Sonntag, 21. Januar 2024

Vom Computer zur Schnitzerei: Der Weg von Patrick Senoner zum Bildhauer

Der Grödner Bildhauer Patrick Senoner hat kürzlich bei einem Schneeskulpturen-Wettbewerb den zweiten Platz geholt. Seine Leidenschaft bleibt aber das Arbeiten mit Holz. Im Interview erzählt er, wie er zum Schnitzen gekommen ist, was ihn dabei fasziniert und wie ein in Krise geglaubter Beruf aufblühen könnte.

Der Grödner Bildhauer Patrick Senoner arbeitet konzentriert und genau. - Foto: © Patrick Senoner

Von:
Matteo Tomada
STOL: Herr Senoner, Glückwunsch für Ihre tolle Schneeskulptur. Wie bekommt man eine Schneefigur so sauber hin?
Patrick Senoner: Die größte Herausforderung sind die riesigen Dimensionen. Im Holz ist die Figur meistens klein und übersichtlich, im Schnee sind es hingegen gleich 3 mal 3 Meter. Deshalb sieht man die Form der Figur nicht auf Anhieb. Man muss ständig sehr genau messen und ein gutes Modell im Maßstab haben, damit die Arbeit gelingt. Eine weitere Herausforderung ist die Farbe des Schnees, die alles eindimensional erscheinen lässt.


Die Schneeskulptur „Der Mäher“ von Patrick Senoner hat Silber gewonnen. - Foto: © Patrick Senoner





Im Video sehen Sie, wie Patrick Senoner mit seinem Helfer Pietro Colmellere die Schneeskulptur „Der Mäher“ in Wolkenstein realisiert hat.



Mehr zum Schneeskulpturen-Wettbewerb in Wolkenstein lesen Sie hier.



STOL: Normalerweise schnitzen Sie im Holz. Wie sind Sie zur Bildhauerei gekommen?
Senoner: Angefangen hat es bei meinem Opa in der Werkstatt, wo ich als 5-jähriger Bub kleine Hunde schnitzen durfte. Damals wollte ich aber nicht Bildhauer werden. Auch als ich das Grödner Kunstgymnasium „Cademia“ besuchte, wollte ich in Richtung Grafik.


Beim Schnitzen blieb mir etwas, am Ende des Tages sah ich, was ich geleistet hatte.
Patrick Senoner



STOL: Woher dann der plötzliche Wandel?
Senoner: Es störte mich, dass ich einen ganzen Tag lang hart am Computer an meinen Grafiken arbeitete und trotzdem nichts Konkretes schuf. Nachdem ich den Rechner ausgeschaltet hatte, wusste ich nicht mehr, was ich eigentlich getan hatte. Der Computer hatte noch immer die gleiche Form wie am Morgen vor der Arbeit. Beim Schnitzen hingegen blieb mir etwas, am Ende des Tages sah ich, was ich geleistet hatte.


Patrick Senoner und Pietro Colmellere freuen sich über die gelungene Schneefigur. - Foto: © Patrick Senoner




STOL: Wo haben Sie schnitzen gelernt?
Senoner: Nach der Oberschule habe ich den Spezialisierungskurs in der Berufsschule St. Ulrich besucht, wo ich die Möglichkeit hatte, 3 Jahre lang eine Schnitzausbildung zu machen. Gleich anschließend kam die Gesellenprüfung. Danach habe ich noch rund 2 Jahre bei verschiedenen Bildhauern in Gröden das Handwerk gelernt. Seit dem Jahr 2022 bin ich selbstständig und habe meine eigene Werkstatt.


Es gibt immer weniger Bildhauer, aber die Nachfrage nach Skulpturen bleibt in letzter Zeit konstant.
Patrick Senoner



STOL: Ein mutiger Schritt. Bildhauer sind bekanntlich in der Krise, viele mussten schließen. Gibt es denn genügend Arbeit?
Senoner: An Arbeit mangelt es mir nicht – eher an Zeit. Das hat auch damit zu tun, dass es immer weniger Bildhauer gibt, aber die Nachfrage in letzter Zeit konstant bleibt. Wenn man aber als Künstler durchstarten will, ist das sehr schwierig und es braucht eine ordentliche Portion Glück. Ich bin deshalb sehr froh, dass ich seit einigen Jahren auch an der Berufsschule in St. Ulrich Bildhauerei unterrichten darf.


Patrick Senoner bei der Anfertigung seiner Schneeskulptur. - Foto: © Patrick Senoner




STOL: Und in Zukunft? Möchten Sie sich irgendwann nur mehr auf die Bildhauerei konzentrieren?
Senoner: Ich glaube nicht, die Arbeit als Lehrer gefällt mir sehr gut und man bekommt jeden Monat seinen fixen Lohn. Das gibt mir die Freiheit, auch sehr kreative Figuren zu schnitzen, die ich selbst entworfen habe, ohne dabei den Druck zu haben, immer alles verkaufen zu müssen, um etwas zu verdienen.

Patrick Senoner ist auch für Sandskulpturen ein Experte. Hier lesen Sie, wie er mit seinen Schülern einen Riesenkraken gebaut hat.

teo

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