Samstag, 14. September 2024

Südtirol: Weniger Fehlgeburten, aber mehr Abtreibungen

Der aktuelle Bericht des Landesinstituts für Statistik Astat zeigt deutliche Veränderungen in Südtirol. Während die Zahl der Fehlgeburten rückläufig ist, gibt es einen Anstieg bei den Schwangerschaftsabbrüchen. Trotz dieser Entwicklungen bleibt das Thema Abtreibung in Südtirol nach wie vor ein sensibles und kontrovers diskutiertes Thema, da viele medizinische Fachkräfte den Eingriff aus Gewissensgründen ablehnen.

Die Zahl der Abtreibungen in Südtirol nahm im vergangenen Jahr zu. Die Zahl der Fehlgeburten ist dagegen rückläufig. - Foto: © shutterstock

Der aktuelle Jahresbericht des Landesinstituts für Statistik Astat über Schwangerschaftsabbrüche und Fehlgeburten in Südtirol für das Jahr 2023 zeigt einige bemerkenswerte Entwicklungen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 547 freiwillige Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt, was einen Anstieg von 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.

Auffällig ist, dass ein Drittel (33,6 Prozent) der Frauen, die einen Abbruch vornehmen ließen, Frauen ausländischer Herkunft sind. Im Verhältnis ist die Abbruchrate bei ausländischen Frauen deutlich höher als bei Südtirolerinnen.

Zudem gab es eine deutliche Zunahme von Schwangerschaftsabbrüchen in einem sehr frühen Stadium. Mehr als die Hälfte (52,7 Prozent) der Abbrüche fand bereits vor der 8. Schwangerschaftswoche statt, was zeigt, dass viele Frauen den Eingriff in den frühesten Phasen der Schwangerschaft vornehmen lassen. Nur ein kleiner Anteil der Abbrüche (5,7 Prozent) wurde nach der 12. Woche durchgeführt, wobei in diesen Fällen meist medizinische Indikationen eine Rolle spielten.

Zunahme von Schwangerschaftsabbrüchen durch Medikamente

Eine Analyse der Daten nach Altersklassen zeigt, dass die Mehrheit der Frauen, die einen freiwilligen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen, zwischen 18 und 29 Jahre alt sind (45 Prozent). Dicht dahinter folgen Frauen im Alter von 30 bis 39 Jahren mit einem Anteil von 42,4 Prozent. 10 Prozent der betroffenen Frauen sind mindestens 40 Jahre alt, während der Anteil der unter 18-Jährigen lediglich 2,4 Prozent beträgt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Zunahme pharmakologischer Schwangerschaftsabbrüche. Im Jahr 2023 wurden fast die Hälfte aller Abbrüche (45,9 Prozent) medikamentös durchgeführt, während es im Jahr 2022 noch 36,5 Prozent waren.

In den meisten Fällen konnte der Eingriff innerhalb eines Tages abgeschlossen werden und die Frauen konnten das Krankenhaus in weniger als 24 Stunden verlassen.

Hohes Alter als Risikofaktor für eine Fehlgeburt

Parallel dazu zeigt der Astat-Bericht, dass die Zahl der Fehlgeburten im Jahr 2023 um 21,5 Prozent auf 395 Fälle gesunken ist. Das Durchschnittsalter der Frauen, die eine Fehlgeburt erlitten, lag bei 33,4 Jahren.

Dabei gilt es hervorzuheben, dass die Rate der Fehlgeburten bei Frauen ausländischer Herkunft mit 6,4 pro 1000 Schwangerschaften fast doppelt so hoch wie bei italienischen Frauen (3,1 pro 1000 Schwangerschaften).

Das höhere Alter der Frauen zum Zeitpunkt der Schwangerschaft ist der größte Risikofaktor für eine Fehlgeburt: So ist die Abbruchziffer bei den Frauen ab 40 Jahren deutlich höher als in den anderen Altersklassen.

Abtreibung nach wie vor ein kontroverses Thema

Ein ethisch und gesellschaftlich relevanter Punkt im Bericht ist die Tatsache, dass fast 60 Prozent der Gynäkologinnen und Gynäkologen in Südtirol aufgrund von Gewissensgründen keine Schwangerschaftsabbrüche durchführen.

Dies zeigt, dass das Thema Abtreibung in Südtirol, aber auch über die Landesgrenzen hinaus nach wie vor ein kontroverses Thema ist.

jno

Kommentare
Kommentar verfassen
Bitte melden Sie sich an um einen Kommentar zu schreiben
senden