Mittwoch, 25. Oktober 2023

Von der SVP-Wahlschlappe hin zu potenziellen Koalitionen

Die Südtiroler Landtagswahlen schlugen hohe Wellen in der Presse weit über die Landesgrenzen hinaus – sowohl im Print-Format als auch online. Obwohl sich Vermutungen teilweise bestätigten, zieht sich dennoch ein gewisser Hauch der Verwunderung über das Wahlergebnis durch die Medien.

Die Landtagswahl hat in der Presse für Aufregung gesorgt. - Foto: © facebook

Als „die große Überraschung der Wahlen“ bezeichnet „La Repubblica“ die Liste JWA. Mit „Phänomen Jürgen Wirth Anderlan“ betitelt, widmet sie dem Ex-Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes einen Artikel auf deren Online-Plattform. Jürgen Wirth Anderlan habe von Beginn an auf Angstmache gesetzt und diese mit populistischen Parolen verstärkt, heißt es. Die Rechnung ging auf: „Die Liste JWA erhielt insgesamt 16.500 Stimmen, wobei der Parteiobmann selbst mehr als 14.000 Vorzugsstimmen einsackte“, berichtet „La Repubblica“.

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Ebenfalls Überraschung sowie Senkrechtstarter war der Ex-Primar der Neonatologie, Hubert Messner – viele italienische Medien hoben besonders ihn, den Bruder des Rekordbergsteigers Reinhold Messner, in deren Berichterstattung hervor. So zum Beispiel der „Corriere del Trentino“, der schreibt: „Der einzige Wahlerfolg der Südtiroler Volkspartei, die sich im stetigen und starken Niedergang befindet und sich sogar in den Präferenzen einzelner Protagonisten halbiert hat, ist er: Hubert Messner.“

„Historisch schlechtestes Ergebnis eingefahren“

Der Fall der Südtiroler Volkspartei (SVP) ließ auch die deutschen Medien nicht kalt. „In Italiens nördlichster Provinz Südtirol hat die Regierungspartei SVP ihr historisch schlechtestes Ergebnis eingefahren“, heißt es auf der Online-Plattform der „Tagesschau“. Hinzugewonnen hätten hingegen die rechten Parteien: „Die Süd-Tiroler Freiheit kommt auf fast 11 Prozent und verdoppelte damit annähernd ihren Stimmenanteil im Vergleich zur vorangegangenen Wahl.“

„Theoretisch gäbe es im Parlament eine klare Mehrheit von 4 Parteien“

Aufgrund des herben Verlusts der SVP wird die Regierungsbildung definitiv kein Zuckerschlecken und lässt so manche Fragen offen. „Kommt ein Bündnis deutschsprachiger Separatisten und italienischer Nationalisten?“, fragt sich die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). „Theoretisch gäbe es im Parlament eine klare Mehrheit von 4 Parteien rechts der Mitte, die zusammen 20 der 35 Sitze haben“, so die FAZ. Gemeint ist eine mögliche Zusammensetzung aus der SVP, der Süd-Tiroler Freiheit, der Lega und der Fratelli d'Italia. „Ein Bündnis der rechten deutschsprachigen Separatisten von der Süd-Tiroler Freiheit mit den rechten Brüdern Italiens, die sich jahrzehntelang gegen die Selbstverwaltung Südtirols ausgesprochen haben, scheint indes nur schwer vorstellbar“, meint die FAZ.

Aus den Brüdern Italiens (Fratelli d'Italia) macht die „L’Identità“ im Titel die Brüder Tirols

Die wohl aufsehenerregendste Meldung stammt von der „L’Identità“. Auf dem gestrigen Titelbild der römischen Tageszeitung war eine Fotomontage der Ministerpräsidentin Giorgia Meloni vor der österreichischen Flagge und dem Tiroler Adler zu sehen. Aus den Brüdern Italiens (Fratelli d'Italia) machte die „L’Identità“ im Titel die Brüder Tirols.

Mehr zu den Landtagswahlen lesen Sie hier.

pra/jot/stol

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