammed Abu Selmeja, sind „10 Krankenhäuser bereits außer Betrieb“. Zudem seien „mehr als 90 Prozent der Medikamente“ aufgebraucht.

Japan fordert Israel auf, seine Kampfhandlungen vorübergehend einzustellen, um humanitäre Hilfe für den Gazastreifen zu ermöglichen. Dies teilt das japanische Außenministerium nach einem Treffen des japanischen Außenministers mit dem israelischen Botschafter in Japan mit.

Mehr zum Nahost-Konflikt lesen Sie hier.

ansa/apa/stol

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