Dienstag, 10. September 2024

Psychische Erste Hilfe? Das müssen Sie tun

Von 1990 bis 2023 ist die Suizidrate von 20,1 auf 8,9 Opfer pro Jahr pro 100.000 Einwohner gefallen. „Dieser Rückgang konnte nur gelingen, weil Fachleute und Südtiroler Bevölkerung seit Langem sehr aufmerksam darauf achten, dass schwere psychische Krankheiten und seelische Krisen möglichst nicht tödlich enden“, schreibt das Netzwerk zur Depressionsbekämpfung, an dem sich auch der Südtiroler Sanitätsbetrieb beteiligt. Zum heutigen Welttag der Suizidprävention gibt das Netzwerk 3 lebensrettende Fragen und Maßnahmen bei Suizidgefahr mit auf den Weg.

„Psychische Erste Hilfe ist nicht so schwer“, betont Dr. Roger Pycha. - Foto: © Shutterstock / shutterstock

„Der Rückgang der Suizidrate in Südtirol ist ein großer Erfolg einer gemeinsamen Anstrengung. Es ist die Leistung eines funktionierenden Netzwerks der Humanität. Aber jedes Suizidopfer ist eines zu viel. Hilfeleistung und Vorbeugung können noch verbessert werden“, schreibt Dr. Roger Pycha im Namen des Netzwerks zur Depressionsbekämpfung in einer Aussendung.

3 Fragen und 3 Maßnahmen

Der Algorithmus, den es dazu entwickelt hat, nennt es „Brief Anti-Suicidal Intervention, BASI“: „Klingt harmlos, ist aber lebensrettende Basis. Es ist das Minimum dessen, was jeder Mensch können sollte. Es umfasst 3 Fragen und 3 Maßnahmen. Die Fragen sollte jeder auswendig wissen, sie erfordern Mut“, so Dr. Pycha.

Diese 3 lebensrettenden Fragen lauten: Ich mache mir Sorgen um Sie. Denken Sie an Suizid?Bei Bejahung, die zweite Frage: Wüssten Sie, wie Sie es täten? Und drittens: Lassen Sie sich den Plan genau schildern, falls einer vorliegt. Dann fragen Sie: Haben Sie bereits Vorbereitungen getroffen?

Dr. Roger Pycha



„Wenn alle 3 Fragen bejaht werden, lassen Sie den Betroffenen nicht mehr alleine und verständigen 112. Wenn die Fragen 1 und 2 positiv beantwortet werden, soll der Betroffene möglichst rasch zum Psychiater kommen. Ihn in der Zwischenzeit nicht alleine zu lassen und die Familie einweihen, in der Schule die Lehrer, im Krankenhaus Mitarbeiter des Gesundheitswesens, erhöht die Sicherheit“, betont der Psychiatrie-Primar.

Das müssen Sie tun

Wird nur die Frage 1 positiv beantwortet, sollte der Betroffene dazu gedrängt werden, eine Fachperson aufzusuchen, Hausarzt, Psychologen oder Psychiater, (am besten Psychiater). „Vereinbaren Sie den Termin im Beisein des Betroffenen selbst oder lassen Sie ihn das in Ihrem Beisein tun. Dann hat er einen minimalen Betreuungsplan als Hilfe gegen das Chaos der Krise“, rät Dr. Pycha.

„Jetzt kommt es ganz eigenartig: Spielen Sie das Ganze mit einem anderen Menschen durch. Der eine spielt den suizidalen Patienten, der andere den Helfer, der die Fragen stellt. Wenn Sie das dreimal in beiden Rollen machen, haben Sie alles gut gespeichert und können es auch abrufen, wenn Sie sehr abgelenkt oder gestresst sind. Und Sie haben spielerisch gelernt, Leben zu retten. Psychische Erste Hilfe ist nicht so schwer“, betont der Primar abschließend.

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Alle wichtigen Telefonnummern der Anlaufstellen und Notfalldienste finden Sie auf der Webseite „Du bist nicht alleine“ – hier klicken, um auf die Seite zu kommen.

stol

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