Donnerstag, 4. Juli 2024

Leistbares Wohnen: „Regulierungen treiben Preise in die Höhe“

Die derzeitigen Vorschläge des Landes zum leistbaren Wohnen stoßen besonders beim Baukollegium, der Südtiroler Maklervereinigung und dem Verband der Hauseigentümer (VHE) auf Kritik. Statt den Wohnungsmarkt zu entlasten, bewirke man mit neuen Reglementierungen noch höhere Preise, schreiben die Verbände in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Der Traum vom Eigenheim – für viele bleibt es beim Wunschdenken. - Foto: © shutterstock


Besonders der vor einigen Wochen präsentierte Vorschlag, künftig alle neuen Wohnungen, die gebaut werden, zu konventionieren ( wir berichteten), gehe in die falsche Richtung.

„Für die Wirtschaft, für die Verwaltung und für die Bevölkerung ist es wichtig, dass Südtirol eine schlanke und anwendbare Gesetzgebung erhält“, sagt Alexander Benedetti, Präsident der Südtiroler Maklervereinigung.

Urbanistik und Wohnbauförderung überdenken

Es brauche daher einen Paradigmenwechsel, und zwar sowohl in der Urbanistik als auch in der Wohnbauförderung, sind sich Baukollegium, Makler und Hauseigentümer einig.

„Das Problem, das der geförderte Wohnbau mit sich bringt, ist, dass damit unweigerlich auch eine Verknappung des frei auf dem Markt verfügbaren Grundes einhergeht“, sagt Christian Egartner, Präsident des Südtiroler Baukollegiums. Und je knapper der freie verfügbare Baugrund, desto mehr drehe sich die Preisspirale nach oben, da der freie Baugrund die Preise auf dem Markt definiert.

Den freien Wohnbau weiter einzuschränken, würde die Preise auf dem Markt nur zusehends verschärfen
Christian Egartner



Derzeit sieht das Gesetz vor, dass mindestens 60 Prozent einer neuen Wohnbauzone dem geförderten Wohnbau vorbehalten sind. Auf den restlichen 40 Prozent werden konventionierte – sprich Einheimischen vorbehaltene – und freie Wohnungen errichtet.

„Den freien Wohnbau weiter einzuschränken, würde die Preise auf dem Markt nur zusehends verschärfen“, ist Egartner überzeugt. Es müssten Überlegungen gemacht werden, wie die gesamten 100 Prozent des Baugrundes auf dem Markt zur Preisdefinition beitragen könnten.

Doch um die enorme Angebotsknappheit auf dem Wohnungsmarkt zu reduzieren, führe auch kein Weg daran vorbei, mehr Baugründe auszuweisen, „was jedoch nicht bedeutet, auf der so viel zitierten grünen Wiese zu bauen“, stellt der Präsident des Baukollegiums klar. Vielmehr gehe es auch darum, die Dichte in Siedlungsgebieten zu erhöhen.

Schwacher Mietmarkt

Christof Brandt, Vizepräsident des VHE, merkt zudem an, dass die hohen Mietpreise in Südtirol unweigerlich auf das geringe Angebot an Mietwohnungen zurückzuführen sind.

„Immobilieninvestments im Privatbereich für Mietzwecke sind aufgrund der hohen Immobilienpreise in Südtirol, der im Verhältnis dazu relativ geringen Renditen, der hohen Besteuerung und der vielen Einschränkungen für die Vermieter bei einer Langzeitmiete gegenüber anderen Finanzinvestitionen unvorteilhaft“, so Brandt.

Zuletzt bedauern die Verbandsvertreter auch, dass man in die Erarbeitung von Vorschlägen kaum eingebunden worden war. „Als Branchenvertreter kennen wir die Probleme des Sektors und somit auch die möglichen Lösungen dieser“, heißt es in der gemeinsamen Stellungnahme.

ber

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