Hausärztin Dr. Astrid Marsoner ist die Vertreterin der Hausärztegewerkschaft SNAMI für das Pustertal. Sie kennt beide Systeme und kann den aufgezwungenen Wechsel angesichts deutlicher und relevanter Mängel der EGA nicht verstehen.
„Unvollständigere Befunde, zeitaufwendigere Suche“
„Die Unterlagen in der EGA stehen anders als im IKIS den Haus- und Kinderärzten nur als PDF mit minimalen Zusatzinformationen und fehlender Strukturierung zur Verfügung. Die Suche nach Befunden, die erst ab 2020 und zudem nur unvollständig vorliegen, ist dadurch deutlich zeitaufwendiger. Im IKIS können Befunde mit wenigen Klicks gefunden werden, ein Trend für einen Wert kann problemlos grafisch dargestellt werden. Diese Informationen sind für eine Diagnosenstellung und Therapieentscheidung wichtig“.Datensicherheit
Ein weiteres Problem der EGA ist die Datensicherheit. Damit ein Arzt bzw. eine Ärztin Zugriff auf relevante Daten hat, muss eine Einwilligung entweder elektronisch mit SPID oder einem in der Arztpraxis unterschriebenen Vordruck gegeben werden. „Bürokratieabbau sieht anders aus“, findet Dr. Marsoner. „Sollte IKIS aktuell nicht den Datenschutzbestimmungen entsprechen – das von unserer Seite schwer nachvollziehbare Hauptargument der Verwaltung – dürfte es kein Problem sein, dies entsprechend anzupassen. Datenschutz darf nicht Patienten gefährden.“Schließlich würden Patienten sogar davon ausgehen, dass Laborberichte oder Arztbriefe aus dem Krankenhaus dem Hausarzt zur weiteren Therapie zur Verfügung gestellt werden.
Rasche Information wichtig für Genesung
IKIS wurde vor 13 Jahren auf Initiative des späteren Bezirksdirektors Walter Amhof von der internen Informatikabteilung des Sanitätsbezirkes Bruneck eingerichtet und Jahr für Jahr optimiert. „Inzwischen lässt das Programm weder für die Krankenhäuser noch für Ärzte Wünsche offen, weil es flexibel, übersichtlich, stets aktuell ist und eine rasche und umfassende Information für Patienten ermöglicht, was letztlich wichtig für die Genesung ist“, betont Dr. Marsoner.Ein Vorschlag der Pusterer Ärzte wäre demnach, die EGA und das IKIS parallel laufen zu lassen. „Wir verfolgen ein gemeinsames Ziel: die Optimierung der gesundheitlichen Versorgung“, betont die Ärztin.
Informationskampagne für EGA
Das Gesundheitsassessorat plant eine Informationskampagne für den Landesosten und lässt sich diese etwa 2,3 Mio. Euro kosten. Ein Betrag, der nach Ansicht der Ärzteschaft im Norden und Osten Südtirols anderswo im Gesundheitswesen besser eingesetzt werden könnte, „zumal in Zeiten mangelnder Hausärzte die Nachteile der EGA gegenüber IKIS und die zu erwartende gravierende Verschlechterung und Erschwernis für die Ärzte damit nicht aufgehoben werden“, findet Dr. Marsoner.„Unser größtes Problem ist der Mangel an verbindlichen Informationen zur gesetzlichen Vorgabe, auf welche sich die Argumentation der Verwaltung stützt. Nur auf dieser Grundlage können wir eine gute Lösung – mitsamt der Einbeziehung der Beteiligten – finden. Wer etwas erreichen will, sucht sich Ziele, wer etwas verhindern will, hat Gründe.“