Samstag, 8. Juni 2024

Auf geht´s Richtung Wahl!

„Ein zersplitterter Haufen von Nationalstaaten bringt uns nicht weiter. Es braucht mehr Einigkeit und Geschlossenheit.“ Ein Kommentar von „Dolomiten“-Redakteur Rainer Hilpold.

Rainer Hilpold: Die EU gibt nicht nur die großen Leitlinien vor, sie begegnet uns tagtäglich.

Zu weit weg, zu abgehoben“ – die Vorurteile gegenüber der EU halten sich hartnäckig. In Vorwahlzeiten treten sie vermehrt zutage. Manche nehmen sie sogar als Argument fürs eigene Nicht-Wählen her. Es zu entkräften, ist nicht schwer.

Die EU gibt nicht nur die großen Leitlinien vor, sie begegnet uns tagtäglich. Ein einfaches Beispiel: Der Lebensmitteleinkauf. Zunächst kommen wir an der Obst- und Gemüseabteilung vorbei. Auf der Suche nach Bio-Ware orientieren wir uns am EU-Bio-Label. Das grüne Logo garantiert nicht nur Gentechnikfreiheit, sondern auch, dass die Erzeuger auf organisch-synthetischen Pflanzenschutz und chemisch-synthetische Düngemittel verzichten.

„Wissen, was drin ist“: Selbst die Kennzeichnung von Lebensmitteln ist im EU-Recht definiert.
Rainer Hilpold


„Wissen, wo´s herkommt“: In der Frische-Theke treffen wir auf Wurst- und Käsespezialitäten mit EU-geschützten Bezeichnungen. Parmesankäse, San-Daniele-Schinken, Südtiroler Speck oder Stilfser Käse geben via g.U.- oder g.g.A-Siegel Auskunft über ihre Herkunft und versprechen, dass die Qualität passt.

„Wissen, was drin ist“: Selbst die Kennzeichnung von Lebensmitteln ist im EU-Recht definiert. Die häufigsten Lebensmittelallergene sind hervorgehoben. So findet jeder Allergiker schnell die Inhaltsstoffe, die ihm nicht bekommen – und zwar in jedem Land Europas.

Der Binnenmarkt erleichtert den Warenaustausch und hält die Preise einigermaßen stabil, weil keine Sonderzölle anfallen.
Rainer Hilpold


Im Kühlregal stoßen wir auf Frischmilch; ohne Agrar-Subventionen aus EU-Töpfen würden Grundnahrungsmittel wie dieses wohl nicht mehr hergestellt werden. Der letzte Gang führt uns in die Kosmetikabteilung: Richtig, auch da spielt Brüssel eine Rolle. In den letzten Jahren wurden an die 1000 gesundheitsschädliche Stoffe verboten. Transparenz erhalten wir dank dem EU-Kosmetikrecht.

Bleibt der Verweis auf Auswahl und Preise: Dass wir aus so vielen Produkten wählen können und Lebensmittel erschwinglich bleiben, ist auch das Verdienst der EU. Der Binnenmarkt erleichtert den Warenaustausch und hält die Preise einigermaßen stabil, weil keine Sonderzölle anfallen. Bezahlt wird in Euro – auch er bekanntlich ein EU-„Derivat“.

Es braucht mehr Geschlossenheit, Einigkeit und ein neues Europa-Bewusstsein.
Rainer Hilpold


Kurzum: Die EU steckt überall und sie hilft uns im Alltag. Perfekt aber ist auch sie nicht. Ein großes Problem ist die Überregulierung in vielen Lebens- und Wirtschaftsbereichen. Der Titel „Regulierungsweltmeister“ ist wenig schmeichelhaft, aber treffend. Man rühmt sich damit, Bereiche als erstes zu regeln. Und schießt damit nicht selten übers Ziel hinaus, würgt Innovationen und somit langfristig auch Wachstum ab. Das muss sich ändern; ein wenig freier sollten wir unsere Betriebe schon wieder arbeiten lassen; ihnen mehr zu- und vertrauen. Dann klappt´s auch im Wettbewerb besser.

Wer jetzt daraus schließt, dass es weniger EU bräuchte, irrt sich. Selbst wenn uns dies europafeindliche Kräfte gerade wieder weismachen wollen. Ein zersplitterter Haufen von Nationalstaaten bringt uns nicht weiter. Es braucht mehr Geschlossenheit, Einigkeit und ein neues Europa-Bewusstsein.

Diese EU-Wahl ist eine Richtungswahl. Also, auf geht´s Richtung Wahl!

rainer.hilpold@athesia.it

stol

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