Montag, 3. Juni 2024

Was Betrüger so gefährlich macht und wo sie zuschlagen könnten

In dieser Kolumne schreibt STOL-Redakteur Matteo Tomada, was ihm der Quästor über Betrüger in Südtirol verraten hat und wo diese zuschlagen könnten.

Betrüger kennen ihre Opfer ganz genau. - Foto: © Shutterstock / shutterstock

Von:
Matteo Tomada
Immer öfter hört man auch in Südtirol von Betrügern, die ältere Menschen übers Ohr hauen. Sie geben sich als Polizisten aus, als Familienangehörige oder als Bankangestellte – und erbeuten damit nicht selten Beträge im fünfstelligen Bereich. Es gibt Omas, die ihren gesamten Schmuck einer fremden Person übergeben, oder Opas, die ihr Erspartes auf ein unbekanntes Konto überweisen.

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Dass Opas nicht viel Schmuck besitzen, wissen Gauner ganz genau. Woher? Betrüger kennen ihre Opfer wie ihre Westentasche – besonders genau kennen sie ihre Schwächen. Das hat mir Quästor Paolo Sartori während eines Interviews verraten. Ich konnte nämlich nicht begreifen, wie man einer fremden Person sein ganzes Hab und Gut übergeben kann.

„Betrüger sind furchtbar intelligent“

Weil er in seinem Leben schon viele Betrüger überführt hat, kennt er ihre Maschen genau. „Etwas haben sie alle gemeinsam“, sagte er. „Sie sind furchtbar intelligent und nutzen die Schwächen ihrer Opfer schamlos aus.“ Er selbst sei als Polizist vor vielen Jahren einmal bei einem Vortrag eines Ganoven gewesen, um ihn dingfest zu machen – undercover, versteht sich. Nach dem Vortrag hätte er dem Verbrecher am liebsten alles abgekauft, so überzeugend waren seine Worte. „Ein furchtbar intelligenter Mensch“, so der Quästor über den Betrüger, für den dann die Handschellen klickten.


Ich frage mich jetzt öfters, wo Betrüger bei mir am ehesten zuschlagen könnten – nur damit ich für den Fall der Fälle gerüstet bin.
Matteo Tomada



Seitdem bin ich etwas unruhig. Ich war vor knapp einem Jahr nämlich selbst Opfer eines Betrugsversuchs (Hier lesen Sie mehr dazu). Ich frage mich jetzt öfters, wo bei mir die größten Schwächen liegen und wo Betrüger am ehesten zuschlagen könnten – nur damit ich für den Fall der Fälle gerüstet bin. Eine große Schwäche habe ich für gutes Essen und ein kühles Bier in guter Gesellschaft. Wie und wo Betrüger jetzt zuschlagen werden, ist mir noch nicht ganz klar. Ich werde beim nächsten Dorffest aber ein waches Auge haben.

Seine eigenen Schwächen zu finden, ist oft schwierig. Bei anderen Leuten fällt das leichter. Bei Sven Knoll zum Beispiel: Ein Betrüger könnte ihm irgendeinen erfundenen SVP-Skandal verhökern, und er würde ihn abkaufen, weil er blind vor Freude wäre. Oder Brigitte Foppa: Jetzt, wo sie ins EU-Parlament will, braucht sie Stimmen – viele Stimmen, um nicht blöd dazustehen. Ein Betrüger könnte sich diesen Wahldruck zunutze machen und zuschlagen.


Am gefährlichsten aber lebt Jürgen Wirth Anderlan.
Matteo Tomada




Am gefährlichsten aber lebt Jürgen Wirth Anderlan. Ein Betrüger könnte sich unter Rechtsextreme mischen und hätte leichtes Spiel. Recht einfach hätte es ein Ganove wahrscheinlich mit dem Song „L’amour toujours“, den Anderlan offensichtlich sehr mag – mit dem Hit hat er kürzlich auf Instagram Urlaubsgrüße aus Sylt gepostet #döpdödödöp (Das Lied ist derzeit wegen Naziparolen umstritten. Erfahren Sie hier mehr dazu). Vielleicht sollte jemand Anderlan warnen, bevor ein Betrüger ihn mies übers Ohr haut.

stol

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