Dienstag, 20. August 2024

Sommerferien bis Oktober? Was der Vorschlag für Südtirol bedeuten könnte

In Italien wird über eine Verlängerung der Sommerferien diskutiert – auf 16 Wochen. Derzeit dauern die Ferien mit 12 bis 13 Wochen bereits so lang wie in keinem anderen Land in Europa. Italienische Lehrerverbände argumentieren mit der großen Hitze. „Das ist sicher als Provokation gedacht“, sagt die Südtiroler Schulgewerkschafterin Petra Nock.

Schöne – und vor allem lange – Sommerferien: Darüber diskutiert derzeit die Schulwelt in Italien. Auch Südtirol wäre von einer Reform des Schulkalenders betroffen, sollte sich eine solche durchsetzen. - Foto: © APA/dpa / Ina Fassbender

„Bei dieser Schwüle ist es absurd, den Unterricht schon Mitte September zu beginnen“, sagte Marcello Pacifico, Präsident der Lehrergewerkschaft Anief. „Wir brauchen gesunden Menschenverstand und Weitsicht: Auch das Produktionssystem muss sich angesichts des Klimawandels ändern.“ Mit diesem Vorschlag hat der italienische Gewerkschafter in ein Wespennest gestochen. Besonders Elternvertreter gehen auf die Barrikaden. STOL hat berichtet.

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Elternverbände sagen: Die 3-monatige Schließung der Schulen von Anfang Juni bis Anfang September ist ohnehin zu lang. „Die hohen Kosten der Kinderbetreuung im Sommer werden vollständig auf die Familien abgewälzt. Kein Elternteil hat 3 Monate lang Urlaub. Die Schwierigkeiten, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, sind für diejenigen, die Kinder haben, einfach zu groß“, heißt es in einer Petition von Eltern, die bereits 60.000 Unterschriften gesammelt hat.

Wenn Rom beschließen würde, das Schuljahr am 1. Oktober zu beginnen, hätte Südtirol wohl keine Möglichkeit, sich davon abzukapseln.
Petra Nock, Vorsitzende der Südtiroler Schulgewerkschaft SSG im ASGB


Petra Nock, die Vorsitzende der Südtiroler Schulgewerkschaft im ASGB, glaubt, der Vorstoß der italienischen Kollegen sei als Provokation zu sehen: „Marcello Pacifico selbst argumentiert mit den Zuständen vieler Schulgebäude“ – in diesem Zusammenhang müsse man die Debatte auch bewerten. „In Italien sind viele Schulgebäude in einem schlechten Zustand, haben keine Klimaanlagen. In keinem Büro kann man bei 30 Grad arbeiten“ – für Klassenzimmer gelte das ebenso. „Der Vorstoß zielt darauf ab, Schulgebäude aufzurüsten und ein angemessenes Arbeitsumfeld zu schaffen“, erklärt Nock.

Würden die langen Ferien auch für Südtirol gelten?

Würde sich der aktuelle Vorschlag der italienischen Gewerkschaften in Rom tatsächlich durchsetzen: Wären Südtirols Schulen davon betroffen? Würden dann auch in Südtirol die Sommerferien um 2 oder 3 Wochen verlängert? Petra Nock: „Derzeit ist festgelegt, dass die Lehrer am 1. September ihren Dienst antreten. Das Schuljahr endet mit dem 30. Juni. In diesem Rahmen bewegt sich der Schulkalender. In Südtirol fängt der Unterricht ein paar Tage früher an als in anderen Regionen, dafür gibt es hierzulande dann Ferien in der so genannten ,Sharm-Woche‘ zu Allerheiligen“. Doch: „Wenn Rom beschließen würde, das Schuljahr am 1. Oktober zu beginnen, hätte Südtirol wohl keine Möglichkeit, sich davon abzukapseln“, sagt Nock.

Mehr Ferientage würden sich daraus aber nicht ergeben: „Schüler haben das Recht auf Unterricht, das Recht auf Unterweisung“, erklärt Nock. Längere Sommerferien würden eine Umverteilung des jährlichen Stundenberges mit sich bringen: „Denken wir die Provokation der italienischen Gewerkschaften zu Ende: Müsste der Schultag dann 8 Stunden dauern? Und was wäre an heißen Mai-Tagen? Müsste man die Schulen da auch schließen?“

Dass die Diskussion über das Thema eröffnet werde, findet sie wichtig: „Beim Thema Schulkalender ziehen die verschiedensten Leute in die verschiedensten Richtungen. Bei uns in Südtirol hätten viele Leute am liebsten das ganze Jahr Unterricht. So viele Interessen spielen mit. Alle diskutieren mit. Flächendeckend allen von oben Regeln überzustülpen – das würde nicht funktionieren“, sagt sie.

kn

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