Irgendwie geht es der SPÖ gerade wie Bayern München: Sie hat seit einem Dreivierteljahr einen neuen „Trainer“, aber der Erfolg bleibt aus, und nicht wenige bei den österreichischen Sozialdemokraten wären den neuen Chef lieber heute als morgen los – und während Thomas Tuchel mit Saisonende beim heuer erfolglosen deutschen Serien-Meister auch schon wieder Geschichte ist, könnte es Andreas Babler zumindest als Spitzenkandidat für die Nationalratswahl im Herbst auch so gehen, sollte er bei der Europawahl im Juni nicht punkten können.

Woran merkt man, dass in Österreich im Herbst gewählt wird? Die ehemaligen Großparteien SPÖ (Opposition) und ÖVP (Regierung) überbieten einander in Vorschlägen in Sachen Asyl/Migrationsbegrenzung – um den vorhergesagten Siegeszug der rechten FPÖ zu bremsen. Und sie führen nicht nur hinter den Kulissen, sondern vereinzelt auch offen Gespräche darüber, ob nach der Wahl nicht eine Neuauflage der „Großen Koalition“ aus SPÖ und ÖVP machbar wäre - um einen Kanzler Herbert Kickl zu verhindern.

Er ist auf gewisse Weise Österreichs Gerhard Schröder (SPD). Als früherer Regierungschef nicht so nachhaltig erfolgreich wie der deutsche Ex-Kanzler (Agenda 2000). In der kleinen Alpenrepublik Österreich ist irgendwie alles mit allem verbunden. So zieht die riesige Benko/Signa-Pleite, an der ohnehin schon viele Fäden hängen, auch die SPÖ am Rande ein wenig in den Skandal mit hinein. Denn ihr Exkanzler, als Sozialdemokrat eigentlich ein Vertreter des normalen Bürgers, machte und macht in der Milliardencausa alles andere als eine gute Figur.

Spitze Zungen sagen ja, die österreichischen Sozialdemokraten hätten sich die türkische Wahlbehörde ausborgen sollen – so vergleichsweise friktionsfrei, wie der Urnengang im Land am Bosporus lief, würde sich die SPÖ ihr Mitgliedervotum, wer Parteichef/Parteichefin sein soll, nur wünschen. + von Andreas Schwarz