Der Tag, der alles ändert
Blaue Flecken, Appetitlosigkeit, Fieberschübe, bei denen innerhalb von 30 Minuten Hannahs Körpertemperatur auf 40 Grad Celsius anstieg, irgendwann auch Hautausschlag: Mehrmals suchte die Familie mit ihrer Tochter das Krankenhaus auf. Am 22. März 2023 ordnete eine Ärztin schließlich Blutproben an. Dann ging alles relativ schnell.„Nur mit dem Hinweis, dass Hannahs Blutbild schlecht sei, wurden wir direkt in das Krankenhaus Innsbruck geschickt“, erzählt Mutter Petra. „Keine roten, keine weißen Blutkörperchen: Auch wenn wir ahnten, was das heißen könnte, wollten wir es nicht wahrhaben“, sagt Oma Anna. Als nach wenigen Tagen die Diagnose fix feststand, war alles Verdrängen zwecklos.
Kortisonbehandlung und Chemotherapie
Nach einer ersten Chemotherapie- und Kortison-Behandlung, nach 15 Tagen galt Hannah als Tumorzellen-frei. Nichtsdestotrotz bestand „Hochrisiko“. Es folgte ein Jahr mit Krankenhausaufenthalten und Chemotherapien, manchmal bis zu 5 am Tag.Vater Patrick ließ sich für ein Jahr beurlauben. Mutter Petra hatte erst 14 Tage vor der Diagnose nach ihrem Mutterschaftsurlaub wieder eine Teilzeitstelle im Handel angetreten. Ihr Chef zeigte Verständnis. Nach einem Monat Auszeit nahm Petra ihre Arbeit wieder auf. Ihre Arbeitszeit durfte sie mit den Arztterminen ihrer Tochter abstimmen.
Mindestens 150 Tage wurde Hannah stationär im Krankenhaus behandelt, die Mutter blieb auch nachts bei ihr. Vater Patrick pendelte täglich zwischen Thuins und Innsbruck, an manchen Tagen, an denen Hannah zu Hause war und sich ihr Zustand plötzlich verschlechterte, auch 2 Mal.
„Heute gilt Hannah als geheilt. Wir können es noch gar nicht realisieren, dass alles vorbei ist“, erzählt Petra, „bis zum 22. März 2025 muss Hannah – neben regelmäßigen Kontrollen – noch eine Erhaltungstherapie machen“. Im Herbst wird sie auch wieder den Kindergarten besuchen.
Krankheit grenzt Kontakte mit „Außenwelt“ stark ein
„Wir waren bereits einige Male im Kindergarten. Hannah kennt die Kinder, diese wissen auch, warum Hannah keine Haare hat“, erzählt Petra. Bisher war ein Kindergartenbesuch nicht möglich: Zu groß wäre das Risiko einer Ansteckung gewesen, oder dass der für die Chemotherapie gesetzte Katheter beim Herumtollen verrutscht. Insgesamt war der Kontakt mit der „Außenwelt“ eingeschränkt: keine Ausflüge, kein gemeinsames Einkaufen, keine Besuche…In dieser schwierigen Zeit stand der Familie die Südtiroler Kinderhilfe Regenbogen zur Seite. „Als uns der Oberarzt die Diagnose mitteilte, war ein Psychologe mit dabei. Er empfahl uns, die Kinderhilfe Regenbogen oder die Kinderkrebshilfe zu kontaktieren“, erzählt Petra. Die Familie wandte sich an die Kinderhilfe. Diese griff ihr finanziell unter die Arme – neben dem Verdienstausfall gab es Mehrkosten für Medikamente und die vielen Fahrten zu stemmen – und hatte bei Fragen und Sorgen immer ein offenes Ohr.
Betroffene gibt es viele
„Durch Hannahs Diagnose wurde uns bewusst, wie viele Kinder von einer schweren Krankheit betroffen sind und wie viele Familien in solchen Situationen dringend Hilfe brauchen“, unterstreichen Alexander und Anna. Allein im Wipptal wissen sie von rund 4 Kindern mit Leukämie.Hannahs Eltern erlebten im Krankenhaus mit, wie es für manche Kinder keine Hilfe mehr gab, andere Rückfälle erlitten. „Man darf nicht zu viel an sich heranlassen, damit die eigene Angst nicht zu groß wird“, sagt Petra, die die Ungewissheit am Anfang als schlimmsten empfand. Die Information, dass die Heilungschancen bei Leukämie unter 5 Jahren gut sind, hat sie etwas beruhigt. Auch die Aussage der Ärzte, dass Hannah, wenn sie älter sein wird, wohl all die durchlebten Strapazen vergessen haben dürfte.
Hannah trifft den Bundeskanzler Nehammer
Nichtsdestotrotz hat die Familie das vergangene Jahr fotografisch dokumentiert: Wenn Hannah mit dem Roller allein vom Auto bis zum Krankenhaus fuhr, knipste Oma Anna Fotos. Als Bundeskanzler Karl Nehammer die Innsbrucker Klinik besuchte, war Hannah das einzige Kind, das sich ihm zeigen wollte. „Wir waren ungeplant vor Ort, weil Hannahs Blutwerte schlecht waren“, erzählt die Mutter. Mit Sommerkleid, Strohhut und am Tropf hängend nahm sie am Treffen teil. Als Dank gab es einen Ärztekoffer und eine Videoaufnahme.Auch Hannas Plüschtier, ein rosarotes Einhorn, ist auf den Fotos. „Es kennt alle Ärzte und Krankenschwestern“, lacht Mutter Petra. Überall und immer war es mit dabei. Nun wird es Hannah bei all dem begleiten, auf das sie bisher verzichten musste.
„Wir wollen Danke sagen“
Der Familie Stampfer ist es ein Herzensanliegen, für die erfahrene Unterstützung zu danken und einen Beitrag zu leisten, das Leben kranker Kinder mit Familien ein wenig zu erleichtern.„Deshalb haben wir eine Spendenaktion zugunsten der Südtiroler Kinderhilfe Regenbogen organisiert“, berichtet Alexander Stampfer. Teil davon ist eine Kunstausstellung, die ab
„Alle Objekte können erworben werden. Der Erlös wird zu 100 Prozent der Kinderhilfe gespendet“, betont Anna Stampfer. Unter den Bildern finden sich 3 Aquarelle von Alberta Pfeifhofer aus Ehrenburg sowie Aquarelle auf Seide und Fotografien von Anna, die selbst gemalt hat, bis sie ihre Leidenschaft für die Fotografie entdeckt hat. Alexander, der personalisierte Lasergravuren fertigt, stellt ebenso Arbeiten aus. Besucher haben natürlich auch die Möglichkeit, nur vorbeizuschauen oder zu spenden.