Samstag, 24. August 2024

IS reklamiert Messerangriff in Solingen für sich

Die Extremistenorganisation Islamischer Staat (IS) reklamiert den Messerangriff in Solingen für sich. Die Tat sei von einem ihrer Mitglieder „als Rache für Muslime in Palästina und überall“ verübt worden, erklärte der IS in seinem Kanal im Kurznachrichtendienst Telegram. Einen Beleg dafür, dass der IS tatsächlich hinter dem Angriff steckt, wurde nicht gegeben. Auch ein Beweis für einen Kontakt zwischen IS und dem Attentäter wird nicht geliefert.

Die Ermittlungen laufen weiter auf Hochtouren. - Foto: © APA/dpa / Christoph Reichwein

Ein bisher unbekannter Täter hatte am Freitagabend auf einem Stadtfest in Solingen auf mehrere Menschen mit einem Messer eingestochen. (STOL hat berichtet)

Die Polizei geht von einem männlichen Täter aus. Es soll sich um einen „sehr gezielten Angriff auf den Hals“ der Opfer gehandelt haben, sagte Polizeiführer Thorsten Fleiß.

3 Menschen wurden getötet - ein 67-Jähriger, ein 56-Jähriger und eine 56-Jährige. 4 Opfer wurden zudem lebensgefährlich, sowie 2 weitere schwer und 2 leicht verletzt. Nach der Tat wurden laut Polizei Messer beschlagnahmt, die nun einzeln untersucht werden. Ein Tatzusammenhang war noch unklar. Nähere Angaben zu dem Unbekannten machten die Ermittler bisher nicht. Die Polizei rief die Bevölkerung weiter zur Vorsicht auf.

15-Jähriger festgenommen

Am Samstag in der Früh wurde ein 15-Jähriger festgenommen, der mit dem möglichen Täter in Verbindung gestanden sein könnte. Eine bisher Unbekannter soll laut Zeugenaussagen „kurz vor der Tat“ mit dem Jugendlichen gesprochen haben, sagte Oberstaatsanwalt Markus Caspers. Die dort geäußerten Absichten würden zu dem späteren Messerangriff passen. Ein Zusammenhang sei aber noch unklar und werde geprüft. Momentan werde ihm „lediglich die Nichtanzeige geplanter Straftaten zur Last gelegt“.

Ermittelt wird laut Polizei weiter „in alle Richtungen“. Dazu gab es auch mehrere Durchsuchungen „im gesamten Land Nordrhein-Westfalen“. Die Ermittlungen liefen wegen dreifachen Mordes und achtfachen versuchten Mordes.

Die Trauer ist groß - Foto: © ANSA / VOLKER HARTMANN



Der Anfangsverdacht eines terroristischen Hintergrundes ergibt sich laut Staatsanwaltschaft daraus, dass „kein anderes Motiv ersichtlich“ sei. Die Opfer seien „in keiner Beziehung zueinander gestanden“. Die Behörden gehen von einem Einzeltäter aus. Die Polizeipräsenz sei erhöht worden, hieß es.

Die Polizei bat die Bevölkerung um Mithilfe. Auf ihrem Hinweisportal (nrw.hinweisportal.de) könnten Hinweise zur Tat oder dem Täter abgegeben und Bild- oder Videomaterial hochgeladen werden. Derweil wurden in nordrhein-westfälischen Städten mehrere geplante Feste teils mit Verweis auf die unklare Sicherheitslage abgesagt.

Hier kam es zum Messerangriff. - Foto: © ANSA / VOLKER HARTMANN




Die Tat löste deutschlandweit Entsetzen aus. Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete den Anschlag als „schreckliches Ereignis“. Er sei „sehr bestürzt“, schrieb Scholz im Online-Dienst X. Der Täter müsse „rasch gefasst und mit der vollen Härte des Gesetzes bestraft werden.“ Scholz schrieb weiter: „Wir trauern um die Opfer und stehen an der Seite der Angehörigen.“

Polizei warnt vor Verbreitung von Gerüchten

Angesichts der Unklarheiten hinsichtlich Täter und möglichem Tatmotiv warnte die Gewerkschaft der Polizei (GdP) vor der Verbreitung von Gerüchten. „Wir müssen erst alles aufklären und den Täter stellen, um dann zu dessen Motivation Rückschlüsse zu ziehen“, sagte der nordrhein-westfälische GdP-Chef Michael Mertens der „Rheinischen Post“.

apa

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