Montag, 20. November 2023

Deshalb hat Moody's den Ausblick für Italien verbessert

Die Ratingagentur Moody's hat am Freitag überraschend ihren Ausblick für Italien angehoben. Damit ist die drohende Herabstufung der italienischen Staatspapiere auf Ramsch-Niveau vorerst vom Tisch. Und das hat vor allem 3 Gründe.

Moody's hat den Ratingausblick für Italien auf „stabil“ angehoben, die Kreditwürdigkeit des Staates bleibt weiterhin mit „Baa3“ – gerade noch anlagewürdig – bewertet. - Foto: © ANSA / ANDREW GOMBERT / STR


Moody's bewertet zwar die Kreditwürdigkeit Italiens weiterhin nur mit der Note „Baa3“, was gerade noch „anlagewürdig“ bedeutet, doch der Ratingausblick hat sich verbessert: von „negativ“ auf „stabil“.
Ratingausblicke spielen bei der Bewertung von Anleihen eine wichtige Rolle und geben Aufschluss über die zukünftige Kreditwürdigkeit von Anleiheemittenten. Sie sind daher ein wichtiges Instrument für Anleger. Der Ausblick gibt an, wohin sich nach Einschätzung der Agentur die Bewertung in Zukunft bewegen wird, ob sie sich positiv oder negativ entwickeln wird oder stabil bleibt.

Wie zu Montis Zeiten: Was eine Herabstufung bedeutet hätte

Ein stabiler Ausblick, wie im aktuellen Fall von Italien, bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit einer mittelfristigen Änderung des Ratings gering ist. Für Italien bedeutet dies, dass die gefürchtete Herabstufung auf Ramsch-Niveau durch Moody's aktuell kein Thema mehr ist.
Nachdem nach dem Sturz der Draghi-Regierung im Juli 2022 Moody's den Ausblick für Italien von „stabil“ auf „negativ“ gesenkt hatte, war die Befürchtung groß gewesen, dass Italien eine Herabstufung auf das sogenannte Junk-Niveau bevorstehen könnte. Italiens Staatsanleihen wären damit als spekulative und somit unsichere Anlagen eingestuft worden. Das würde bedeuten, dass Italien für neue Anleihen noch höhere Zinsen bezahlen müsste - eine Entwicklung, die 2012 fast zum Staatsbankrott und zu harten Sparmaßnahmen geführt hatte.

3 entscheidende Gründe

Der stabile Ausblick der Ratingagentur ist vor allem auf 3 Gründe zurückzuführen: solidere Banken, das Aufbauprogramm PNRR und sinkende Energiekosten.
„Die kurzfristigen Wirtschaftsaussichten Italiens werden durch die Umsetzung des nationalen Reformprogramms und die jüngsten Verbesserungen im Bankensektor gestützt, die nach Ansicht von Moody's anhaltend sein werden. Die Risiken im Zusammenhang mit der Energieversorgung haben sich zum Teil dank des guten Wetters im letzten Winter verringert, aber auch dank der politischen Maßnahmen der Regierung, die die Versorgung diversifiziert und die italienische Energieinfrastruktur weiter verbessert haben. Die konjunkturellen Wachstumsaussichten werden weiterhin durch die Umsetzung der Investitionen im Rahmen des nationalen Reformprogramms bis 2026 gestützt, auch wenn erhebliche Risiken bestehen bleiben, wenn Italien nicht in der Lage ist, die Ressourcen des Plans optimal zu nutzen“, erklärte die Ratingagentur.

Wie Moody's weiter ausführt, hat das italienische Bankensystem sich schrittweise konsolidiert, was zu einer höheren betrieblichen Effizienz, einer Verbesserung der Gesamtrentabilität und einer Stärkung der Geschäfts- und Finanzierungsbereiche geführt hat. Die Kreditqualität habe sich verbessert, die Kapitalpuffer der Banken seien gestärkt worden. Der Bestand an notleidenden Krediten liegt nun laut Moody's weitgehend auf dem Niveau anderer europäischer Länder.

Zudem wird die Bestätigung des „Baa3“-Ratings „durch die beträchtlichen wirtschaftlichen Stärken Italiens, einschließlich des robusten verarbeitenden Sektors, des hohen Wohlstands der privaten Haushalte und der geringen Verschuldung des Privatsektors“ unterstützt, wie es weiter heißt.

Die ersten 3 Ratings von S&P, Dbrs und Fitch hatten das Rating und den Ausblick für Italiens Staatsschulden unverändert gelassen, auch wenn sie daraufhin wiesen, dass eine wirtschaftliche Abschwächung drohe.

gam

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