Für Unverständnis und Empörung sorgte im Vatikan, dass der Deutsche kurz nach Benedikts Tod ein Buch über diesen herausbrachte und es offensiv bewarb. „Nichts als die Wahrheit“ lautet der Titel des Werks.
Gänswein war viele Jahre Privatsekretär und Vertrauter des deutschen Papstes Benedikt VXI. und kümmerte sich bis zu dessen Tod 2022 um den emeritierten Pontifex. Der Deutsche war als Präfekt schon im Jahr 2020 dauerhaft von Papst Franziskus beurlaubt worden. Im Vatikan hatte er keine offizielle Funktion mehr.
Im Anfang April erschienenen Buch in Interview-Form „El Sucesor“ (Der Nachfolger), in dem der Papst vom spanischen Journalisten Javier Martínez-Brocal interviewt wurde, hatte Franziskus Gänswein einen „Mangel an Menschlichkeit“ vorgeworfen und ihn beschuldigt, den deutschen Papst „benutzt“ und Unwahrheiten verbreitet zu haben. „Das ist sehr traurig“, sagte das Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken. „Aber es hat mich verletzt, dass Benedikt benutzt wurde. Das Buch wurde am Tag der Beerdigung veröffentlicht, was ich als einen Mangel an Noblesse und Menschlichkeit empfand“.