Dienstag, 24. Oktober 2023

Nach Kopf-an-Kopf-Rennen: Der jüngste Landtagsabgeordnete im Interview

Bei den Grünen ist es bis zur letzten Minute zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen um Platz 3 und somit um den Einzug in den Landtag gekommen. Spitzenkandidaten Brigitte Foppa sprach von einem „Drama auf den letzten Metern“. Am Ende schaffte Zeno Oberkofler als jüngster Abgeordneter den Sprung in den Landtag. Im Gespräch mit STOL spricht er über seine Ziele für die kommende Legislatur und wie es sich anfühlt, mit 25 Jahren plötzlich im Landtag zu sitzen.

Zeno Oberkofler ist der jüngste Abgeordnete im neuen Landtag.

STOL: Bis 5 Uhr morgens ging man davon aus, dass die Grünen mit einem Frauenteam und italienischer Vertretung in den Landtag einziehen würden. In den letzten Minuten haben Sie dann Sabine Giunta noch überholt. Wie haben Sie dieses von Foppa bezeichnete „Drama auf den letzten Metern“ persönlich erlebt?
Oberkofler: Es war definitiv eine sehr spannende Nacht. Es war wirklich die letzte Sektion, die ausgezählt worden ist, die den entscheidenden Unterschied machte. Aber schon vorher hat sich die Tendenz gezeigt, dass ich von den Briefwählern vielfach gewählt wurde. Das zeigt, dass sich ganz viele Studenten im Ausland einen jungen Kandidaten im Landtag gewünscht haben, sodass ihre Anliegen in der nächsten Legislatur vertreten sind. Ein bisschen haben wir den Ausgang also schon erwartet. Trotzdem war es bis zur letzten Sekunde unglaublich spannend.

Zunächst muss ich das Ganze erst mal realisieren. Bis Sonntag war ich noch voll im Wahlkampfmodus und plötzlich ist man wirklich in den Landtag eingezogen.
Zeno Oberkofler, Landtagsabgeordneter


STOL: Nun sind Sie jüngster Abgeordneter im Landtag. Haben Sie dieses Ergebnis erwartet?
Oberkofler: Als Young Greens haben wir vor der Wahl alles dafür getan, einen jungen Menschen in den Landtag zu bringen. Auch den Wahlkampf habe ich aus Überzeugung geführt. Junge Menschen sollen nicht nur auf Listen stehen, sondern wirklich den Anspruch haben mitzureden und mitzuentscheiden. Es war mein Ziel in den Landtag zu kommen, aber auch die anderen Kandidaten der Grünen waren sehr stark. Selbstverständlich war das Ergebnis also nicht.

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STOL: Sie sagen auch die anderen Kandidaten waren sehr stark. Hat die Partei mit 4 Mandaten gerechnet?
Oberkofler: Insgesamt schauen wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die Landtagswahl 2023. Die Grünen haben ihr historisch bestes Ergebnis eingefahren. Während die Grünen in Europa zum Teil sogar wieder zum Hauptgegner anderer Parteien werden, ist es schon bemerkenswert, dass wir es hier in Südtirol geschafft haben, im Vergleich zur letzten Wahl leicht zuzulegen. Das ist eine große Leistung. Allerdings hätten wir eigentlich 4 Sitze erwartet. Dass wir das nicht geschafft haben, war schon eine kleine Enttäuschung.

Wir setzen uns in den Gesprächen für die Bildung einer Mitte-Links-Regierung ein.
Zeno Oberkofler, Landtagsabgeordneter


Nichtsdestotrotz sind wir gemeinsam mit Brigitte Foppa und Madeleine Rohrer eine junge, starke Fraktion und wir setzen uns in den Gesprächen für die Bildung einer Mitte-Links-Regierung ein.

STOL: Stimmt es, dass Sie jetzt zur italienischen Sprachgruppe wechseln?

Ich wurde als Deutschsprachiger in den Landtag gewählt. Natürlich haben wir gehofft eine Italienerin in den Landtag zu bringen. Leider hat es für das vierte Mandat aber nicht gereicht.
Zeno Oberkofler, Landtagsabgeordneter


Oberkofler: Ich bin in einer zweisprachigen Familie aufgewachsen. Deshalb war es mir von Anfang an auch wichtig aufzuzeigen, dass es in Südtirol viele Menschen gibt, die beide Kulturen in sich tragen. Erst mit 19 Jahren habe ich die Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung ausgefüllt und dabei ohne lange nachzudenken die deutsche Sprachgruppe angekreuzt. Nach dem Besuch der italienischen Oberschule und einer italienischen Universität habe ich bereits im Jahr 2022 die Sprachgruppenzugehörigkeit geändert. In Kraft tritt diese Änderung erst nächstes Jahr und ich werde dann der italienischen Sprachgruppe zugehörig sein.

