Nach einem mutmaßlich israelischen Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in Syrien am 1. April nahmen die Drohungen aus Teheran in Richtung Israel jüngst zu. Dabei waren ein ranghoher General der Revolutionsgarden und sechs weitere Militärs getötet worden. Der Angriff sei wie ein Angriff auf iranisches Territorium gewesen und Israel müsse bestraft werden, hatte Irans Staatsoberhaupt Ayatollah Ali Khamenei gesagt.
Pläne für einen Angriff würden zwar diskutiert, es sei aber noch keine endgültige Entscheidung getroffen worden, zitierte das „Wall Street Journal“ eine Person, die von der iranischen Führung unterrichtet worden sei.
Vergeltungsangriffe angekündigt
Der Iran will bei der angekündigten Vergeltung für den Angriff auf seine Botschaft in Damaskus eine unkontrollierbare Eskalation des Konflikts mit Israel vermeiden. Dies habe Außenminister Hossein Amirabdollahian während eines Besuchs am Sonntag im Golf-Staat Oman signalisiert, hieß es am Donnerstag in iranischen Kreisen, die mit den Vorgängen vertraut sind. Ein Sprecher der US-Regierung lehnte ebenso wie das iranische Außenministeriums eine Stellungnahme zu den Darstellungen ab.Nach den Angaben aus iranischen Kreisen hat Amirabdollahian auch die Bereitschaft zur Deeskalation signalisiert, sollten bestimmte Forderungen erfüllt werden. Dazu gehöre ein dauerhafter Waffenstillstand im Gazastreifen. Dies lehnt Israel jedoch ab, solange die mit dem Iran verbündete, militante Palästinenser-Organisation Hamas nicht vollständig vernichtet ist. Ein den US-Geheimdiensten nahe stehender Insider sagte der Nachrichtenagentur Reuters, dass der Iran „sehr deutlich“ gemacht habe, dass seine Reaktion auf den Angriff auf seine Botschaft begrenzt und nicht eskalierend sein werde. Demnach plant die Islamische Republik „regionale Stellvertreter“ für eine Reihe von Angriffen auf Israel einzusetzen.
„Eine Eskalation liegt nicht im Interesse des Iran“
US-Außenminister Antony Blinken rief seine Kollegen in China, der Türkei und Saudi-Arabien auf, den Iran von einer Eskalation abzuhalten. Eine Reihe von Telefonaten hätten in den vergangenen 24 Stunden stattgefunden, teilte der Sprecher des US-Ministeriums, Matthew Miller, mit. Ähnliche Gespräche wie mit China, der Türkei und Saudi-Arabien würden auch mit europäischen Verbündeten und Partnern geführt. „Eine Eskalation liegt nicht im Interesse des Iran. Sie liegt nicht im Interesse der Region. Und sie liegt nicht im Interesse der Welt“, sagte der Ministeriumssprecher weiter.Großbritanniens Außenminister David Cameron warnte den Iran vor einer Eskalation. „Ich habe heute Außenminister Amirabdollahian deutlich gemacht, dass der Iran den Nahen Osten nicht in einen größeren Konflikt hineinziehen darf“, teilte Cameron am Donnerstagabend auf der Plattform X (früher Twitter) mit. „Ich bin zutiefst besorgt über die Möglichkeit einer Fehlkalkulation, die zu weiterer Gewalt führen könnte“, schrieb Cameron. Auch die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hatte am Donnerstag mit Amirabdollahian telefoniert. „Wirklich niemand kann Interesse an einem Flächenbrand mit völlig unvorhersehbaren Folgen haben“, sagte Baerbock bei einem Treffen mit ihrem chilenischen Kollegen Alberto van Klaveren in Berlin.
Flüge in den Iran ausgesetzt
Die US-Botschaft in Israel gab vor dem Hintergrund der Drohungen eine Sicherheitswarnung für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus. Aus Gründen der Vorsicht sei es Mitarbeitern der US-Regierung und ihren Familienangehörigen bis auf weiteres untersagt, außerhalb der Großräume der Städte Tel Aviv, Jerusalem und Be'er Sheva im Süden des Landes zu reisen, teilte die US-Botschaft in Jerusalem auf ihrer Internetseite mit.Die deutsche Fluglinie und AUA-Mutter Lufthansa verlängerte unterdessen die Aussetzung geplanter Flüge in und aus der iranischen Hauptstadt Teheran. „Aufgrund der aktuellen Situation setzt Lufthansa nach sorgfältiger Evaluation ihre Flüge von und nach Teheran bis voraussichtlich einschließlich Samstag, 13. April, aus“, teilte ein Unternehmenssprecher auf dpa-Anfrage mit. Die AUA behielt ihre Flüge bei. Allerdings wurde der Verbleib der Crew über Nacht vorsorglich ausgesetzt, wie eine Austrian-Sprecherin der APA am Donnerstag mitteilte.