Mehr als 100 Traktoren versammelten sich am Wochenende auf dem Platz vor der Autobahnmautstelle „Orte“ nördlich von Rom. Dabei kam es zu Spannungen mit der Polizei, als einige Demonstranten riesige Heuballen in die Mitte der Straße legten und versuchten, den Verkehr erneut zu blockieren.
Gegen Anstieg von Rohstoffpreisen und Entscheidungen der Regierung
Die Bauernproteste richten sich gegen Entscheidungen der Regierung in Rom und der EU, die laut den Landwirten die Agrarwirtschaft benachteiligen. Auch gegen den Anstieg von Rohstoffpreisen wird protestiert, genauso wie gegen die Zulassung von Laborfleisch und Insektenmehl in Europa. Themen sind wie in Deutschland und in Frankreich der Preis des Agrardiesels, Energiekosten im Allgemeinen und die Einkommenssituation in der Landwirtschaft.Die Demonstranten skandierten Slogans gegen den Landwirtschaftsverband Coldiretti, der von den protestierenden Bauern beschuldigt wird, ihre Interessen in Brüssel nicht zu verteidigen.
Zu Bauernprotesten kam es vorgestern auch nahe Mailand, in Pavia (500 Traktoren fuhren auf), in Orvieto und in den Abruzzen. Unter dem Druck der Proteste scheint die Regierung in Rom zu Konzessionen bereit.
„Bauern bekommen statt 5 Milliarden Euro nun 8“
So versprach Premierministerin Giorgia Meloni, dass die Ressourcen aus dem Konjunkturplan PNRR für die Landwirtschaft von 5 auf 8 Milliarden Euro erhöht werden.In Deutschland gingen die Proteste am Samstag weiter. Laut Polizei versammelten sich am Samstag Landwirte mit etwa 400 Traktoren beim Frankfurter Flughafen. In Braunschweig wurde eine Autobahn blockiert. Die Protestierenden kippten Baumstämme, größere Mistmengen und Autoreifen auf die Fahrbahn, die Autobahn musste gesperrt werden.
Im Nicht-EU-Land Schweiz fuhren am Samstag etwa 30 Traktoren durch die Straßen von Genf. „Dies ist die erste Bauernversammlung in der Schweiz nach den Demonstrationen und Blockaden, die überall in Europa stattfinden“, sagte Eline Müller von der Bauerngewerkschaft Uniterre.
In Griechenland setzten am Samstag rund 2000 Bauern in Thessaloniki ein Zeichen – nachdem Premier Kyriakos Mitsotakis am Freitag ein Entgegenkommen angekündigt hatte.
In Frankreich räumten Sicherheitskräfte die letzten Autobahnblockaden. Die Proteste waren abgeebbt, nachdem Premier Gabriel Attal Maßnahmen zugunsten der Landwirte in Aussicht gestellt hatte, darunter ein Hilfspaket von 400 Millionen Euro.
Die EU kündigte eine Reduzierung der Bürokratie an. Ein Entgegenkommen deutet sich auch bei den Brachflächen an: Um Subventionen zu erhalten, mussten landwirtschaftliche Betriebe 4 Prozent ihrer Nutzfläche brachliegen lassen – zum Erhalt der Artenvielfalt.