Sonntag, 23. Juni 2024

Menschen vor Suizid bewahren: Die 3 lebenswichtigen Fragen

Von 1990 bis 2023 ist die Suizidrate in Südtirol von 20,1 auf 8,9 Opfer pro Jahr pro 100.000 Einwohner gefallen. Dieser Rückgang konnte nur gelingen, weil Fachleute und die Südtiroler Bevölkerung sehr aufmerksam darauf achten, dass schwere psychische Krankheiten und seelische Krisen möglichst nicht tödlich enden. Trotzdem: Jedes Suizidopfer ist eines zu viel. Das müssen Sie wissen.

Jedes Suizidopfer ist eines zu viel.

Hilfeleistung und Vorbeugung können noch verbessert werden. Zum Beispiel im Krankenhaus. Dort nehmen sich in Italien die meisten Menschen nicht etwa an den Psychiatrien, sondern an den Internistischen Abteilungen das Leben.

Psychiatrien sind kleine Abteilungen von maximal 15 Betten, mit viel betreuenden und aufmerksamen Menschen um die psychisch Kranken herum. Das bedeutet großen Schutz. Andere Abteilungen sind viel größer, haben weniger Mitarbeiter und sind nicht auf den Schutz vor Selbsttötung ausgerichtet. Schwere Krisen von behandelten Patienten werden nicht so leicht bemerkt.

„Das können wir in ganz Südtirol ändern“, betont der Psychiater Roger Pycha. „Das Gesundheitswesen soll gesund und am Leben erhalten. Dazu sollte jedes Mitglied, vom Generaldirektor bis hin zur Reinigungskraft, von der Sekretärin zur Primaria wissen, wie man Suizidgefahr erkennt und begegnet. Im Krankenhaus und außerhalb.“

Der Algorithmus, den Pycha dazu entwickelt, nennt er „Brief Anti-Suicidal Intervention, BASI“. Klingt harmlos, ist aber lebensrettende Basis. Es ist das Minimum dessen, was Mitarbeiter im Gesundheitswesen können sollten. Es umfasst 3Fragen und 3 Maßnahmen.

3 Fragen und 3 Maßnahmen

Die Fragen sollte jeder auswendig wissen, sie erfordern Mut.

1. Frage: Ich mache mir Sorgen um Sie. Denken Sie an Suizid?

2. Bei Bejahung, bitte die zweite Frage: Wüssten Sie, wie Sie es täten?

3. Lassen Sie sich den Plan genau schildern, falls einer vorliegt. Dann fragen Sie bitte: Haben Sie bereits Vorbereitungen getroffen?

Wenn Fragen mit Ja beantwortet werden

Wenn alle 3 Fragen bejaht werden, lassen Sie den Betroffenen nicht mehr alleine und holen den Bereitschaftspsychiater. Außerhalb des Krankenhauses lassen Sie ihn nicht alleine und verständigen 112.

Wenn die Fragen eins und 2 positiv beantwortet werden, soll der Betroffene möglichst rasch zum Psychiater kommen. Ihn in der Zwischenzeit nicht alleine zu lassen und im Krankenhaus das Team, außerhalb des Krankenhauses die Familie einzuweihen, erhöht die Sicherheit.

Wird nur die Frage eins positiv beantwortet, drängen Sie bitte den Betroffenen dazu, eine Fachperson aufzusuchen, Hausarzt, Psychologen oder Psychiater. Vereinbaren Sie den Termin im Beisein des Betroffenen selbst oder lassen Sie ihn das in Ihrem Beisein tun. Dann hat er einen minimalen Betreuungsplan als Hilfe gegen das Chaos der Krise.

Jetzt kommt es ganz verdreht: Spielen Sie das Ganze mit einem anderen Mitarbeiter im Gesundheitswesen durch. Der eine spielt den suizidalen Patienten, der andere den Helfer, der die Fragen stellt. Wenn Sie das dreimal in beiden Rollen machen, haben Sie alles gut gespeichert und können es auch abrufen, wenn Sie sehr abgelenkt oder gestresst sind.

Und Sie haben spielerisch gelernt, Leben zu retten. Psychische Erste Hilfe ist nicht so schwer.

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Wenn Sie Suizid-Gedanken haben, zögern Sie nicht, diese Nummern zu kontaktieren:

Betroffene sowie Angehörige können sich an verschiedene Anlaufstellen wenden: Im akuten Notfall an die Notaufnahmen eines Krankenhauses, den Hausarzt oder den Notruf 112.

Anonyme Beratungen bieten die Caritas-Telefonseelsorge (rund um die Uhr, Telnr. 0471/052 052) und Young+Direct (Tel. 0471/155 1551 oder Mail: online@young-direct.it.

Das Psychologische Krisentelefon ist unter der Grünen Nummer 800 101 800 rund um die Uhr erreichbar.

Allgemeine Info im Internet: www.suizid-praevention.it

stol

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