Freitag, 12. Januar 2024

Houthi-Miliz droht nach Angriffen mit Vergeltung

Trotz der Angriffe der USA und Großbritanniens auf ihre militärischen Stellungen haben die Houthi-Rebellen im Jemen weitere Attacken auf Handelsschiffe im Roten Meer angekündigt und mit Vergeltung gedroht. Der Militärschlag werde nicht ohne „Strafe oder Vergeltung“ bleiben, teilte ein Sprecher der mit dem Iran verbündeten Miliz am Freitag mit. Nun wächst die Sorge vor einem Flächenbrand in der gesamten Region.

Propalästinensische Demonstration in Sanaa. - Foto: © APA/AFP / MOHAMMED HUWAIS

Der Militärschlag sei eine „direkte Reaktion auf die beispiellosen Angriffe der Houthi“ auf die internationale Schifffahrt im Roten Meer, teilte US-Präsident Joe Biden mit. In einer schriftlichen Stellungnahme erklärte er, er werde nicht zögern, bei Bedarf weitere Maßnahmen anzuordnen. Neben den USA und Großbritannien haben sich auch Australien, Bahrain, Kanada und die Niederlande an dem Militärschlag beteiligt.

Die Angriffe hätten sich auf jene Stellungen konzentriert, die für die Rebellen bei ihren Angriffen auf Handelsschiffe von besonderer Bedeutung seien, weil sie dort etwa Raketen, Radartechnik oder Drohnen lagerten, so ein Regierungsberater. Ziel sei es gewesen, die Houthi zu schwächen, nicht aber, die Situation zu eskalieren.

Bei den Angriffen seien 5 ihrer Mitglieder getötet und 6 weitere verletzt worden, teilten die Houthi mit. Sie trafen demnach die Hauptstadt Sanaa sowie die Provinzen Hudaida, Taiiz, Hajjah und Saada. Mohammed Ali al-Houthi, ein Mitglied des Obersten Politischen Rates der Houthi, bezeichnete die Angriffe als barbarisch. Es gebe „absolut keine Rechtfertigung für die Aggression gegen den Jemen“, da es keine Bedrohung für die internationale Schifffahrt im Roten Meer und im Arabischen Meer gab„, fügte ein Sprecher hinzu. Ziel seien weiter “israelische Schiffe oder solche, die die Häfen des besetzten Palästinas anlaufen„.

Vielfach herrscht Kritik an den Angriffen

Wenig überraschend kritisierten auch die islamistische Hamas und die mit der Hamas verbündete Hisbollah im Libanon die Angriffe. Auch der Iran verurteilte die Angriffe. Die Houthi-Rebellen im Jemen sowie die Hisbollah gehören zur sogenannten “Achse des Widerstands„ gegen Israel. Ihr gehören auch andere vom Iran unterstützte Milizen an. Ziel ist die Bekämpfung Israels, das seit der Islamischen Revolution von 1979 erklärter Erzfeind des Iran ist.

Auch Russland, der Irak und Jordanien äußerten sich kritisch und weißen auf das erhöhte Risiko einer Eskalation hin. China rief alle Seiten zur Zurückhaltung auf. Jordanien warnte vor einer Eskalation der Spannungen in Nahost.

Mehrere westliche Länder unterstützten den Militärschlag

Das “inhärente Recht auf individuelle und kollektive Selbstverteidigung„ sei gegeben, weil die Houthi-Rebellen die “illegalen, gefährlichen und destabilisierenden Angriffe der Houthi auf Schiffe„ im Roten Meer fortgesetzt hätten, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der USA, Großbritanniens, Deutschlands, Dänemarks, Kanadas, der Niederlande, Neuseelands, Südkoreas, Australiens und Bahrains. Frankreich fordert die Houthi-Rebellen zu einer sofortigen Einstellung der Attacken auf Handelsschiffe im Roten Meer auf.

Italien hatte Regierungskreisen zufolge eine Beteiligung an den Luftangriffen abgelehnt. Rom verfolge eher einen Kurs zur Beruhigung der Lage statt einer militärischen Konfrontation. Zudem wäre eine Zustimmung des Parlaments für eine Beteiligung nötig gewesen, erklärte ein Regierungssprecher.

Auch die NATO stellte sich hinter die Luftangriffe der Verbündeten USA und Großbritannien auf die Houthi. “Diese Angriffe waren defensiv und dienten dazu, die Freiheit der Schifffahrt auf einer der wichtigsten Wasserstraßen der Welt zu erhalten„, erklärte NATO-Sprecher Dylan White. Die Huthi-Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer müssten aufhören, forderte er. Er rief zudem den Iran zur Verantwortung, der die Houthi-Rebellen unterstützt. Teheran müsse “seine Stellvertreter zügeln„.

10 Prozent des Welthandels laufen über das Rote Meer

Die schiitischen Houthi-Rebellen haben im Jemen in ihrem seit 2014 laufenden Aufstand weite Teile im Landesnorden eingenommen und sie kontrollieren auch die Hauptstadt Sanaa. Die Rebellen werden vom mehrheitlich schiitischen Iran unterstützt.

Etwa 10 Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer. Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa. Die Alternativstrecke um das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung verlängert die Transporte um einige Tage.

Angesichts der zunehmenden Zahl von Angriffen hatte das US-Militär in der Region bereits Mitte Dezember seine Zusammenarbeit mit den Streitkräften anderer Länder verstärkt. An einer neuen Sicherheitsinitiative mit dem Namen “Operation Prosperity Guardian„ beteiligen sich nach Angaben aus dem US-Verteidigungsministerium mehr als 20 Länder. Nach Angaben aus Washington haben die Houthi seit dem 19. November mehr als zwei Dutzend Angriffe auf internationale Handelsschiffe im Roten Meer verübt - erstmals setzten sie dabei auch eine ballistische Antischiffsrakete ein. Mehr als 2.000 Schiffe sind den Angaben nach bereits gezwungen worden, einen Umweg von Tausenden Kilometern zu nehmen.

apa

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