Sonntag, 10. März 2024

Van der Bellen eröffnet neues Holocaust-Museum in Amsterdam

Begleitet von Protesten gegen Israels Vorgehen im Gazastreifen ist in Amsterdam das neue Nationale Holocaust-Museum eröffnet worden. Bundespräsident Alexander Van der Bellen betonte bei der Feier in der Portugiesischen Synagoge am Sonntag die besondere Verantwortung Österreichs. „Arthur Seyß-Inquart, der Reichskommissar der Nazis in den Niederlanden, war ein Österreicher“, sagte Van der Bellen. Der israelische Präsident Yitzhak Herzog warnte vor wachsendem Antisemitismus.

Alexander Van der Bellen eröffnet Holocaust-Museum in Amsterdam. - Foto: © APA/AFP / BART MAAT

Nahe der Eröffnungsfeierlichkeiten demonstrierten mehr als 1000 Menschen gegen die Angriffe der israelischen Armee auf die palästinensische Zivilbevölkerung im Gazastreifen und gegen den Besuch von Herzog. In lauten Sprechchören warfen sie Israel Massenmord vor. Bei der Demonstration kam es auch zu Zusammenstößen mit der Polizei.

Der israelische Präsident beklagte bei der Eröffnungsfeier: „Antisemitismus und Hass blühen erneut weltweit.“ Er rief dazu auf, dagegen zu kämpfen. „Niemals wieder beginnt jetzt.“ Der niederländische König Willem-Alexander rief hingegen dazu auf, sich gegen Antisemitismus zu wenden. „Giftige Worte und Taten können zu einer tödlichen Dynamik führen.“

Van der Bellen, der gemeinsam mit seiner Frau Doris Schmidauer auf Einladung des niederländischen Königs an der Museumseröffnung teilnahm, betonte laut Redetext: „Österreich steht damit in besonderer Verantwortung.“ „Es war ein Österreicher, der die Deportation von über 100.000 Jüdinnen und Juden aus den Niederlanden in Vernichtungslager der Nazis veranlasste.“ Es sei ein Österreicher gewesen, „der eine halbe Million Menschen aus den Niederlanden zu Zwangsarbeit nach Deutschland versklavte. Es war jemand aus unserer, aus der österreichischen Gesellschaft“, so Van der Bellen.

Diese Verantwortung bedeute, dass es zu wenig sei, zu sagen: „Niemals wieder“, erklärte Van der Bellen weiter. „Wir müssen diesen Worten gerecht werden.“ So dürfe nicht zugelassen werden, dass Menschen beschimpft oder angegriffen würden, wenn sie etwa eine Kette mit dem Davidstern tragen oder hebräisch sprechen. „Indem wir entschieden und aus tiefster Überzeugung gegen jede Form von Antisemitismus und Hass auftreten, erst dann werden wir den Worten 'Niemals wieder' gerecht.“ Orte wie das Holocaust-Gedenkmuseum würden daran erinnern, „wie unmenschlich der Mensch sein kann“ und daran, „dass wir viel zu oft vergessen, dagegen einzutreten, wenn die Würde eines Menschen verletzt wird“. Van der Bellen dankte für die Schaffung des Museums. „Wir brauchen es.“

Unterstützung aus Österreich

Österreich unterstützt das Museum mit 400.000 Euro bei der Umsetzung von Bildungsprogrammen. „Ich bin stolz, dass das Bundeskanzleramt diesen wichtigen Ort des Gedenkens mit 400.000 Euro unterstützt hat“, betonte Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) in einer Aussendung. „Wir dürfen die Schrecken der Vergangenheit niemals vergessen und gleichzeitig mit umfassender Unterstützung von jüdischen Leben unserer Verantwortung täglich gerecht werden.“

Im Anschluss an die Eröffnungsfeier sollte Van der Bellen seinen israelischen Amtskollegen Herzog zu einem Gespräch treffen. Dabei wollten die beiden Staatsoberhäupter über die aktuelle Lage in Israel und Gaza sowie über die Bekämpfung von Antisemitismus sprechen. Auch ein Treffen mit dem niederländischen Premier Mark Rutte war für Sonntag geplant.

Fast 80 Jahre nach Kriegsende soll das Holocaust-Museum an die Geschichte der Verfolgung niederländischer Juden während des Zweiten Weltkrieges erinnern. Etwa 102.000 Juden, drei Viertel der jüdischen Bevölkerung, waren damals von Nazis ermordet worden - so viele im Verhältnis wie aus keinem anderen europäischen Land.

apa

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