Samstag, 16. September 2023

Hunderte Migranten und zahlreiche Schlepper in Tunesien festgenommen

Die tunesischen Sicherheitskräfte sind am Samstag mit einem Großaufgebot gegen Migranten und Schlepper in mehreren Küstenstädten vorgegangen, um die illegale Einwanderung nach Italien zu unterbinden. Hunderte Migranten und zahlreiche Schlepper seien festgenommen worden, berichteten Augenzeugen und Behörden. Flugzeuge und Anti-Terror-Einheiten waren im Einsatz, der nach Regierungsangaben von Präsident Kais Saied angeordnet wurde.

Auf Lampedusa herrschten in den vergangenen Tagen chaotische Zustände. - Foto: © ANSA / CIRO FUSCO

Es habe zahlreiche Razzien gegeben. Etliche Boote seien beschlagnahmt worden. Seit Wochen kommen täglich viele Hunderte Menschen in überfüllten Booten auf der italienischen Insel Lampedusa an.

Mehr Migranten auf Lampedusa als Bewohner. - Foto: © ANSA / CIRO FUSCO



Lampedusa wird derzeit von zahlreichen Schlepperbooten angesteuert, die aus Nordafrika kommen. Die Mittelmeerinsel liegt nur rund 140 Kilometer östlich der Küste Tunesiens. Sie trägt wegen ihrer Nähe zu Nordafrika derzeit die Hauptlast der illegalen Migration. Ziel des Großeinsatzes der tunesischen Sicherheitskräfte waren daher die Küstenstädte Sfax, Jebiniana, Kerkennah und Msatria. Sfax ist der wichtigste Abfahrtshafen für die Schlepperboote.

Im Flüchtlingslager ist kein Platz für alle. - Foto: © ANSA / CIRO FUSCO



Einheiten der tunesischen Nationalgarde durchsuchten laut Augenzeugen und Behörden zahlreiche Häuser, in denen sich Hunderte Migranten aufhielten und auf eine Überfahrt über das Mittelmeer warteten. Die Sicherheitskräfte stoppten Lastwagen, die Menschen zu den Stränden transportierten, und beschlagnahmten Schlepperboote. Um die Menschenschlepper festzunehmen, setzten die Spezialkräfte Flugzeuge ebenso ein wie Suchhunde und Militärfahrzeuge. „Der Einsatz richte sich gegen Schlepper, die mit der Angst frustrierter Menschen handelten“, sagte Houssem Jbebli von der Nationalgarde vor der Presse.

Bei der Anreise über das Mittelmeer riskieren die Migranten ihr Leben. - Foto: © ANSA / CIRO FUSCO



Tunesien steht unter starkem Druck von Italien und der Europäischen Union, die im Gegenzug für die Eindämmung der illegalen Migration dem nordafrikanischen Land eine Milliarde Euro zugesagt hat, um seiner angeschlagener Wirtschaft zu helfen. Doch allein an den vergangenen beiden Tagen kamen nach Angaben der örtlichen Behörden auf Lampedusa rund 7000 Migranten aus Nordafrika an – das sind mehr die 6000 Einheimischen der kleinen Mittelmeerinsel. Der Notstand wurde ausgerufen.

dpa/ansa/stol

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