Dienstag, 4. Juli 2023

Braucht es einen Mindestlohn? Die Meinung eines Südtiroler Experten

Braucht es einen gesetzlich festgelegten Mindestlohn? Der ehemalige Generalsekretär des SGBCISL und AFI-Präsiden Dieter Mayr hat hierzu eine klare Meinung.

Braucht es einen gesetzlich festgelegten Mindestlohn? Ein Südtiroler Experte klärt auf. - Foto: © shutterstock

Dieter Mayr ist Experte in Arbeits- und Gewerkschaftsbeziehungen und war viele Jahre in der arbeitsrechtlichen Beratung im SGBCISL tätig. Er ist der Meinung, dass nicht bloß beim Mindestlohn, sondern an anderer Stelle angesetzt werden müsse.

„Vielmehr müsste dafür gesorgt werden, dass Kollektivverträge endlich kontinuierlich erneuert werden und über diese ein angemessener Lohn vereinbart wird, der über die vorgeschlagenen 9 Euro hinausgeht“, hebt Mayr hervor.

In Italien und damit auch in Südtirol wird die Erneuerung der Kollektivverträge systematisch verschleppt. Das sei laut Mayr der Hauptgrund, wieso die Löhne sich nicht weiterentwickeln.

Dieter Mayr spricht sich für die kontinuierliche Erneuerung von Kollektivverträgen aus. - Foto: © DLife/DA


Das heißt, dass ein gesetzlich festgelegter Mindestlohn nicht das Allheilmittel für die Lohnmisere in Italien und damit auch in Südtirol sei. Vielmehr müsse dafür gesorgt werden, dass mindestens alle 2 Jahre Lohnverhandlungen geführt werden und diese auch nach einer angemessenen Zeit, z. B. innerhalb eines Monats, abgeschlossen werden, führt Mayr fort.

Kollektivvertrag ist mehr als nur Lohnverhandlung

„Das würde viel mehr bringen, als einen gesetzlich festgelegten Mindestlohn einzuführen, denn ein Kollektivvertrag ist viel mehr, als nur Lohnverhandlung: Dort werden Ferien, Krankheitsregelungen, Freistunden, Prämienzahlungen, Recht auf Weiterbildung, Bezahlung von Überstunden und vieles mehr verhandelt und geregelt. Angemessener Lohn und gute geregelte Arbeitsbedingungen machen also einen guten Arbeitsplatz aus“, sagt Mayr.

Umgemünzt auf Südtirol müssen die Löhne und die anderen Arbeitsbedingungen in sogenannten Landeszusatzverträge vereinbart werden, um diese Ziele zu erreichen. Die Fachkräfte wandern ab und als Hauptgrund nennen sie die schlechten Lohn- und Arbeitsbedingungen in Südtirol, so Mayr abschließend.

stol

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