Freitag, 10. November 2023

Hodenhochstand: Genau zum richtigen Zeitpunkt operiert

Der kleine Lorenz* kam mit einem Hodenhochstand auf die Welt. Die Hoden befanden sich bei ihm also nicht in der richtigen Lage im Hodensack. In diesen Fällen muss die Therapie möglichst rasch erfolgen.

Mittlerweile ist Lorenz 15 Monate alt. Seit Kurzem kann er laufen und hält seine Eltern ordentlich auf Trab. (Symbolbild) - Foto: © Shutterstock / shutterstock

Anfangs noch beruhigt

Lorenz kam im August 2022 zur Welt. Bereits am Tag nach seiner Geburt im Krankenhaus Bozen hatten die Kinderärzte beide Hoden nicht im Hodensack ertasten können. Offensichtlich waren sie in der Bauchhöhle oder Leiste verblieben.

Dennoch war seine Mama Sara* anfangs noch nicht wirklich beunruhigt, weil diese innerhalb des ersten Lebensjahres oftmals von allein nach unten wandern. Außerdem entwickelte sich der kleine Lorenz rasch zu einem fröhlichen und sehr lebendigen Baby, das immer bei bester Gesundheit war.

Die Kinderärztin sprach das Problem jedoch jedes Mal bei den Kontrollen an und als Lorenz 6 Monate alt war, ging Sara mit ihm zu einer kinderchirurgischen Visite. „Spätestens ab diesem Zeitpunkt war uns Eltern klar, dass dies so bald wie möglich behandelt werden müsse, damit Lorenz später einmal keine Probleme mit der Fruchtbarkeit haben würde“, erzählt sie.

Mittlerweile hatten sie auch im Internet nachgelesen und sich selbst informiert. Bei der kinderchirurgischen Visite hatte sie auch erfahren, dass in einigen Fällen sogar gar keine Hoden ausgebildet seien, was die Eltern von Lorenz verständlicherweise sehr beunruhigte.

Dringender Handlungsbedarf

Als Lorenz 7 Monate alt war, stand eine urologische Visite an. Diesmal begleitete der Opa die besorgte junge Mutter und das Baby ins Krankenhaus Bozen. „Ich fühlte mich auf der Abteilung Urologie gleich gut aufgehoben“, so Sara. Christian Ladurner, Urologe des Südtiroler Sanitätsbetriebes, untersuchte den kleinen Patienten mit einem Ultraschallgerät. Er konnte in der Leiste einen Hoden sehen, was er als gutes Zeichen wertete. Der Urologe erklärte auch, dass der operative Eingriff noch möglichst vor Abschluss des ersten Lebensjahres gemacht werden sollte.

Genau einen Tag nach seinem ersten Geburtstag hatte Lorenz einen weiteren Termin auf der Urologie im Krankenhaus Bozen. Diesmal untersuchte die Urologin Evi Comploj den kleinen Buben und klärte die Eltern noch einmal genau auf. Weil bei Lorenz die Hoden nicht von allein in den Hodensack gewandert waren, bestand nun Handlungsbedarf.


Foto: © sabes




Für die Funktion der Hoden ist es wichtig, dass die Umgebungstemperatur niedriger ist als die Körpertemperatur. Aus diesem Grund liegen sie im etwas kühleren Hodensack. Wenn sie zu lange im Körperinneren verbleiben, besteht die Gefahr, dass sie Schäden davontragen. Das kann im späteren Leben zu Zeugungsunfähigkeit führen. Auch das Risiko, an Hodenkrebs zu erkranken, steigt deutlich. Deshalb war es Comploj wichtig, den kleinen Patienten so bald wie möglich zu operieren. Sie sagte den Eltern, dass die OP gewissermaßen eine „Hodensuche“ sein würde. Möglicherweise seien sogar mehrere OPs notwendig, weil sich die Hoden sozusagen verstecken könnten.

Das Taufkettchen brachte Glück

Nun ging alles sehr schnell, bereits 2 Wochen nach dieser Untersuchung wurde Lorenz operiert. „Wir sollten schon frühmorgens ins Bozner Krankenhaus kommen. Alle waren sehr nett und bemühten sich, uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen.“, erinnert sich Sara. Lorenz bekam eine Narkosecreme, so dass er beim Legen des venösen Zugangs keine Schmerzen verspürte. Er durfte auch in den Armen seiner Mama bleiben, bis die Narkose ihre Wirkung zeigte und er eingeschlafen war, damit er die Trennung von ihr nicht bemerkte.

Sara berichtet, dass sie „großes Vertrauen hatte und sich sicher war, dass Lorenz in guten Händen war.“ Während der OP hielt sein Papi Lorenz„ Taufkettchen die ganze Zeit in der Hand - das sollte ihm Glück bringen.

Um 11 Uhr konnte die Urologin Evi Comploj endlich die gute Nachricht überbringen. Sie hatte eine Bauchspiegelung, eine sogenannte laparoskopische Operation durchgeführt, die optimal verlaufen war. Die Hoden waren vorhanden gewesen und es war ihr gelungen, beide in die richtige Lage in den Hodensack zu bringen.

Mama Sara durfte gleich zu Lorenz, der kurz darauf aufwachte. Die beiden verbrachten noch den restlichen Tag in der Abteilung für Pädiatrie, wo sie gut umsorgt wurden. Lorenz hatte die OP sehr gut überstanden und war gleich wieder voller Tatendrang, deshalb bestand auch die größte Schwierigkeit darin, den aktiven kleinen Buben so zu beschäftigen, dass er möglichst ruhig blieb. 10 Tage lang musste er Anstrengungen vermeiden und durfte nicht mit seinem geliebten Bobby Car fahren, baden oder schwimmen gehen. Sara erzählt, dass sie in dieser Zeit häufig Bilderbücher mit Lorenz anschaute und viel mit ihm im Kinderwagen spazieren fuhr. Die erste Kontrolluntersuchung mit Ultraschall, 4 Wochen nach der OP, war erfreulich. Beide Hoden lagen nämlich in der richtigen Position im Hodensack.

Je früher Hodenhochstand erkannt wird, desto besser

Der Urologin des Sanitätsbetriebes Evi Comploj ist es wichtig, Eltern zu diesem Problem zu sensibilisieren. „Je früher der Hodenhochstand diagnostiziert und therapiert wird, desto besser ist das Ergebnis. Mit Vollendung des 12., allerspätestens 18. Lebensmonats, sollte die Behandlung abgeschlossen sein. Leider werden uns die Kinder im Durchschnitt viel zu spät vorgestellt und operiert. Dies muss sich dringend ändern und verbessern.“

Mittlerweile ist Lorenz 15 Monate alt. Seit Kurzem kann er laufen und hält seine Eltern ordentlich auf Trab. Heute erinnern nur noch einige kleine, kaum sichtbare Schnitte an die OP. Auch in Zukunft muss er noch regelmäßig zu Kontrollen auf die Urologie. Lorenz ist jedoch genau zum richtigen Zeitpunkt operiert worden und hat somit die optimalen Voraussetzungen, dass sich die Hoden gut entwickeln und voll funktionsfähig sein werden.

* Name von der Redaktion geändert

stol

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