Den Militärangaben zufolge wurden etwa 720 Ballons in Seoul und anderen Regionen des Landes entdeckt. In den daran angehängten Beuteln hätten sich unter anderem Zigarettenstummel, Papier, Kleiderfetzen, Plastik und andere Abfallprodukte befunden. Die Objekte sollten nicht berührt werden, da sie potenziell gefährlich sein könnten.
Das von Machthaber Kim Jong Un autoritär regierte Nordkorea hatte sein Verhalten vor allem als Reaktion auf Aktionen privater Organisationen in Südkorea bezeichnet, die immer wieder mit Flugblättern und anderem Propagandamaterial gefüllte Gasballons über die Grenze ins Nachbarland senden.
In den Flugblättern rufen sie unter anderem zum Sturz der Regierung auf. Nordkorea reagiert auf Propaganda gegen die eigene Führung in der Regel sehr empfindlich. Nordkorea hatte am vergangenen Sonntag gedroht, „Haufen von Altpapier und Dreck“ über die Grenzregionen zu schicken. Bereits von Dienstag bis Mittwoch trieben den Angaben Südkoreas zufolge etwa 260 Ballons über die militärische Demarkationslinie.
Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete unter Berufung auf einen Regierungsbeamten, Südkorea könnte als Gegenmaßnahme auch die Propaganda-Durchsagen mit Lautsprechern an der Grenze wiederaufnehmen.
Die Beschallungen in Richtung Norden wurden 2018 im Zuge zwischenzeitlicher Annäherung ausgesetzt. Auch Nordkorea hatte solche Propaganda-Durchsagen gemacht. Die gegenseitige Beschallung galt als Mittel der psychologischen Kriegsführung und Überbleibsel aus dem Kalten Krieg.
Unter der früheren liberalen südkoreanischen Regierung war 2021 ein Gesetz in Kraft getreten, wonach das Versenden von Flugblättern und anderer Objekte über die Grenze verboten ist. Das Verfassungsgericht hob das Verbot im vergangenen Jahr mit dem Argument wieder auf, es schränke unverhältnismäßig die Meinungsfreiheit ein.
Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel nehmen seit längerem wieder deutlich zu. Nordkorea hatte seine Tests mit atomwaffenfähigen Raketen und anderen Waffen verstärkt. Südkorea und die USA bauten ihre Militärkooperation, einschließlich gemeinsamer Manöver aus.