STOL: Verändert das etwas für Ihre Kandidatur als Teil der deutschen Sprachgruppe?
Oberkofler: Nein, ich wurde als Deutschsprachiger in den Landtag gewählt. Natürlich haben wir gehofft eine Italienerin in den Landtag zu bringen. Leider hat es für das vierte Mandat aber nicht gereicht. Es geht aber nicht nur um das. Allgemein ist uns das Thema der Repräsentanz sehr wichtig und das können wir als interethnische Gruppe sehr gut zeigen.

Einfach gesagt bin ich außerhalb des Landtags eher Italiener und innerhalb Deutscher. Das zeigt ganz schön, dass es weniger um eine Zugehörigkeit geht, sondern eher um Fragen wie: Wer bin ich? Wen möchte ich repräsentieren? Was möchte ich erreichen?

STOL: Was bedeutet das für die Regierungsbeteiligung der Grünen?
Oberkofler: Es gibt weniger Vielfalt im Landtag. Nur ein Ladiner und weniger italienische Abgeordnete schafften den Einzug in den Landtag. Deshalb muss bei der Regierungsbildung auf jeden Fall berücksichtigt werden, dass eine ausgewogene Repräsentanz besteht. Die SVP wird auf jeden Fall auf einen italienischen Partner zukommen und daneben kommen wir Grünen als interethnische Partei natürlich auch in Frage.

Unser Ziel ist es in die Regierung zu kommen. Wir brauchen in Südtirol eine Regierung, die den Klimaschutz ernst nimmt und sich für Löhne, soziale Gerechtigkeit und leistbares Wohnen einsetzt.

Ich spüre eine große Verantwortung. Ich will der Jugend Raum geben und die Anliegen der Jugendlichen authentisch vertreten.
Zeno Oberkofler, Landtagsabgeordneter


STOL: Was sind Ihre Ziele als jüngster Abgeordneter dieser Legislatur?
Oberkofler: Ich spüre eine große Verantwortung. Denn ich habe gemerkt, dass mein Einzug in den Landtag mit viel Hoffnung verbunden ist. Hoffnung auf eine neue Art der Politik. Und natürlich eine Hoffnung für die jungen Menschen. Ich will der Jugend Raum geben und die Anliegen der Jugendlichen authentisch vertreten.

Meine wichtigsten Anliegen sind der Klimaschutz und die Klimagerechtigkeit, wobei ich hoffe, dass man in den nächsten 5 Jahren wirklich die Energiewende einleiten kann. Aber auch Themen wie leistbares Wohnen und soziale Gerechtigkeit sind mir wichtig. Jungen Studenten im Ausland muss die Möglichkeit geboten werden, wieder nach Südtirol zu kommen. Das Kulturwesen gehört auch zu meinen Schwerpunkten.

STOL: Junge Politiker wie Sie gibt es hier bei uns im Land, aber auch sonst, selten. Was halten Sie davon?
Oberkofler: Es sollte viel mehr junge Menschen in der Politik geben. Denn schlussendlich betreffen die Auswirkungen der Entscheidungen, die heute getroffen, besonders die jetzt noch jungen Leute. Deshalb ist es wichtig, dass junge Menschen politisch aktiv sind. Auch dieses Mal haben wir wieder einen relativ alten Landtag.

STOL: Mit 25 Jahren plötzlich in den Landtag: Wie ändert sich Ihr Leben? Was kommt jetzt auf Sie zu?
Oberkofler: Ich war schon vorher politisch aktiv: Sowohl im Stadtviertelrat sowie in der Partei. Ein bisschen weiß ich also, wie alles abläuft. Aber natürlich ist für mich jetzt alles ganz neu. Ich habe ehrlich gesagt noch keine Ahnung, wie die nächste Woche genau ausschaut. Bisher habe ich Interviews gegeben und am Mittwoch findet die erste Fraktionssitzung statt, in der wir die nächsten Schritte besprechen.

Wie es wirklich ist Landtagsabgeordneter zu sein, das werde ich mit der Zeit sehen. Auf jeden Fall freue ich mich.
Zeno Oberkofler, Landtagsabgeordneter


Zunächst muss ich das Ganze erst mal realisieren. Bis Sonntag war ich noch voll im Wahlkampfmodus und plötzlich ist man wirklich in den Landtag eingezogen. Besonders in der Anfangszeit wird Brigitte Foppa Madeleine Rohrer und mich aber sehr gut unterstützen. Wie es wirklich ist Landtagsabgeordneter zu sein, das werde ich mit der Zeit sehen. Auf jeden Fall freue ich mich.


Diese Kandidaten haben den Sprung in den Landtag geschafft:




Hier finden Sie alle Ergebnisse, Reaktionen, Videos und Grafiken zu den Landtagswahlen 2023.



jot

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