Dienstag, 11. Juni 2024

Russland und Belarus in zweiter Phase von Atomwaffenübung

Russland und Belarus haben die zweite Phase ihrer taktischen Atomwaffenübung begonnen. Die Übung in Russland solle sicherstellen, dass die Streitkräfte und die Ausrüstung bereit dafür seien, Souveränität und territoriale Integrität beider Länder zu schützen, teilte das russische Verteidigungsministerium am Dienstag mit. „Bei den Übungen werden Einheiten der russischen und weißrussischen Streitkräfte gemeinsam für den Kampfeinsatz von taktischen Nuklearwaffen trainiert.“

Übung für Kampfeinsatz von taktischen Nuklearwaffen. - Foto: © APA/AFP/POOL / MIKHAIL METZEL

Die Teilnahme von Belarus an einer gemeinsamen Nuklearübung mit Russland sei Routine und ziele nicht darauf ab, Spannungen in der Region zu erzeugen, ergänzte der belarussische Verteidigungsminister Viktor Khrenin in Minsk.

Der Kreml bezeichnete die russisch-belarussischen Atommanöver als Reaktion auf angebliche Provokationen der USA und ihrer Verbündeten. „Diese Provokationen laufen auf täglicher Basis, daher sind solche Übungen und der Erhalt der Kampftüchtigkeit für uns sehr wichtig“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag laut russischen Nachrichtenagenturen. Die Lage auf dem europäischen Kontinent ist nach Angaben Peskows „ziemlich gespannt“, was vor allem durch gegenüber Russland feindseligen Entscheidungen in Washington und den europäischen Hauptstädten provoziert werde.

Zuvor hatte das russische Verteidigungsministerium mitgeteilt, dass die beteiligten Einheiten der Luft- und Raketenstreitkräfte die Bestückung der Atomraketen mit Übungssprengköpfen trainiert hätten. Dabei seien auch die neuartigen Luft-Boden-Raketen vom Typ Kinschal (Dolch) zum Einsatz gekommen. Kinschal sollen bei einer Reichweite von bis zu 2000 Kilometern Hyperschallgeschwindigkeit entwickeln können, womit sie von der Flugabwehr kaum abzufangen sind.

Auf den vom Ministerium veröffentlichten Bildern zum Manöver ist der Aufbau eines Raketenkomplexes Iskander und der Flug von mehreren Kampfflugzeugen des Typs Mig-31 und strategischer Tupolew-Bomber vom Typ Tu-22 zu sehen.

Taktische Kernwaffen können punktuell gegen gegnerische Truppen und andere militärische Ziele eingesetzt werden. Sie haben in der Regel eine deutlich geringere Sprengkraft als die insbesondere zur Abschreckung entwickelten strategischen atomaren Interkontinentalraketen. Angesichts westlicher Waffenlieferungen an die Ukraine, die sich seit mehr als 2 Jahren gegen den russischen Angriffskrieg wehrt, gilt das Manöver als zusätzliche Drohgebärde von Kremlchef Wladimir Putin.

Russland besitzt 5580 nukleare Sprengköpfe

Russland hatte den ersten Teil der Übung seiner nichtstrategischen Atomstreitkräfte vor rund 3 Wochen begonnen. Belarus beteiligt sich daran, weil Putin im vergangenen Jahr die Stationierung taktischer Atomwaffen auch in der mit Moskau verbündeten Ex-Sowjetrepublik veranlasst hatte.

Russland besitzt der Federation of American Scientists (FAS) zufolge mit 5580 nuklearen Sprengköpfen das größte Atomwaffenarsenal der Welt. Die Anti-Atomwaffenkampagne ICAN geht sogar von 6.255 Sprengköpfen aus. Damit könnte Russland die gesamte Welt mehrmals zerstören. Nach der Auflösung der Sowjetunion im Jahr 1991 einigte Russland sich mit anderen Nachfolgestaaten darauf, das sowjetische Atomwaffenarsenal allein zu übernehmen. Die Ukraine, Belarus und Kasachstan gaben die bei ihnen stationierten Waffen bis 1996 ab.

Das russische Verteidigungsministerium gab außerdem Manöver im Atlantik bekannt. Das atomar angetriebene U-Boot „Kasan“ und die Fregatte „Admiral Gorschkow“ übten den Einsatz hochpräziser Waffen. Die Übungen umfassten das Treffen von Zielen aus einer Entfernung von mehr als 600 Kilometern, hieß es in der Erklärung am Dienstag.

apa

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