Haller: Ganz am Anfang war der Schnee das Problem, der normale Bergwanderer erschreckt hat. Es war aber auch gut, dass nicht jeder Tourist auf den Berg gegangen ist – durch den Schnee waren einige Stellen gefährlich. Danach war das Watter unbeständig. Für den normalen Tagesgast kam eine längere Wanderung nicht infrage und es erreichten uns merklich weniger Leute.
STOL: Wie viel weniger?
Haller: Bei den Tagesgästen sicher die Hälfte weniger als in den vergangenen Jahren. Auch Nächtigungen blieben aus. Die Reservierungen waren zwar anfangs nicht schlecht, aber ganz viele Gäste haben kurzfristig storniert. Bis jetzt ist es eine sehr durchwachsene Saison.
STOL: Sieht es jetzt nicht besser aus? Das Wetter ist mittlerweile stabiler.
Haller: Seit letzten Freitag ist das Wetter, Gott sei Dank, besser. Es war das erste Wochenende, wo wir in dieser Saison normal gearbeitet haben.
STOL: Erst seit diesem Wochenende?
Haller: Ja, richtig gut erst seit dem Wochenende. Davor gab es immer einen Tag, Samstag oder Sonntag, an dem das Wetter nicht ganz stabil war. Leute, die gerne eine zweitägige Tour gemacht hätten, stornierten deswegen und warteten auf besseres Wetter. Es kam vor, dass wir bis am Donnerstag ausgebucht waren, und dann kam der Wetterbericht und plötzlich kamen nur mehr 5 oder 6 Leute.
„ Unter der Woche ist es bei uns auf der Hütte recht ruhig. ”
— Davis Haller
STOL: In dieser sehr sommerlichen Woche ist Ihre Hütte aber ausgebucht, nehme ich an?
Haller: Nein, die Gegend ist dafür nicht die Richtige. Unter der Woche ist es bei uns auf der Hütte recht ruhig. Nur am Wochenende sind wir gut besucht. Unter der Woche ist deswegen meistens noch ein Bett zu finden.
STOL: Ist der Schnee noch ein Problem?
Haller: Nein, mittlerweile ist er auch in den höheren Lagen für Wanderer kein Problem mehr. Es gibt zwar noch einzelne Felder, diese sind aber leicht zu überqueren.
„ Den Juli werden wir nie mehr aufholen – es war einfach zu wenig los. ”
— Davis Haller
STOL: Bleiben einige Gäste trotzdem weg?
Haller: Der Schnee und das unbeständige Wetter haben vor allem die normalen Hotelgäste abgeschreckt, die gerne zur Hütte wandern und die Aussicht genießen. Auch viele Tagestouristen blieben aus. Keinen Unterschied gab es hingegen bei den hochalpinen, erfahrenen Bergsteigern – sie kamen trotzdem.
STOL: Dann wollen wir hoffen, dass es ab jetzt besser läuft.
Haller: Ich hoffe stark, dass das Wetter im August besser wird. Dann sollten wieder mehr Leute kommen und es wäre wieder eine normale Saison. Den Juli werden wir aber nie mehr aufholen – es war einfach zu wenig los.
STOL: Lassen Sie heuer länger offen, um die verlorenen Einnahmen zu kompensieren?
Haller: Nein, die Öffnungszeiten werde ich nicht ändern, weil ab 15. September nichts mehr los ist. Sobald die Schule begonnen hat, ist unter der Woche niemand mehr in der Gegend. Nur an Wochenenden mit hervorragendem Wetter kommen die Leute noch auf den Berg. Für uns ist es aber nicht mehr rentabel. Meine Eltern ließen früher manchmal länger offen, aber es zahlte sich einfach nicht aus.
STOL: Was machen Sie danach, wenn die Hütte geschlossen ist?
Haller: Ich arbeite als Angestellter im Tal den ganzen Winter über bis Mitte Mai – danach muss ich die Schutzhütte wieder für den Sommer fit machen.
