Dienstag, 20. August 2024

Einsatzkräfte im Kugelhagel: So erlebten sie die Tragödie in Innichen

Der Großeinsatz in Innichen war auch für die Rettungs- und Einsatzkräfte alles andere als alltäglich. Entsprechend mitgenommen sind einige von ihnen auch noch am Tag danach, als sie bei einer Pressekonferenz über den Einsatz sprechen. Dabei wird vor allem eines betont: In der heiklen Situation sei richtig reagiert und gut zusammengearbeitet worden, deshalb gebe es auch keine gröber verletzte oder sogar tote Einsatzkräfte zu beklagen.

Bilanz über den Einsatz gezogen haben (von links) Reinhold Durnwalder und Meinhard Kühebacher (Weißes Kreuz), Fabio Conte (Polizei), Bürgermeister Klaus Rainer, Simone Carlini (Carabinieri) sowie Andreas Schäfer und Peter Hellweger (Feuerwehr).

Der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr von Innichen, Andreas Schäfer, stellte gleich zu Beginn klar: „Die erste Alarmierung war ein klassischer Feuerwehreinsatz. Jemand hatte Gasgeruch gemeldet.“ Dass also die Feuerwehrmänner als erste in die St.-Korbinian-Straße kamen, war entsprechend der Alarmierung richtig.

Als sich dies nicht bestätigte und von Schüssen die Rede war und Blut im Stiegenhaus entdeckt wurde, habe man sich sofort zurückgezogen. Zumal aus dem oberen Stockwerk alsbald geschossen wurde, sei es zunächst darum gegangen, an Ort und Stelle in Deckung zu gehen.

„Natürlich gehört es nicht zu unserem Aufgabengebiet, in ein Schussfeld zu kommen, aber wir sind für den Brandschutz, Sicherheitsdienst und Straßensperren zuständig“, betonte Schäfer. Das habe die Feuerwehr nach dem Rückzug aus der unmittelbaren Gefahrenzone übernommen. „Die Zusammenarbeit hat optimal geklappt, auch wenn es manchen zu lange gedauert hat. Aber wichtig ist, dass niemand von uns Rettungskräften verletzt wurde.“

Ab 2.20 Uhr kein Lebenszeichen mehr

Dass es 11 Stunden dauerte, um den Täter zu entwaffnen, erklärte Simone Carlini, Kommandant der Carabinieri Innichen. Man habe bereits gegen 1 Uhr das Spezialeinsatzkommando angefordert, zumal jede Kontaktaufnahme mit dem Schützen telefonisch und vom Stiegenhaus aus scheiterte bzw. als Antwort geschossen wurde. Die Spezialkräfte hätten sich auf den Weg gemacht. Währenddessen habe es ab 2.20 Uhr kein Lebenszeichen mehr aus der Dachgeschosswohnung gegeben.

„Bei so einem Einsatz müssen viele Bewertungen und Analysen gemacht werden, die ich im Detail nicht erklären kann, weil es um hochbrisante Einsätze geht“, erklärte Carlini. Der Zugriff sei präzise vorbereitet worden und um 10.20 Uhr erfolgt. Erst zu diesem Zeitpunkt sei das Feuer aus der Wohnung wieder eröffnet worden. Die Einsatzkräfte haben laut Carlini nur Blend- und Schockgranaten eingesetzt, es sei zu keiner Zeit ein Schuss von ihnen abgegeben worden. Der Schütze habe die Waffe dann gegen sich gerichtet.

„Schreckliche Bilder“

Unmittelbar darauf haben Notärzte und Sanitäter des Weißen Kreuzes die Wohnung betreten, um Ewald Kühbacher zu versorgen. „Das sind schreckliche Bilder, die so schnell nicht mehr aus dem Kopf gehen“, sagte Meinhard Kühebacher, Dienstleiter des Weißen Kreuzes Innichen. Man sei bei der Alarmierung über Schüsse informiert worden, dennoch habe die Dynamik die erste Besatzung „sehr erschrocken“.

In weiterer Folge sei es darum gegangen, sich mit Zelten, Einsatzkräften und -fahrzeugen auf das Schlimmste vorzubereiten. Dass es dazu nicht kam, sei der guten Zusammenarbeit mit Behörden und Feuerwehr zu verdanken, sagte Kühebacher.

wib

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