Dienstag, 28. Mai 2024

Touren leiten, Gäste führen: das Ökosystem Tourismus braucht starke Partner für die Zukunft

Reiseleiter und FremdenführerInnen, kurz Tour Guides, sind Botschafterinnen, Multiplikatoren, Vermittlerinnen und vieles mehr. In Zeiten geforderter Nachhaltigkeit, von Klimawandel, technologischer Revolution und alternder Gesellschaft geht es darum, auch ihre Rolle kontinuierlich zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. Ein eigenes Wissenschaftsforum Ende Mai 2024 an der Eurac Research in Bozen hat sich damit beschäftigt, welche Anforderungen Tour Guides zukünftig benötigen, wie sie diese erlangen können und welche Aufgaben sonst noch auf sie zukommen.

Die internationalen Teilnehmerinnen am Forschungsforum für Geführte Touren an der Eurac Research (vorne links: Moderatorin und Eurac-Koordinatorin der Konferenz Miriam Weiß, dahinter Eurac-Präsident Prof. Roland Psenner und Institutsleiter Thomas Streifeneder) (Foto: Annelie Bortolotti/Eurac Research) © ugc / Josef Bernhart - Foto: © Josef Bernhart

Erstmals in Italien und das in Bozen, haben sich vom 28. bis 30 Mai VertreterInnen aus insgesamt 13 Nationen zum 8. Internationalen Forschungsforum für geführte Touren getroffen. Dabei wurde gleich zu Beginn in den Grußworten von Eurac-Präsident Prof. Roland Psenner klar, dass dieses Forum inhaltlich bestens in die Themenwelt der Eurac Research passt, nachdem sich dort inzwischen elf Forschungsinstitute und sechs Zentren direkt oder indirekt mit Fragen des Tourismus und der regionalen Entwicklung beschäftigen. Auch die Schwerpunkte Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Demographie prägen als Querschnittsbereiche die Forschungsarbeit der Eurac. In dieselbe Kerbe schlug Ressortdirektor Ulrich Höllrigl, der die Grußworte des zuständigen Landesrates für Landwirtschaft und Tourismus Luis Walcher überbrachte und betonte, dass Südtirol ein eigenes Verzeichnis für Reiseleiter und Fremdenführer habe, das spezifische Qualifikationen erfordere. Hierzu sei auch national derzeit einiges in Bewegung und die Frage nach einer sinnvollen Anpassung zu stellen. Auch Thomas Streifeneder, Direktor des Eurac-Instituts für Regionalentwicklung zeigte sich von der Wichtigkeit des Berufsbildes überzeugt und betonte, wie sehr es notwendig sei, gerade in Tourismusregionen grenzüberschreitend an derartigen Themen zu arbeiten. Sein Wunsch wäre es, hierzu ein internationales Forschungsprojekt zu entwickeln.

Das Forschungsforum begann mit einem Einführungsvortrag von Evelyne Dengler-Mahé von den Austria Guides for Future aus Wien und damit aus jener Stadt, die auch 2023 wiederum als jene mit der höchsten Lebensqualität weltweit ausgezeichnet wurde. In ihren Ausführungen wurde deutlich, wie eine Pandemie von heute auf morgen die Tätigkeit eines gesamten Berufszweiges verändern, aber auch wie ein Neustart gelingen kann. Während der Pandemie vereinbarte ihre Gruppe in den virtuellen Treffen, nicht mehr das Wort Corona zu verwenden und sich nur gute Nachrichten zu erzählen. Mit dieser Art Therapie gelang der gemeinsame Weg in die Zukunft und ein schrittweiser Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit, wie er in den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen propagiert wird, die auch für das Land Südtirol als Handlungsrahmen gelten. Zudem sei es gelungen, so die Referentin abschließend, sich als Berufsgruppe mit Partnern weiterzuentwickeln und nannte als Beispiel die renommierte Universität für Bodenkultur Wien, zu der auch die Eurac in Bozen beste Kontakte pflegt. Generell sei es wichtig, Teamgeist zu zeigen. In diesem Sinne hat auch die Konferenz an der Eurac in Bozen mit lokalen Partnern kooperiert, darunter die Stiftung Südtiroler Sparkasse, der Berufsverband der Fremdenführer und Reiseleiter Südtirols (VFRS) sowie das Verkehrsamt Bozen.

josef bernhart