Donnerstag, 20. Juni 2024

Seiser Alm: „Es war ein schreckliches Bild, das sich bot“ – Wolf reißt Schafe

„Es war ein schreckliches Bild, das sich bot: Das Schaf stand regungslos da – mit abgebissenem Euter und abgerissenem Fell über Hinterteil und Bein. Wir mussten das arme Tier notschlachten“, erzählt Marion Trocker vom Strumpflunerhof in Kastelruth. Seit 2 Wochen haben die Bauern vom Schafverein Furceles ihre Tiere auf der Seiser Alm – 2 Tiere sind tot, 18 unauffindbar.

„Es war ein schreckliches Bild, das sich bot“

Die Risse liegen schon ein paar Tage zurück. Zuerst fand der Sohn eines Bauern ein totes Schaf auf dem Weg, dann ein weiteres, verletzt, das von seinem Leiden erlöst werden musste. Es wird vermutet, dass wieder der Wolf zugeschlagen und einen Teil der Herde versprengt hat. Im unwegsamen, steilen Gelände sind sie kaum aufzuspüren.

„Es war ein schreckliches Bild, das sich bot: Das Schaf stand regungslos da – mit abgebissenem Euter und abgerissenem Fell über Hinterteil und Bein.“



„Wir hoffen schon sehr, dass wenigstens ein paar Tiere auftauchen – lebend“, sagt Marion, noch ganz mitgenommen von den Ereignissen. Rund 70 Schafe hatten die 5 Bauern des Schafvereins Furceles auf dem steilen Berghang des Puflatsch aufgetrieben und holen die verbliebenen jetzt der Reihe nach heim auf den Hof.

„Die Schafe haben, getrennt von deren Mütter, kaum Überlebenschancen“

Zugleich suchen sie nach den vermissten Tieren. „Das ist nicht leicht; das Gelände ist riesig, und auf die Felsklippen kommt man gar nicht hin“, sagt Marion. Rund ein Viertel der Schafe konnten noch nicht gesichtet werden, darunter viele Lämmer. „Sie haben, getrennt von deren Mütter, kaum Überlebenschancen. Eines war gerade mal einen Monat alt“, schreibt Marion auf Facebook.

„Wie soll es weitergehen? Wir wissen nicht mehr weiter“

Der Berghang am Puflatsch ist für die Schafe ein geeigneter Weideplatz: Auf den Lichtungen wächst saftiges Berggras, Sträucher und Bäume bieten Unterschlupf, und die Felshänge können nur Schafe oder Ziegen überwinden. Werden diese Hänge nicht mehr beweidet, sieht Marion die Landschaft und Artenvielfalt bedroht.

„Sollte es so weiter gehen, dann werden auch in den kommenden Jahre keine Schafe mehr auf die Hänge des Puflatsch zurückkehren, Sträucher, die die Schafen zurückgedrängen, werden langsam kleinere Pflanzen verdrängen – auch geschützte Pflanzen wie Enzian und Arnika“, sagt Marion. Sie richtet einen Appell an die Politiker, Naturschützer und Experten und fragt: „Wie soll es weitergehen? Wir wissen nicht mehr weiter.“

br/stol

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