Samstag, 15. Juli 2023

Hollywood: Streikposten vor Filmstudios errichtet

Am ersten Tag ihres Streiks haben Hollywoods Schauspielerinnen und Schauspieler Streikposten vor den großen US-Filmstudio in Los Angeles errichtet. Hunderte Streikende zogen am Freitag mit Plakaten zum Netflix-Gebäude am legendären Sunset Boulevard und vor die Studios von HBO, Amazon und Paramount. Nach mehr als 60 Jahren streiken die Schauspieler und Drehbuchautoren in den USA erstmals wieder gemeinsam. Sie dürften den Betrieb in Hollywood auf unbestimmte Zeit lahmlegen.

Hollywoods Schauspieler legen die Arbeit nieder. - Foto: © APA/GETTY IMAGES NORTH AMERICA / MARIO TAMA

Unterstützung bekamen sie von hupenden Autofahrern. Im Kampf um bessere Vergütung sowie um Regelungen beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz begann die Arbeitsniederlegung nach Angaben der Schauspielgewerkschaft SAG-AFTRA Freitag früh um 00.01 Uhr Ortszeit in Los Angeles (09.01 Uhr MESZ).

Via Twitter verkündete die Gewerkschaft den Streikstart mit einem schwarzen Bild. Zuletzt gab es einen solchen Doppelstreik in den USA im Jahr 1960. Erwartet wurde, dass sich in den USA nun zahlreiche Schauspieler im Laufe des Tages zu den Drehbuchautorinnen und -autoren gesellen, die schon seit Anfang Mai mit Schildern und Sprechchören etwa in Los Angeles und New York streiken. Der Darsteller-Streik war am Donnerstag offiziell beschlossen worden, nachdem trotz wochenlanger Verhandlungen keine Einigung mit dem Verband der TV- und Filmstudios AMPTP erzielt werden konnte.

Der Streik sei für sie „historischer Moment“, sagte die 44-jährige Vera Cherny, die vor allem aus den Serien „The Americans“ und „For All Mankind“ bekannt ist. „Es ist an der Zeit, dass wir die Verträge abschließen, von denen zukünftige Generationen von Schauspielern profitieren werden. Genau wie 1960“, sagte die Schauspielerin.

Auch Stars wie Allison Janney („The West Wing - Im Zentrum der Macht“), Mandy Moore („This Is Us - Das ist Leben“) und Ben Schwartz („Sonic the Hedgehog“) machten bei den Streikposten mit. Jason Sudeikis und Susan Sarandon beteiligten sich an einer Kundgebung in New York.

Nach gescheiterten Verhandlungen mit den großen Filmstudios waren die Schauspielerinnen und Schauspieler der einflussreichen Gewerkschaft Screen Actors Guild (SAG-AFTRA) um Donnerstag um Mitternacht in den Streik getreten. Es ist der erste Streik der US-Schauspieler seit 1980. Weil seit elf Wochen auch die US-Drehbuchautoren streiken, erlebt Hollywood damit erstmals seit mehr als 60 Jahren einen Doppelstreik.

Hatte die seit Wochen andauernde Arbeitsniederlegung der Drehbuchautoren Produktionen für Kino und Fernsehen bereits stark behindert, dürften viele Film- und Serienprojekte jetzt wegen des Schauspieler-Streiks endgültig zum Erliegen kommen. Zudem werden geplante Mega-Premieren für bereits vollendete Filme ausfallen oder verschoben werden müssen, weil die Schauspieler wegen des Streiks nicht über den Roten Teppich laufen werden.

Die SAG-AFTRA vertritt 160.000 Schauspielerinnen und Schauspieler, unter ihnen Stars Meryl Streep, Jennifer Lawrence und Glenn Close. Die Gewerkschaft fordert von Studios und Streaminganbietern wie Disney, Paramount und Netflix höhere Gagen sowie Zusicherungen zum künftigen Umgang mit Künstlicher Intelligenz. Eine Frist für eine Einigung bei den Verhandlungen mit der Vereinigung der Film- und Fernsehproduzenten (AMPTP) war in der Nacht zum Donnerstag ohne Ergebnis ausgelaufen.





Nach Einschätzung von US-Medien können nun kaum noch Filme und Serien gedreht werden. Mit wenigen Ausnahmen müssten nun alle Dreharbeiten mit Schauspielerinnen und Schauspielern vor der Kamera eingestellt werden, hieß es von der SAG-AFTRA. Zudem dürfen die Gewerkschaftsmitglieder eben auch keine Arbeit hinter der Kamera übernehmen, wie etwa Synchronsprecharbeiten, oder ihre Filme und Serien durch Werbeauftritte und Interviews bewerben. Die Gewerkschaft kündigte an, diese Bedingungen streng kontrollieren zu wollen.

Es wird noch dauern, bis Kinobesucherinnen und Kinobesucher die Auswirkungen der Streiks bemerken, da die meisten Blockbuster für dieses Jahr bereits abgedreht sind. Doch im TV-Bereich dürfte sich die Wirkung schneller entfalten. Schon der Streik der Drehbuchautorinnen und -autoren hatte der Branche zugesetzt: In den Vereinigten Staaten werden bereit Wiederholungen von Late-Night-Shows ausgestrahlt und eine große Zahl der Fernseh- und Filmproduktionen hat die Arbeit eingestellt oder unterbrochen. Wenn sich der Doppelstreik gegebenenfalls Monate hinzieht, könnten sich neue Staffeln populärer Sendungen verzögern.

Erste Auswirkungen des Schauspielerstreiks waren jedenfalls in Deutschland bereits zu bemerken, da die Hollywoodstars Ryan Gosling und Margot Robbie am Freitag ihr Fernbleiben vonb einem PR-Termin zum „Barbie“-Film in Berlin am Samstag angekündigten. Von den Stars kamen Solidaritätsbekundungen für ihre vielen deutlich schlechter bezahlten Kolleginnen und Kollegen. Bei einer Premiere des „Barbie“-Films in London sagte Robbie Medienberichten zufolge, sie unterstütze „alle Gewerkschaften nachdrücklich“. Direktorin Greta Gerwig sagte, sie „möchte wirklich, dass sie stark bleiben und ihren Kampf gewinnen.“

apa

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