Freitag, 28. Juni 2024

Hitziges TV-Duell zwischen Biden und Trump

Gut vier Monate vor der US-Präsidentschaftswahl haben sich Amtsinhaber Joe Biden und sein Herausforderer Donald Trump in einem ersten TV-Duell einen hitzigen Schlagabtausch geliefert. In der auf 90 Minuten angelegten Debatte stritten sie am Donnerstag (Ortszeit) in Atlanta unter anderem über den Zustand der Wirtschaft, Abtreibung, die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen. Es war das erste direkte Aufeinandertreffen der beiden Kontrahenten seit Oktober 2020.

Trump und Biden im TV-Studio. - Foto: © APA/AFP / ANDREW CABALLERO-REYNOLDS

Biden klang oft heiser, wirkte zum Teil zaghaft und geriet bisweilen ins Stocken. Er warf Trump vor, zu lügen und zu übertreiben. Trump wies dies zurück und beschuldigte Biden, der schlechteste Präsident aller Zeiten zu sein. Außerdem sei er für eine Verbrechenswelle durch Einwanderer verantwortlich, weil er die Grenze zu Mexiko zu wenig abgesichert habe. Trump versprach zudem, im Falle eines Wahlsiegs den Krieg in der Ukraine zu beenden, noch bevor er vereidigt werde.

Eine zweite Debatte ist für September geplant. Die Wahl findet am 5. November statt. In Umfragen lagen Biden und Trump vor der Debatte nahezu gleichauf.

Trump griff Biden in dem TV-Duell heftig für dessen Wirtschaftspolitik an. „Die Inflation bringt unser Land um. Sie bringt uns absolut um“, sagte Trump. Biden habe einen schlechten Job gemacht. Der Demokrat verteidigte seine Bilanz. „Aber es gibt noch mehr zu tun. (...) Die Menschen der Arbeiterklasse sind immer noch in Schwierigkeiten.“

Das Thema Wirtschaft war das erste Debattenthema des Duells. Die US-Wirtschaft steht eigentlich nicht schlecht da. Die Inflationsrate ist deutlich zurückgegangen, auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist gut. Trotz der rasanten Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed im Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise ist eine Rezession ausgeblieben. Doch bei den Menschen in den USA scheint das nicht anzukommen. Viele Bürgerinnen und Bürger sind über die weiterhin hohen Preise im Supermarkt oder die hohen Kosten für Kredite frustriert.

Biden bezeichnete Trump bei der Fernsehdebatte mehrfach als Lügner. „Er übertreibt, er lügt“, sagte der amtierende Präsident mit Blick auf Trumps Aussagen zur Lage an der Grenze. Zu Äußerungen seines Konkurrenten über Veteranen sagte Biden: „Alles, was er sagt, ist eine Lüge.“ Der Demokrat bezeichnete Trump außerdem als „Verlierer“ und „Trottel“, in Anspielung auf eine angebliche Aussage Trumps über Kriegsveteranen während dessen Amtszeit.

Trump stellte die geistige Verfassung Bidens infrage. „Er ist nicht in der Lage, Präsident zu sein, Sie wissen das, und ich weiß es. Es ist lächerlich“, sagte der Republikaner. „Er ist, ohne Frage, der schlechteste Präsident - die schlechteste Präsidentschaft in der Geschichte unseres Landes“, schimpfte Trump weiter. Biden redete stellenweise leise und undeutlich. Trump nutzte die Performance zum Frontalangriff. „Ich weiß wirklich nicht, was er am Ende dieses Satzes gesagt hat. Ich glaube, er weiß auch nicht, was er gesagt hat“, sagte Trump nach einer Aussage Bidens zum Thema Migration.

Das hohe Alter der beiden Kontrahenten ist ein Dauerthema im Wahlkampf. Biden zog als ältester US-Präsident aller Zeiten ins Weiße Haus ein und ist inzwischen 81 Jahre alt. Trump ist 78 und damit kaum jünger. Beiden unterlaufen bei öffentlichen Auftritten regelmäßig Fehler. Allerdings hat vor allem Biden im Wahlkampf mit Diskussionen über seinen körperlichen und mentalen Zustand zu kämpfen - auch weil er der amtierende Präsident ist und in dieser mächtigen Rolle regelmäßig mit Versprechern und Fauxpas Schlagzeilen macht. Trump und dessen Republikaner nutzen Bidens Patzer gnadenlos für ihre Zwecke aus.

Biden bewirbt sich bei der Präsidentenwahl Anfang November um eine zweite Amtszeit. Trump will für die Republikaner noch einmal ins Weiße Haus. In Umfragen deutet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden an.

Dass die erste TV-Debatte der beiden Präsidentschaftsanwärter bereits Ende Juni stattfindet, ist ungewöhnlich. Trump und Biden sollen erst im Juli und August bei Nominierungsparteitagen zu den offiziellen Kandidaten ihrer Parteien gekürt werden. Die notwendigen Delegiertenstimmen dafür haben sie sich bei den Vorwahlen aber früh im Rennen gesichert - deshalb sind sie als Kandidaten gesetzt.

apa

Kommentare
Kommentar verfassen
Bitte melden Sie sich an um einen Kommentar zu schreiben
senden