Donnerstag, 30. Mai 2024

Paul Köllensperger kontert: „HGV & Co. hätten intelligenter reagieren können“

„Es ist schon eigenartig, und vor allem ziemlich ungeschickt, wie die Verbandsleute mich nun der Reihe nach angreifen, mit dem Vorwurf, ich würde den Tourismus an den Pranger stellen. Dabei habe ich in erster Linie einen Vorschlag gemacht, wie man die Tourismusgesinnung in Südtirol wieder verbessern kann: indem alle Menschen hierzulande direkt davon profitieren, durch eine neue Ortstaxe für die Allgemeinheit“, wehrt sich Paul Köllensperger, nachdem er in einem Interview von hds-Präsident Philipp Moser kritisiert worden war.

Der Team K-Abgeordnete Paul Köllensperger nimmt Stellung.

Im Interview hatte Moser Köllensperger vorgeworfen, Populismus und Wahlkampf auf Kosten des Tourismus zu betreiben. Hier geht's zum Interview.

Paul Köllensperger wehrt sich: „Die IDM, die ja aufgelöst werden hätte sollen, wenn Landeshauptmann Kompatscher den entsprechenden Landtagsbeschluss respektiert hätte, will ja nun selbst eine Umfrage machen und Vorschläge einholen, wie man in Südtirol wieder eine positive Gesinnung zum Tourismus schaffen kann. Na, hier habt ihr meinen Vorschlag. Die Gäste sollen was dafür zahlen. Denn, vielleicht ist es manchem Verbandsmensch entgangen, hat die Tourismusgesinnung in den letzten beiden Jahren massiv gelitten.“

„Sicher nicht wegen mir, sondern wegen des massiven Touristenstroms mit seinen Begleiterscheinungen: Staus auf jeder Straße, Kolonnen von Touristen auf unseren Bergen und Seen, explodierende Preise für Wohnungen, Hotels, Restaurant und Aufstiegsanlagen. Die übrigens wie die Autobusse von den Touristen für eine bescheidene, im Hotelzimmer inkludierte Mini-Abgabe von 55 Cent genutzt werden. Der Südtiroler Steuerzahler zahlt den vollen Preis - und das Ticket des Touristen zu 75 Prozent mit seinen Steuern gleich noch mit.“

„Unser Land wird regelrecht verscherbelt“

„Hat jemand der Verbandsbosse einmal nachgedacht, dass vielleicht der Guest pass, emblematisch für die satte Bevorteilung der Touristen vor uns Einheimischen, vielleicht der Tourismusgesinnung nicht so besonders gut tut? Unser Land wird regelrecht verscherbelt. Und das unter Preis“, so Köllensperger.

„Südtirol ist in der neustes Eurostat Statistik auf Platz der 3 am meisten überlaufenen Hotspots in Europa. Anders gesagt: das Maß ist längst voll. Wir leben in Dörfern, die regelrecht auf den Gast zugeschnitten sind. Mit einer IDM die fleißig weiter Steuergeld in diesen Markt pumpt.
Es ist immer dieselbe Leier.“

„Einnahmen sollen Einheimischen zugute kommen“

„Mein Vorschlag war, dass alle Südtiroler zu Gewinnern des Tourismus werden müssen, in Form einer neuen Ortstaxe, die die Gäste im Hotel abgeben, als Gegenleistung für die Verwendung unserer Natur und Berge sowie anderen Ressourcen und für die entstandenen Unannehmlichkeiten. Diese neuen Einnahmen kommen dann unseren Leuten zugute: für den Pensionsfonds, die Pflege, leistbaren Wohnraum oder anderes.“

„ Bei 36 Millionen Übernachtungen pro Jahr kann man ohne Weiteres ein paar hundert Millionen herausholen, ohne wie üblich unsrem Mittelstand auf dem Steuersack zu liegen. Amsterdam, Rom, tausende andere Destinationen machen es ebenso. Nur bei uns, mit einer SVP die von Bauernbund und HGV dominiert wird, ist das ein Tabu. Und dementsprechend sind die Reaktionen der Verbände auf meinen Vorschlag nur wütenden Vorwürfe.“

„Tourismus stellt sich selbst in die Ecke“

„Zum Leidwesen der Verbände kenne ich den Tourismus gut, ich schätze dessen Wert für unser Land, ich kenne auch die Zahlen, unter anderem dessen Wertschöpfung (11 Prozent übrigens, und nicht 90 Prozent, was man fast glauben möchte, so wie diese Herren sich aufspielen).
HGV & Co. hätten intelligenter reagieren können und sagen: der Köllensperger übertreibt, aber wir möchten mit ein paar Euro zum Wohle unserer Menschen beitragen, ja wir sind sogar stolz drauf! Aber nein: jeder Cent muss in die eigene Tasche. Und dann werfen sie mir vor, ich würde das Ansehen des Tourismus beschädigen. Der Tourismus stellt sich gerade selbst in die Ecke.“

stol

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