Donnerstag, 30. November 2023

Stimmung im heimischen Handel bleibt gut

Die Stimmung im Südtiroler Handel ist im Großen und Ganzen gut, auch mit Blick auf das kommende Jahr. Das zeigt das Wirtschaftsbarometer des Wirtschaftsforschungsinstitutes der Handelskammer Bozen (Wifo). Demnach rechnen die heimischen Handelsunternehmen heuer und auch 2024 mit positiven Erträgen. Allerdings hat die Branche auch einige Sorgen.

Vor allem die Super- und Mini-Märkte sind optimistisch. - Foto: © Shutterstock / shutterstock


Zuerst der Blick auf den Einzelhandel: „90 Prozent der Südtiroler Unternehmen im Einzelhandel sind mit der Ertragslage im Jahr 2023 zufrieden und auch für 2024 zuversichtlich“, heißt es vonseiten des Wifo.

Supermärkte optimistisch, Wanderhändler weniger

Vor allem die Super- und Mini-Märkte seien optimistisch, die von einer starken Steigerung der Umsätze und der Verkaufspreise profitieren.
Die größten Schwierigkeiten seien dagegen im Wanderhandel zu beobachten: Dort geht laut der Umfrage fast jedes dritte Unternehmen davon aus, dass die Erträge sowohl heuer als auch im nächsten Jahr unbefriedigend ausfallen werden.
Gedrückter ist die Stimmung auch im Einrichtungs- und Haushaltssektor, wo die Umsätze heuer zurückgegangen sind, wie das Wifo schreibt. Eine Entwicklung, die sich auch 2024 fortsetzen dürfte.

Großhandel zufrieden

Grundsätzlich positiv ist das Geschäftsklima derzeit auch im Großhandel: Die Ertragslage wird heuer von 93 Prozent der Unternehmen zumindest als befriedigend eingeschätzt - in 40 Prozent der Fälle sogar als gut, wie das Wifo-Barometer zeigt. Das Geschäftsvolumen ist demnach vor allem bei den größeren Unternehmen gestiegen, die öfters ihre Verkaufspreise erhöht haben und somit den Kostenanstieg besser auffangen konnten als im vergangenen Jahr.
Auch was das kommende Jahr angeht, ist die Stimmung recht gut, wenn auch nicht berauschend: „Für 2024 erwarten zwar fast alle Großhandelsunternehmen ein befriedigendes, aber selten ein wirklich gutes Betriebsergebnis. Die Umsatzdynamik wird jedoch positiv bleiben, was einen erneuten Anstieg der Investitionen und der Beschäftigung begünstigen wird“, so das Wifo.

Unterschiedliche Stimmung je nach Branche

Auch im Großhandel ist die Stimmung je nach Branche unterschiedlich: Schwierigkeiten gibt es laut der Umfrage vor allem bei den Handelsagenten und -vertretern, von denen fast ein Fünftel mit einer unbefriedigenden Rentabilität im nächsten Jahr rechnet.
Auch im Baustoffgroßhandel gehen die Unternehmen mit einer schlechteren Rentabilität in 2024 aus, was das Wifo auf die Abschwächung der Baukonjunktur in Folge der gestiegenen Zinsen zurückführt.

Kfz-Handel noch zufrieden, rechnet aber mit stagnierenden Umsätzen

Die Unternehmen der Kfz-Branche ziehen für das laufende Jahr ebenso eine relativ positive Bilanz: 90 Prozent schätzen die Ertragslage zumindest als befriedigend ein. Allerdings melden sie eine Stagnation des Umsatzes und der Investitionen sowie eine Erschwerung der Rahmenbedingungen, aufgrund der starken steigenden Betriebskosten und der verschlechterten Zahlungsmoral der Kunden.
„Diese Lage wird sich voraussichtlich im kommenden Jahr fortsetzen und die Ertragslage der Unternehmen, insbesondere der kleineren, negativ beeinflussen“, so das Wifo.

Ebner: „Betriebe vor ungleichem Wettbewerb schützen“

Für Handelskammerpräsident Michl Ebner ist das nach wie vor positive Geschäftsklima im Handel „ein Zeichen für die Resilienz unserer Wirtschaft“. „Wir müssen aber weiterhin vor allem die kleineren Betriebe unterstützen, sie vor dem ungleichen Wettbewerb der Handelsketten und des Onlinehandels schützen und die Vitalität von Tälern und Dörfern erhalten“, betont Ebner.

Verbände sehen einige Schwierigkeiten

Auch die heimischen Handelsverbände sehen einige „Baustellen“: „Der traditionelle Einzelhandel und die Marktstände tun sich gegen Großvertrieb und Online-Handel zunehmend schwer“, erklärt Elena Messina Bonaldi, Präsidentin von Confesercenti Südtirol. „Hinzu kommt der Generationswechsel, mit dem Verlust an Professionalität und der Zunahme von leeren Schaufenstern. Groß- und Zwischenhandel kämpfen mit hohen Kraftstoff- und Fahrzeugkosten, mit durch die Inflation aufgeblähten Umsätzen und mit reduzierten Margen. Wir warten auf die nächste Landesregierung, um dringende Vorschläge zu formulieren.“

Auch Philipp Moser, Präsident des Wirtschaftsverbandes hds, unterstreicht: „Gerade der Handel befindet sich in einem Wandel. Verändertes Kundenverhalten erzwingt auch angepasste Geschäftsmodelle und erfordert neue, innovative Ideen, ohne das Bewährte und jene Besonderheiten auf Seite zu schieben, die unseren Wirtschaftsraum ausmachen. So sind Digitalisierungsmaßnahmen für die Betriebe zu unterstützen und zu fördern, damit diese ihre Online-Potentiale nutzen können – von der digitalen Sichtbarkeit bis zur Erstellung eines Onlineshops.“

stol

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