Marcel Insam: (lacht) Das Schöne am Calcetto ist die große Abwechslung. Man spielt immer mit anderen Leuten, und es ist viel Kopfsache dabei: Man muss nämlich seine Aufregung vor allem bei Turnieren unter Kontrolle halten, sonst verliert man. Das Tolle am Spielen sind aber vor allem die gute Gemeinschaft und der Spaß natürlich.
STOL: Klingt jetzt eher nach einem Sport und nicht nach einem Spiel.
Insam: Für mich ist es definitiv Sport. Es gibt ja auch italienweit Turniere und Meisterschaften – in Südtirol aber leider nicht. Hierzulande gibt es nur Turniere, die von Privatpersonen organisiert werden. Wir sind in Südtirol einer der einzigen aktiven Vereine. Das Interesse für den Sport ist in diesem Land eher gering. Die italienischen Ligen nehmen uns auch gar nicht wahr.
STOL: Sind die Italiener zu gut in dem Sport?
Insam: Natürlich spielen sie auf einem anderen Niveau, aber wir hätten auf jeden Fall Interesse mitzuspielen, und einige von uns könnten vielleicht sogar mithalten. Bis es soweit ist, müssen wir uns aber selber helfen.
STOL: Was heißt das?
Insam: Dass wir unsere eigenen Meisterschaften austragen müssen. Zum Beispiel organisiert unser Verein am Samstag in der Feuerwehrhalle von Runggaditsch eine Landesmeisterschaft, wo Teilnehmer aus ganz Südtirol mitmachen können und ihre Calcetto-Künste unter Beweis stellen können.
STOL: Klingt nach viel Arbeit. Wann ist bei Ihnen die Leidenschaft für den Sport entstanden?
Insam: Mein Vater hatte daheim einen selbstgebauten Calcetto, und ich habe damals damit gespielt. In meiner Jugend bekam ich dann meinen eigenen Tischkicker, und von da an spielte ich regelmäßig mit meinen Freunden. Im Jahr 2015 entschieden wir uns dazu, den „Calcetto Club Gherdëina“ zu gründen. Seit neuestem baue ich mit einem Freund von mir außerdem Tischkicker aus Holz – wie mein Vater früher.
STOL: Wer hat Ihnen das Calcetto-Spielen beigebracht?
Insam: Ich habe mir das Spielen großteils mühselig von alleine beigebracht. Stundenlang übte ich als Jugendlicher mit meinem Tischkicker Verteidigungsstrategien und Angriff-Tricks und spielte mit Gegnern aus ganz Südtirol. Mittlerweile übe ich mit meinen Vereinskollegen jeden Mittwoch in unserem Keller, wo wir 4 Tischkicker haben. Der Vorteil am gemeinsamen Üben ist, dass man sich viel von erfahrenen Spielern abschauen kann und sich damit schnell verbessert.
STOL: Gibt es noch erfahrenere Spieler als Sie?
Insam: Wir hatten vor einigen Monaten den italienischen Calcetto-Meister, Massimo Caruso, bei uns zu Gast. Er hat mit allen Vereinsmitgliedern einen Kurs im Calcetto-Spielen gemacht. Er hat uns aber auch erzählt, dass man vom Sport alleine nicht leben kann, auch wenn man zur Weltklasse gehört. Das ist sehr schade. Ich finde, der Sport sollte mehr gefördert werden – auch in Südtirol.
STOL: Nehmt ihr neue Mitglieder im Verein auf?
Insam: Natürlich können sich alle bei uns melden – auch blutige Anfänger. Wir zeigen ihnen dann, wie man richtig angreift und effektiv verteidigt. An einigen Trainingsabenden schauen wir uns konkret Fehler an und versuchen diese auszubügeln.
STOL: In Ihrem Verein spielen mittlerweile auch viele junge Leute mit. Glauben Sie, es geht mit dem Calcetto-Trend wieder aufwärts?
Insam: Das ist schwierig zu sagen. Ich sehe, dass bei uns im Dorf das Interesse am Sport zunimmt. Auch im Vinschgau scheint der Sport zunehmend beliebt zu sein – 5 Mannschaften haben sich bereits zur Landesmeisterschaft angemeldet. Das ist schon ein gutes Zeichen. Dass der Sport einmal wieder so beliebt wird wie früher, wage ich zu bezweifeln. Ich hoffe es aber stark, weil es ein sehr toller Sport ist.