Montag, 17. Juni 2024

Tiroler Handelsforum: Shops der Zukunft

Die etablierte Eventreihe der Wirtschaftskammer Tirol mit der Universität Innsbruck thematisiert 2024 innovative Modelle der Geschäftsgestaltung. Vor Ort im Kongresszentrum von Igls war auch eine Vinschger Delegation.

Südtiroler beim Handelsforum in Tirol (v.l.: Aaron Penn/Eurac, Heiko Hauser/Bürgermeister Schluderns, Andreas Mair am Tinkhof/Reiffeisenverband, Josef Bernhart/Eurac, Katrin Trafoier/hds, Peter Trafojer/Vize-Bgm. Schluderns) (Foto: Die Fotografen) © ugc / Josef Bernhart - Foto: © Josef Bernhart

After Work mit allen Sinnen



Wieder einmal hat der After-Work-Event des Retail Lab der Universität Innsbruck gemeinsam mit der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Tirol alle Sinne angesprochen. Kulinarisch und inhaltlich-gedanklich. Nach der Begrüßung der Gastgeber ging es in zwei Vorträgen gleich zur Sache. Mathias Streicher vom Retail Lab zeigte die Gestaltung von hybriden Begegnungsflächen auf, bevor Heike Brandt, renommierte Shop-Designerin aus Berlin zur Künstlichen Intelligenz und Ladendesign heute und morgen referierte. Nach einer Networking-Pause folgte der moderierte Talk zum Thema Die coolsten off- und online Begegnungen . Vier in jeder Hinsicht coole Gesprächspartner stellten sich den Fragen des Moderatoren-Duos Anita Heubacher und Prof. Oliver Koll: Claudio Blassnig von Gloryfy, einem Hersteller von unzerbrechlichen Brillen, Björn Schultheiß von Fitbox in Berlin, einem Unternehmen, das inzwischen 140 Fitnessstudios im Franchise-System betreibt, Andreas Gell von Asphaltgold, einem Onlineshop für Premium Sneaker und Streetwear sowie Thomas Walser von Grissemann, einem traditionellen Familienunternehmen aus Zams, das vornehmlich im Lebensmittelhandel erfolgreich ist.



Cooler Talk mit vielen Beispielen



Für Grissemann war die Corona-Pandemie beinahe ein Glücksfall, da in dieser Zeit Lebensmittel vornehmlich online bestellt wurden. Heute, so Thomas Walser, sei es wieder wie vorher und Lebensmittel generell nicht so leicht, online an die Kunden zu bringen. Jedenfalls könne der stationäre vom Online-Handel lernen, beispielsweise wie ein gutes Beschwerdemanagement funktioniert. Auch der Brillenhersteller Gloryfy macht den größten Teil seines Umsatzes über den stationären Handel, den wir lieben und der vorwiegend über Fachoptiker funktioniere, so Claudio Blassnig. Mit E-Commerce habe das Unternehmen 2019 begonnen und hier könne die Künstliche Intelligenz neue Möglichkeiten bieten. Über den Online-Handel herauszufinden, ob jemandem eine Brille gefällt, funktioniere beispielsweise über eine Handy-Kamera. Ein besonders cooles Geschäftsmodell hat Fitbox entwickelt, zwischen Eisen und App , wie es Björn Schultheiß beschreibt. Die Fitnessgeräte könne man nicht online bereitstellen, aber alles andere schon. So geht man ins Studio, hat eine zweiwöchige Probezeit, scannt die QR-Codes an den Geräten, zieht die Infos in den eigenen Trainingsplan und schon funktioniere die digitale Kundenbindung. Auch Asphaltgold agiert bislang fast vollständig online. Zukünftig ist hingegen geplant, die Online-Kaufentscheidung um eine entsprechende Street-Kultur an realen Begegnungsflächen zu bereichern. Es handelt sich hier um sogenannte dritte Orte (third places) mit Eventcharakter zwischen Heim und Arbeitsplatz, wo bekannte Hiphopper genauso wie prominente Basketballer auftreten können.



Südtirol im Publikum



Aus Südtirol beim Kongress vor Ort waren auch einige Kooperationspartner von Eurac Research, die mit dem dortigen Institut für Public Management und der Universität Innsbruck unter der Leitung von Prof. Günther Botschen (Retail Lab) an Projekten angewandter Forschung arbeiten. Ein Beispiel ist die Gemeinde Schluderns, deren kommunales Entwicklungsprogramm nachhaltig ausgelegt ist. Genauso wie bei erfolgreichen Privatunternehmen wird somit die eigene Marke gestärkt, hier als zukunftsfähiger Lebens- und Wirtschaftsstandort. Auch die Eventdienstleister im Handels- und Dienstleistungsverband (hds) arbeiten aktuell mit wissenschaftlicher Begleitung an einer Nachhaltigkeitsstrategie für ihre zahlreichen Mitglieder, ohne deren Vielfalt einzuschränken. Eine wichtige Rolle im grenzüberschreitenden Netzwerk spielen zudem lokal verankerte Unternehmen wie Raiffeisen und die Tiroler Versicherung, die sich als starke lokale Partner für Wirtschaft und Gemeinwesen engagieren.



Das traditionelle Tiroler Handelsforum 2025 als Kooperationsevent von Universität Innsbruck und Wirtschaftskammer Tirol findet am Donnerstag, 15. Mai ab 16 Uhr im Congresspark Igls statt.

josef bernhart