Samstag, 7. September 2024

Nach Rücktritt von Kulturminister: Rechnungshof will Klarheit

Die Affäre rund um die mysteriöse Influencerin Maria Rosaria Boccia (42) und ihre unklare Beziehung zu Kulturminister Gennaro Sangiuliano (62, Fratelli d´Italia), der am Freitag seinen Rücktritt bekannt gemacht hat, beschäftigt nun auch den Rechnungshof in Rom.

Maria Rosaria Boccia (links) und Gennaro Sangiuliano. - Foto: © ANSA / X / MARIA ROSARIA BOCCIA

Beim Rechnungshof handelt es sich um eine Behörde, die für die Überprüfung der öffentlichen Ausgaben zuständig ist. Er will nun Klarheit darüber erlangen, ob Sangiuliano die Wahrheit gesagt hat. Wie berichtet, ist der italienische Kulturminister Gennaro Sangiuliano ist am Freitag zurückgetreten.

Am Mittwoch hatte er in der Nachrichtensendung „Tg1“ behauptet, keine öffentlichen Gelder für Reisen mit der Influencerin Boccia verwendet, sondern diese mit seiner eigenen, persönlichen Kreditkarte gezahlt zu haben.

Die 42-jährige Influencerin behauptet jedoch das Gegenteil: Sie sei zwischen Mai und August mehrmals mit Sangiuliano auf Reisen gewesen, und die Kosten dafür seien vom Kulturministerium übernommen worden, und zwar aufgrund ihrer bevorstehenden Nominierung als Beraterin des Ministers für „große Events“. In 2 Wochen steht beispielswesie ein von Italien organisiertes Gipfeltreffen der G7-Kulturminister in Boccias Heimatstadt Pompeji an.

Reisekosten von Ministerium bezahlt?

Der Skandal nahm seinen Lauf, als das Ministerium Boccias Nominierung dementierte. Die Influencerin begann daraufhin umgehend ihren Rachefeldzug. Seither vergeht kein Tag, an dem sie nicht Fotos von sich mit dem Minister oder von E-Mails aus dem Ministerium, die vermeintlich vertrauliche G7-Dokumente zeigen, in den sozialen Netzwerken postet.

„Was die Reisekosten betrifft, so wusste ich immer, dass sie vom Ministerium bezahlt wurden“, versicherte Boccia in mehreren Interviews und betonte, dass sie dies mit entsprechenden Belegen beweisen könne.

Die gemeinsamen Reisen standen aber nicht immer im Zusammenhang mit der Tätigkeit des Ministers. „Wir haben auch persönliche Reisen unternommen, etwa um Konzerte zu besuchen“, erklärte Boccia.

Sie bezeichnete den Minister als „erpressbar“: Es gebe Personen, die Sangiuliano wegen Begünstigungen, die sie von ihm erhalten haben, erpressen. „Ich habe Gespräche mitangehört und Nachrichten von Leuten gelesen, die meiner Meinung nach den Minister erpresst haben“, behauptet sie. Wegen dieser Aussagen droht ihr eine Klage wegen Verleumdung. „Der Minister plant rechtliche Schritte gegen diejenigen, die ihn als erpressbar bezeichnen“, sagte Boccias Anwalt Silverio Sica.

Boccia ist promovierte Betriebswirtin, Mitarbeiterin des familiären Hochzeitsmodengeschäfts in Pompeji und auf Instagram Expertin zu Themen von Schönheitschirurgie über Mode bis Kultur. Derzeit arbeitet sie u. a. als Modeberaterin fürs Weihnachtskonzert im Vatikan und fürs Orchester des Sanremo Festivals und hält Vorlesungen an der Universität Neapel.

mit

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