Montag, 9. Oktober 2023

Moser: „Politik muss Wirtschaft mehr einbinden“

Die Landtagswahlen in knapp 2 Wochen werden mit Spannung erwartet, auch bei Südtirols Interessensverbänden. Zeit nachzufragen, welche Themen für sie auf der Agenda der nächsten Jahre ganz weit oben stehen. Für Philipp Moser, Präsident des Handels- und Dienstleistungsverbandes (hds) sind es unter anderem Digitalisierung, Nahversorgung und Bürokratie-Abbau.

„Eine Reihe unserer Mitglieder hat große Schritte in Richtung Digitalisierung gemacht“, stellt hds-Präsident Philipp Moser fest. - Foto: © Alfred Tschager Photography & Co.

Von:
Josef Bertignoll
Was wünschen sich Südtirols Wirtschaftsverbände von der zukünftigen Landesregierung? Diese Frage wurde auch dem hds-Präsidenten Philipp Moser gestellt.

Wenn Sie 2 Wünsche an die zukünftige Landesregierung freihätten, welche wären das?
Philipp Moser: Ein Thema ist der Bürokratie-Abbau, damit das Leben der Wirtschaftstreibenden mit der öffentlichen Hand vereinfacht wird. Das zweite Thema ist die bessere Einbindung der Wirtschaft. Das Bild der Wirtschaft ist in letzter Zeit zunehmend schlecht kommuniziert worden. Wir werden als Lobbyisten negativ wahrgenommen und das wird von der Politik auch ein wenig so bespielt. Doch in Wahrheit sind wir eine Interessensvertretung. Das heißt, wir haben Know-how, wir wissen, was unsere Mitglieder brauchen. Es ist für uns wichtig, dass wir uns mit dem zukünftigen Landesrat austauschen, dass er unsere Infos bekommt, die Details kennt.


Sie sagten, ein Wunsch ist die bessere Einbindung der Wirtschaft. Wie war die Zusammenarbeit bisher mit der Politik?
Moser: Was die Handelspolitik betrifft, haben wir mit Landesrat Philipp Achammer einen guten Kontakt. In den vergangenen Jahren sind klare Regeln geschaffen worden. Etwa das Handelsgesetz, das bereits in der vorherigen Legislaturperiode verabschiedet wurde, oder die Mischnutzung von Geschäften, die vor Kurzem gesetzlich geregelt wurde. Was aber das Thema Nachhaltigkeit betrifft, da hat es überhaupt nicht funktioniert.

Doch wir Wirtschaftstreibende sind es, die am Ende die Regeln umsetzen müssen, Investitionen machen müssen, Prozesse und Geschäftsmodelle umbauen müssen.
Philipp Moser


Warum?
Moser: Bei der Ausarbeitung des Klimaplanes sind wir nicht eingebunden worden. Doch wir Wirtschaftstreibende sind es, die am Ende die Regeln umsetzen müssen, Investitionen machen müssen, Prozesse und Geschäftsmodelle umbauen müssen.


Stichwort Digitalisierung. Hat die Politik genügend unternommen, dies im Handel zu fördern?
Moser: Eine Reihe unserer Mitglieder hat große Schritte in Richtung Digitalisierung gemacht. Einiges ist noch zu tun. Zusammen mit dem Land haben wir es geschafft, Unterstützungsangebote in Form von Digitalisierungspaketen auszuarbeiten. Außerdem steuert das Land besonders Kleinstunternehmen Fördergelder bei, wenn sie sich entscheiden, sich digital weiterzuentwickeln. Diese Schiene gilt es weiter auszubauen.


In jeder Südtiroler Gemeinde gibt es bisher noch eine existierende Nahversorgung. Was muss unternommen werden, damit das weiterhin so bleibt?
Moser: Es muss auf 4 Ebenen sensibilisiert werden. Angefangen bei uns als Wirtschaftsverband, der sich mit der Politik austauscht. Die weiteren 2 Ebenen sind das Land und die Gemeinde, die ideale Rahmenbedingungen schaffen müssen, damit Geschäfte auch in der Peripherie offenbleiben. Unter anderem durch Fördergelder des Landes, die es bereits gibt. Zuletzt muss aber der Konsument sensibilisiert werden, die Nahversorgung zu nutzen.


Welche Baustellen müsste die zukünftige Landesregierung besonders angehen?
Moser: Es gilt, Tourismus und Handel besser zu verknüpfen. Der Tourismus ist für uns nämlich ein wichtiges Standbein, wegen 2 Aspekten: Erstens, der Tourist kauft immer ein, wo er urlaubt, und zweitens immer stationär. Deswegen ist eine gesunde Entwicklung des Tourismus wichtig und parallel dazu eine gesunde Entwicklung attraktiver Ortszentren. Weitere Baustellen sind, das Problem mit der Nachfolge und dem Arbeitskräftemangel zu lösen, ebenso eine Strategie nachhaltigen Handelns.


Zuletzt noch ein grundsätzlicher Wunsch, um die Arbeit mit der Politik zu verbessern?
Moser: Ein grundsätzlicher Wunsch von mir ist, dass wir einen einzigen Landesrat haben, der sich um Wirtschaftssektoren Handel und Dienstleistungen, Handwerk, Industrie, Tourismus und Gastronomie kümmert. Aktuell haben wir 2. Das sehe ich nicht gut, da es oft Divergenzen gibt. Und zuletzt sollte sich auch die Kommunikation auf manch einer Ebene verbessern.

ber

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