Montag, 11. Dezember 2023

Elegante Krimikomödie über Glück und Zufall

Blick ins Kino: Die verheiratete Galeristin Fanny (Lou de Laâge) trifft zufällig ihren alten Schulfreund Alain (Niels Schneider), der ihr gesteht, dass er schon immer eine Schwäche für sie hatte. So beginnt „Coup de chance“ (Glücksfall) der neue Film von Woody Allen, der auch sein letzter als Regisseur sein könnte. Von Micaela Taroni

Fanny (Lou de Laâge) glaubte glücklich verheiratet zu sein, doch als sie zufällig auf Alain (Niels Schneider), einen ehemaligen Schulfreund, trifft, verliert sie den Kopf... - Foto: © wikipedia Commons

Fanny hat alle künstlerischen Ambitionen aufgegeben und ist mit Jean (Melvil Poupaud) verheiratet, einem wohlhabenden Unternehmer, der seine Zeit zwischen Auktionssälen, Empfängen und Cocktails verbringt.


Micaela Taroni




Er ist genau das Gegenteil von Alain, der Schriftsteller werden möchte, elektrische Züge sammelt und die Pariser Antiquariate besucht.


Zwischen Fanny und Alain entsteht eine unausweichliche Liebesbeziehung, die schnell stürmisch wird. Glück ist jedoch nicht auf der Seite der jungen Liebenden, denn der wohlhabende Jean engagiert einen Privatdetektiv, um herauszufinden, was mit seiner Frau geschieht. Von hier an verblassen die lebhafteren Farben des Films und der Zuschauer taucht ein in die nuancierteren Tönungen des Thrillers mit unberechenbarem Finale.


Woody Allen - Foto: © AFP / ANDER GILLENEA




Der Film, der erste, den Woody Allen auf Französisch dreht, spielt in einem herbstlichen Paris, zeitgemäß und schnörkellos, und erzählt von der Rolle, die Glück und Zufall im Leben eines Paares spielen. Der 87-jährige Regisseur führt den Zuschauer in eine hochspannende Geschichte von Verrat, Misstrauen und Gefahr, in dem man die latente Spannung von „Vicky Cristina Barcelona“ wiederfindet, gleichzeitig aber auch den sanften und subtilen Humor von „Manhattan“.


Paris kommt hier ganz besonders gut zur Geltung und bildet den perfekten Hintergrund für eine federleichte, aber spannende Gesellschaftskomödie, die von der heiteren Stimmung des Anfangs bald zu einem immer spürbareren Drama in der zweiten Hälfte übergeht. Eine leicht makabre Atmosphäre beherrscht die elegante Krimikomödie, die die Abgründe eines biederen Lebens und die Tücken der Liebe und des Zufalls erforscht.
Der 50. Film von Woody Allen besitzt zwar nicht den Biss und die Originalität früherer Werke, punktet aber mit einem spannenden Drehbuch und einem bestens ausgewählten Darsteller-Ensemble. Vor allem die zweite Hälfte des Films mit ihrer mild-makabren Atmosphäre fesselt den Zuschauer bis zum überraschenden Ende.


Woody Allen scheint sich in Paris so wohl zu fühlen, wie in seinem geliebten New York, in dem die meisten seiner Werke spielen. Weil er wegen der im Zuge von #MeToo wieder hochgekommenen Missbrauchsvorwürfen in den USA keine Filmfinanzierung mehr findet, sucht er nun in Europa nach Mitteln für weitere Werke. Stets besonders geschätzt wurde der „Stadtneurotiker“ seit Beginn seiner Karriere in Frankreich. „Warum ich einen Film auf Französisch gedreht habe? Wir sind alle mit europäischen Filmen aufgewachsen und haben immer davon geträumt, einen klassischen europäischen Film zu drehen. Ich wollte mich wie ein französischer Regisseur, ein deutscher, ein italienischer, kurz gesagt, wie ein europäischer Regisseur fühlen“, sagt Woody Allen.

Termine:
Filmclub Bozen und Meran , UCI Films Bozen

Die 10 besten Filme von W. Allen


10. Bananas, 1971
9. Matchpoint, 2005
8. Die letzte Nacht des Boris Gruschenko (Love and Death), 1975
7. Manhattan, 1979
6. Sweet and Lowdown, 1999
5. Verbrechen und andere Kleinigkeiten (Crimes and Misdemeanors), 1989
4. What’s up, Tiger Lilly? (1966)
3. Hannah und ihre Schwestern (Hannah and her Sisters), 1986
2. Der Stadtneurotiker (Annie Hall), 1977
1. Zelig, 1983

eva

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